Spaziergang in den Kirschhainen am Mont-Ventoux
Einzigartige Qualität und ein Durchmesser von mindestens 24 Milimeter! Die Kirschen rund um den Mont Ventoux tragen das Label "geschützte geografische Angabe Côteaux du Ventoux". Bild: © Valiz-Storiz

Kulinarische Spezialitäten aus der Provence gegen den Corona Blues

Reise-Fastenzeit gepaart mit grauem Himmel gehören zur derzeitigen Großwetterlage. Umso nettere Szenarien sollte man sich für die Zeit danach ausmalen. Die Provence und die Côte d’Azur regen nicht nur Träume an. Wanderungen im Hinterland oder an der Küste laden die Batterien auf. Wenn man dazu regionale Spezialitäten verkostet, ist das wie Balsam für die Seele. Nachfolgend ein paar Ideen, um dem Blues zu entkommen.

Das Vaucluse in der Kirschensaison bereisen

Ob bis zur Kirschblüte Reisen wieder möglich ist, steht noch in den Sternen. Bis zur Reife der Früchte könnten aber Ausflüge in die edelsten Kirschhaine Frankreichs wieder klappen. Die Kirschen rund um den Mont Ventoux sind nämlich die Einzigen im Land der Feinschmecker, die mit einer geschützten geografischen Angabe punkten können: „Côteaux du Ventoux“. Auf den Pariser Märkten werden sie zu Spitzenpreisen verkauft, denn laut Bestimmungen müssen sie optimale Reife sowie homogene rote Farbe aufweisen. Zudem größer als 24 Millimeter sein und von Hand gelesen werden. Sechs Sorten, darunter die Burlat-Kirsche, sind innerhalb der festgelegten Zone zugelassen, die sich vom Norden des Ventoux bis zum Süden des Luberon erstreckt und durch die Monts de Vaucluse verläuft. Siebzig Hersteller gibt es derzeit in der geografischen Angabe, die ihre Kirschen auch vor Ort verkaufen und zu normaleren Preisen als in Paris. Wer durch die Haine wandert, ob zur Blüte oder zur Saison, erhält neben einer Portion Frischluft Einblick in die Produktion und darf dabei den Gaumen verwöhnen.

Kirschlese in Venasque im Vaucluse
Auf den Pariser Märkten werden die Kirschen aus dem Vaucluse zu Spitzenpreisen verkauft. Bild: © Alain Hocquel / VPA

Im Var dem Meeresgott huldigen

Die Zöllnerpfade entlang der französischen Küste wurden im napoleonischen Kaiserreich eingerichtet, um gegen Schmuggler vorzugehen. Heutzutage sind es Wanderpfade, die einem auf aktive Weise die mediterrane Schönheit näher bringen. Zwischen Saint-Cyr und Bandol, Six-Fours-les-Plages und Hyères, Argentière bis Fort Brégançon, entlang dem Strand von Pampelonne oder im Esterel-Massiv: neben jodhaltiger Meeresluft beschenkt die Landschaft vor allem die Augen und das Gemüt. Dabei bietet sich ein Päuschen in einem der vielen Restaurants entlang der Strecken an, wo man den Gaumen mit Meeresspezialitäten verwöhnt. Drachenkopf, Rotbarbe, Goldbrasse oder Seebarsch werden fangfrisch zubereitet. Meeresfrüchteliebhaber freuen sich an Seeigel, Teufelskrabbe und Soupions,  Mini-Tintenfische. Wer früh unterwegs ist, sollte einen Fischmarkt besuchen. Am Hafen von Sanary-sur-Mer präsentiert sich jeden Morgen ein geselliges hin und her. Fürs Aperitif mit Meeresfrüchten kehrt man ins danebenliegende Hotel-Restaurant de la Tour ein – hier waren schon Thomas Mann und viele andere Exilliteraten gern gesehene Gäste.

Küstenwanderung im Département Var
Küstenwanderung im Département Var. Bild: © Var Tourisme / Laure Pizzocaro

Spitzenköche punkten mit Nachhaltigkeit

Die Dichte an Michelinsternen ist im Departement Vaucluse traditionell hoch. Vor Erscheinen der neuen Gastroführer-Ausgabe steigt demnach die Spannung über die Neuordnung der Konstellationen. Bei den Zugängen brillieren in diesem Jahr Jungtalente wie Camille Lacome vom Restaurant „Mère Germaine“ in Châteauneuf-du-Pape oder Mathieu Demarest vom Restaurant „Pollen“ in der Altstadt Avignons. Bemerkenswert sind seit der letztjährigen Erstvergabe die grünen Michelinsterne, die den Einsatz für nachhaltige Gastronomie hervorheben. Diese Auszeichnung wirkt ergänzend zur eigentlichen Bewertung der Küche. Im Vaucluse ergatterten gleich drei Restaurants den grünen Stern für ihre ökologischen Bemühungen: „La Fenière“ in Lourmarin, „Le Clos de l’Oustalet“ in Gigondas und „La Mirande“ in Avignon. Als Garten Frankreichs bietet das Vaucluse Spitzenköchen einerseits die Nähe zu den Bezugsquellen für frische Produkte und fördert durch die hohe landwirtschaftliche Tätigkeit die nachhaltige Entwicklung. Was von der Gastronomie beherzt wird, würdigt zurzeit nur der Guide Michelin.

Reine & Nadia Sammut von der Auberge de la Fenière
Reine & Nadia Sammut von der Auberge de la Fenière. Bild: © Auberge de la Fenière

Palace-Hotel mit Öko-Gemüsegarten

Saint-Tropez ist hype wie seine Klientel. So erstaunt es kaum, wenn das Hotel Byblos als erstes Luxushotel im Ort mit einem Bio-Gemüsegarten von sich reden macht. Zusammen mit der Vereinigung „Partager la Terre“ hat der Chefkoch Rocco Seminara den 300 Quadratmeter großen Fleck in Permakultur angelegt. Neben traditionellen Pflanzen fördert man auch originelle, alte und vergessene Gemüsesorten. Das schafft neue Kreationen, während der Gast neuartige Geschmacksnoten entdeckt. Wenn schon Bio-Garten, müssen auch Bienen her. Obwohl sie in klassischen Bienenstöcken hausen, wäre der Begriff  Insekten-Luxushotel eigentlich treffender. Der Blütenhonig vom Byblos gibt es zum Frühstück, Gäste kaufen ihn sogar gerne als Souvenir. Sich mit der Natur zu befassen hat die Küchenbrigade zu neuem Denken angeregt, was sich vor allem an bewussteren Arbeitsprozessen zeigt. Zum Beispiel wurde Bioabfall reduziert oder man gewinnt für Zubereitungen jeglicher Art aus dem Sud von Gemüseschalen Brühe. Es versteht sich von selbst, dass das Byblos alle zugekauften Lebensmittel möglichst von lokalen Produzenten bezieht.

Garten in Permakultur des Hotel Byblos in Saint-Tropez
Garten in Permakultur des Hotel Byblos in Saint-Tropez. Bild: © Hôtel Byblos

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