Wer den Sommer noch etwas geniessen möchte, der ist im Tessin genau richtig. Denn in der italienischen Schweiz herrschen auch im Herbst noch milde Temperaturen. Die Sonne scheint und die Natur leuchtet in den schönsten Farben bis spät in den November hinein. Das weiss auch Nik Hartmann zu schätzen. Der Schweizer Moderator, Autor und „Wanderer der Nation“ war im Rahmen einer Kooperation mit Ticino Turismo auf dem «Sentiero del Castagno» im Malcantone unterwegs und verrät im Video seine ganz persönlichen Highlights entlang der Strecke. Nachfolgend sieben der schönsten Herbstwanderungen im Tessin, zu denen natürlich auch der Kastanienweg im Malcantone zählt.
Malcantone
Der Herbst ist die beste Jahreszeit, um ausgedehnt durch die üppigen Kastanienhaine im Malcantone, waldiges Hügelland südwestlich von Lugano, zu streifen. Der dort angelegte Themenwanderweg «Sentiero del Castagno» vermittelt Wissenswertes über den Kastanien-Anbau und die zugehörigen Wälder. Die 15 Kilometer lange Rundwanderung startet in Arosio. Sie führt in fünf bis sechs Stunden durch bezaubernde Landschaften und vorbei an malerischen Dörfern mit reizvollen Aussichten. An verschiedenen Standorten erfahren Wanderer Interessantes über die Bedeutung der Kastanie im Tessin sowie über die Verarbeitungsprozesse für die verschiedenen Produkte. Kastanienspezialitäten verkosten lassen sich auf der Tour zum Beispiel im Ristorante Castagno in Mugena. Die Ortschaften entlang des Wegs sind alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, so dass die Tour streckenweise auch abgekürzt werden kann.
Monte Carasso
Nur wenige Kilometer von Bellinzona entfernt beginnt die familienfreundliche Wanderung zur tibetischen Brücke «Carasc», mit 270 Metern eine der längsten Hängebrücken der Schweiz. Die vierstündige Tour startet in Monte Carasso und führt vorbei an Weingütern, die zur Degustation des Tessiner Merlot einladen. Ziel ist das mit dem Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes ausgezeichnete Dorf Curzútt, in dessen Ortskern mit typischen Tessiner Steinhäusern ein kleines Gasthaus zur Pause einlädt. Nur wenige Wanderminuten entfernt befindet sich die kleine Kirche San Barnàrd mit Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Die Überquerung einer 100 Meter tiefen Schlucht auf der Ponte Tibetano verspricht einen Adrenalinkick und herrliche Aussichten auf die in Herbstfarben leuchtende Landschaft. Länge: 7,91 Kilometer, Dauer: 4 Stunden, Schwierigkeitsgrad: mittel.
Valle di Lodano
Die alten Buchenwälder im Valle di Lodano, Seitental des Tessiner Maggiatals, gehören seit Juli 2021 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Insgesamt gibt es dort vier Wanderrouten, die rund ums Jahr Abwechslung versprechen. Besonders spektakulär jedoch ist ein Besuch der Buchenwälder im Herbst, wenn die Farbenpracht ihren Höhepunkt erreicht. Das Waldreservat auf einer Höhe ab 700 Metern ist ein aussergewöhnliches Beispiel für die Verbreitung von Buchen auf der Alpensüdseite. Wer dort mit Wanderleiter Luca Goldhorn unterwegs ist, erlebt die Natur in ganz neuer Intensität. Denn der Experte kennt die Flora und Fauna vor Ort wie seine Westentasche. Biodiversität und Artenreichtum im Reservat zeugen von der Vielfalt lokaler Pflanzen und Tiere.
Monte Ceneri
Der Bedeutung des Tessiner Monte Ceneri im Nord-Süd-Verkehr trägt der insgesamt knapp 18 Kilometer lange Themenweg «Via del Ceneri» Rechnung. Auf der historischen Route waren im Lauf der Jahrhunderte Wanderer, Pilger, Armeen und Händler unterwegs, um die Alpen zu überqueren. Vom Bahnhof Cadenazzo aus erreicht man den Startpunkt der Tour auf dem Ceneripass per Bus. Von dort führt die «Via del Ceneri» durch das Gebiet des Monte Ceneri über St. Antonino bis zu den drei mittelalterlichen Burgen von Bellinzona. Informationstafeln entlang der Strecke geben Auskunft zu Geschichte und Kultur, die Sehenswürdigkeiten auf dem Weg zeugen vom einstigen Leben in der Region. Dazu gehören unter anderem eine restaurierte Mühle, ein Roccolo (gemauerter Turm für die Vogeljagd), ein Radio-Museum, Kirchen und Kapellen sowie die Piazza Ticino mit ihrem symbolischen Totem, hergestellt aus dem für den Bau der Alptransittunnel an Gotthard und Ceneri gewonnenen Gestein. Dank der eindrucksvollen Kastanienwälder von Robasacco, die zu den prächtigsten im Tessin zählen, lohnt sich der Weg besonders im Herbst.
La Strada Alta della Leventina
Das Herz der Alpen schlägt am Gotthardpass. Wer ihn überwunden hat, gelangt ins Leventinatal, wo einer der berühmtesten Höhenwege der Schweiz zu finden ist. Die rund 48 Kilometer lange Wanderweg beginnt in Airolo auf 1.140 Metern am Fuss des Gotthards und führt in drei Tagesetappen auf der sonnigen linken Seite des Tals über den Ritomsee sowie den Passo Forca in Richtung Osco bis nach Biasca. Unterwegs verändert sich die Landschaft sichtbar und die archaische Bergwelt mit harzduftenden Wäldern geht über in mediterranes Flair mit Föhren-, Birken- und Kastanienbäumen, deren Farben im Herbst um die Wette leuchten. Der Weg führt ausserdem vorbei an antiken Leventina-Holzhäusern, typischen Tessiner Steingebäuden sowie idyllisch gelegenen Kirchen und Dörfern, die Einblicke in die alpine Kultur der Region gewähren. Unterwegs findet man kleine, sympathische Hotels zum Übernachten und einfache Restaurants, die ihre Gäste mit einheimischen Gerichten verwöhnen.
Valle di Muggio
Eine Reise in eine andere Zeit ist ein Ausflug ins Valle di Muggio, südlichstes Tal der Schweiz. Es bietet Eindrücke wie vor 100 Jahren und gilt mit seinen winzigen Dörfern, die eingebettet in terrassierte Landschaften an den Steilhängen kleben, als lebendiges Freilichtmuseum. Ein circa acht Kilometer langer Rundwanderweg führt vorbei an Kühlhäuschen «Nevère», Vogelfängertürmen «Roccoli» Kastaniendörrhäuschen «Graa», über Brücken und durch dichte Kastanienwälder. Start und Ende der Tour ist das charmante Dorf Bruzella. Dort befindet sich auch die Hauptattraktion des Tals: Die über 700 Jahre alte Mühle von Bruzella wird auch heute noch betrieben und kann von April bis Oktober jeden Mittwoch- und Donnerstagnachmittag sowie an drei Sonntagen im Monat besichtigt werden.
Centovalli
Vom 16. Oktober bis 14. November 2021 bietet die Centovalli-Bahn mit dem «Treno del Foliage» und der Fahrt durch das in allen Herbstfarben entflammte Tal eine Reise in den «Indian Summer» des Tessins. Auf der Fahrt erstrahlen die vorbeiziehenden Wälder in allen Schattierungen von Rot, Gelb und Orange. An der Haltestelle Verdasio bringt eine kleine Seilbahn Ausflügler nach Rasa, eines der letzten autofreien Dörfer im Tessin und Ausgangspunkt der rund neun Kilometer langen Wanderung. Auf knapp 900 Metern gelegen, bietet der Ort einen herrlichen Blick auf das Centovalli. Von dort geht es über Terra Vecchia nach Bordei mit seinen liebevoll restaurierten Steinhäusern. Zurück führt ein steiler Weg nach Palagnedra. Dort lohnt der Blick in die Kirche San Michele mit ihren wertvollen Fresken, bevor es von der Haltestelle Palagnedra mit der Centovallibahn wieder nach Locarno geht.