Ein wenig aus der Zeit gefallen fühlt es sich an, wenn einem das Wort Sommerfrische in den Sinn kommt. Bilder von gut gekleideten Menschen in langen Röcken mit weißen Sonnenschirmen, die in romantischer Landschaft wandeln tauchen vor dem inneren Auge auf. Im Fin de Siècle, wie man die Zeit zwischen 1886 und dem ersten Weltkrieg nannte, gehörte es zum guten Ton, im Sommer sein Leben aufs Land zu verlagern und gemeinsam mit Kaiser, Hofstaat und Künstlern die Regionen um Semmering, Schneeberg, Rax, Baden bei Wien und Bad Vöslau zu erkunden.
Wenn im Hochsommer die schwüle Hitze in der Stadt die Menschen plagte, flohen viele Berühmtheiten hinaus aufs Land und in die Berge. Allen voran natürlich Kaiser Franz Josef, der sich gerne im Wienerwald erholte. Kaiser Karl und Kaiserin Zita pflegten ebenfalls ihre Sommerfrische, und Sigmund Freud war ein begeisterter Wanderer. Nicht zu vergessen Ludwig van Beethoven, der schon 1804 die entspannte Atmosphäre von Baden im Wienerwald zum Komponieren auswählte. Die illustre Mischung aus Hochadel, Künstlern und Wissenschaftlern zog wohlhabende Menschen mit sich, die sich elegante Villen bauen ließen oder in prachtvollen Hotels ihre Erholung fanden.
Auch wenn die Zeit nicht stehen geblieben ist – die nostalgische Eleganz ist in ganz Niederösterreich auch heute noch zu finden. Modernisiert und in neuem Glanz, bietet sie zeitgemäße Sommerfrische für die man weder adelig noch wohlhabend sein muss.
Auf der Rax: Wo Freud wanderte und der Kaiser entspannte
Auf dem Semmering: Historische Architektur und zeitgemäße Avantgarde
Im Wienerwald: Die Sommerfrische vor den Toren der Stadt
Diese mittelgebirgsartige Landschaft, die Wien vom Westen und Süden her umrahmt, ist wie ein grüner Gürtel. Und dank der Nähe zur Stadt ein perfekter Ort zur Sommerfrische. Die Wiener wussten das früh zu schätzen und pflegten ihre Fluchten vor der Hitze der Stadt, garnierten sie mit viel Kultur und schönen Dingen. Das alles gibt es im Biosphärenpark Wienerwald auch heute noch. Im Kaiserhaus in Baden, wo Beethoven einst aufspielte, finden hochkarätige Konzerte und Veranstaltungen statt, zudem werden Führungen angeboten. Baden, das vor Kurzem zur Weltkulturerbestadt ernannt wurde, ist Schauplatz des Photo Festivals La Gacilly, dessen über 2000 Werke zum Thema „Im Osten viel Neues“ im ganzen Ort verteilt sind. Im einstigen Frauenbad, das nach der seinerzeitigen Frauenkirche benannt wurde, ist heute das Museum des Malers Arnulf Rainer untergebracht. Von Baden lässt es sich herrlich promenieren auf dem 1. Wiener Wasserleitungswanderweg nach Bad Vöslau. Zur Belohnung entspannt man im Thermalbad Bad Vöslau in 21 Grad frischem Mineralwasser umgeben von einem 45.000 m² großen Park mit mehreren Becken und einer imposanten Felslandschaft.
A propos Baden. Die gepflegte Art, die Sommerfrische in schönen Bädern zu genießen, gibt es in ganz Niederösterreich. Eine besonders erfrischende Zeitreise ermöglicht das Thermalbad Bad Fischau mit seinem nostalgischen Ambiente mit den klassischen Kabinen in den k.u.k. Farben Grün und Gelb inmitten eines Parks mit Kastanienbäumen, mit quellfrischem Thermalwasser und einem efeubewachsenen Wasserfall sowie Sauna- und Wellnessbereich. Stilvoll schwimmen kann man auch in den Donau-Auen der Wachau wie etwa im Badestrand Luberegg, dem längsten Natursandstrand entlang der Donau oder bei der Au-Terrasse Stopfenreuth im Nationalpark Donau-Auen. Ungewöhnlich intensive Naturerlebnisse erfährt man auch am Lunzer See im Mostviertel, dem größten Naturbadesee Niederösterreichs, und im Strandbad Plank im Kamptal.