Im Westen Irlands prunkt der Walled Garden der ältesten irischen Benediktinerabtei auch dank deutscher Gartenkunst. Anjy Gohlke ist seit vielen Jahren Chefgärtnerin der älteste irische Benediktinerinnenabtei, Kylemore Abbey, die jedes Jahr 500.000 Touristen anzieht. Zu Zeiten der Corona.Krise gibt sie einen Einblick in ihren Arbeitsalltag.
Geboren 1974 in Ost-Berlin war es für Anja Gohlke Realität, für besondere Lebensmittel oder Bekleidung stundenlang Schlange zu stehen oder Dinge gleich selbst herzustellen. Ihre Mutter leitete als Lehrerin den Schulgarten und nahm Anja häufig mit. Später studierte Anja Gohlke Gartenbau und absolvierte eine dreijährige Ausbildung als Landschaftsgärtnerin, wo Sie das Geschäft von der Pike auf lernte. 2002 wurde ihr die Position als Assistant Head Gardener in Kylemore Abbey angeboten. Nachdem Head Gardener Ann Golden am Ende des Jahres unerwartet weiterzog, fungierte Sie fortan als Chef und bekleidet diese Position seit 2004 auch offiziell. Sie leitet ein Team von sechs hauptamtlichen Gärtnern und studentischen Hilfskräften. Die Anforderungen haben sich in den vergangenen 18 Monaten verändert: Kylemore Abbey gehört mittlerweile zu den ersten Adressen in Irland mit großem Fokus auf den Tourismus. Zu den Spezialitäten von Kylemore Abbey nur fünf Kilometer vom Atlantik entfernt gehört die Verwendung von alten Pflanzen aus der Zeit vor 1901. Jedes Jahr werden 50.000 Samen gesetzt und gezogen, vornehmlich im eigenen Gewächshaus. Privat lebt Anja Gohlke mit ihrem Partner und drei Töchtern in einem Haus mit Naturgarten.
3 Fragen an Anja Gohlke
1. Wie bist du damals nach Irland gekommen?
Ich habe Landschaftsarchitektur und Umweltplanung in Berlin studiert und bin nach meinem Abschluss 2001 zum Auslandspraktikum hier nach Kylemore Abbey & Garden gekommen, eigentlich nur für drei Monate. Der Plan war eigentlich danach zurück nach Berlin zu gehen und mich als Landschaftsarchitektin zu bewerben. Nun hatte ich aber einen irischen Mann kennengelernt und mich daher entschlossen, in Irland nach einem Job zu suchen. Ich hatte Glück, dass damals die Stelle als stellvertretende Gartenmanagerin in Kylemore frei wurde und sie mir angeboten wurde… so hat sich das entwickelt. Nach nur einem Jahr war ich dann Managerin und bin mittlerweile seit nunmehr 18 Jahren verantwortlich im restaurierten Mauergarten in Kylemore Abbey & Garden.
2. Wie erlebst du diese aktuelle Zeit?
Wir sagen hier: it is a weird time, was soviel heißt, dass wir eine seltsame, ungewisse Zeit erleben. Keiner weiß momentan wohin die Reise geht. Irland ist viel strikter als Deutschland, momentan dürfen wir uns nur fünf Kilometer vom Wohnort wegbewegen, es sei denn man geht arbeiten und einkaufen. Für uns in Kylemore, als eine der größten Touristenattraktionen Irlands ist es natürlich besonders schwer, weil ca. 90 Prozent unserer Besucher wegfallen. Nur ca. 10 Prozent kommen aus dem irischen Markt. Kylemore wird erst wieder Mitte Juli öffnen, so sehen die Prognosen momentan aus. Ich arbeite zurzeit mit einem sehr kleinen Team, um den Garten so weit wie möglich aufrecht zu erhalten, was natürlich extrem hohen Druck für uns bedeutet. Alle meine internationalen Studenten kann ich dieses Jahr nicht aufnehmen. Momentan hätte ich vier Studenten aus Deutschland und Frankreich. Auf der anderen Seite haben wir Glück eine Arbeit zu haben, vielen Iren geht es da ganz anders. Auch die Schulen machen erst wieder September auf, was bedeutet, dass viele Eltern gar nicht arbeiten gehen können. Meine Kinder sind zum Glück alt genug, um ein paar Stunden alleine Zuhause zu sein und homeschooling in Eigenregie zu machen.
3. Was ist im Augenblick deine Lieblingsaufgabe im Garten?
Wir haben gerade angefangen, unsere selbstgezogenen Sämlinge auszupflanzen – eine schöne aber sehr arbeitsintensive Zeit. Alle formalen Beete müssen erst komplett von Frühjahrspflanzen und Zwiebeln befreit werden, eigener Kompost aufgetragen, die Beete neu aufgebaut und dann bepflanzt werden. Das Gleiche gilt für den Gemüsegarten. Man muss bedenken, dass unser Garten insgesamt 24.000 m2 groß ist und wir sehr vom Wetter abhängen. Der Atlantik ist nur fünf Kilometer weg von Kylemore. Wenn das Wetter gut ist, ist fast jede Aufgabe schön. Mein Job ist so reizvoll, weil jeder Tag anders ist und ich unglaublich viele verschiedene Aufgaben in meinem Bereich habe. Von Pflanzenaufzucht und der Forschung nach alten Sorten bis hin zum Marketing, vielen Führungen, Management und manchmal auch der Schafsjagd, wenn mal wieder ein verirrtes Tier es bis in unseren Garten geschafft hat.
1 Kommentar zu „Einblicke in die Arbeit der Chefgärtnerin von Kylemore Abbey“
Hallo!! Wir waren vor kurzem bei Ihnen in der wunderschönen Anlage von Kylemore Abbey und mir fielen so große aus geblühte ähnlich wie Agaven auf.
Meine Frage: Was sind das für Pflanzen und wie heißen sie ? Und dann fällt mir gerade noch eine Frage ein wie heißt die Yuucapalme die bei Ihnen
Baumgross wird ? Übrigens Ireland ist wunderschön nur die Andenken nicht, wir hatten beide Corona.
MfG.Johannes Stratmann