Seit Jahrhunderten ist es in Südtirol Tradition, dass die Bauern und Bäuerinnen sich während der Wintermonate in ihre warmen Stuben zurückziehen und einem Handwerk nachgehen. Sobald die Tage kürzer werden und es auf den Höfen weniger arbeitsintensiv zugeht, widmen sie sich dem Schnitzen, Häkeln, Ritzen oder Drechseln. Was heutzutage als liebgewonnenes Hobby gilt, war während seiner Blütezeit zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert willkommenes Zubrot, vor allem für Bauern mit wenig Besitz. Gut Betuchteren bot es die Möglichkeit, ihre Tätigkeit mit Muße auszuüben. Mittlerweile spielt das Handwerk auf Südtirols Höfen eher eine Nebenrolle. Die Qualitätsmarke „Roter Hahn“ will das ändern und legt deshalb in ihrer druckfrischen Broschüre den Fokus auf Landwirte, die im Nebenerwerb immer noch ein bäuerliches Handwerk betreiben – dabei aber bereit sind, neue Wege zu gehen: Denn für das begehrte „Roter Hahn“-Siegel des Südtiroler Bauernbunds sind jede Menge Kriterien einzuhalten. So müssen etwa alle verwendeten Rohstoffe direkt von dem Südtiroler Bauernhof stammen, wo sie auch hergestellt werden. Darüber hinaus entstehen die Unikate allesamt in Handarbeit. Die neue Ausgabe „Bäuerliches Handwerk 2022“ präsentiert sieben kreative Bauern und Bäuerinnen auf 50 bunt bebilderten Seiten. Außerdem erfährt der Leser jede Menge über die Geschichte von Südtirols handgefertigten Kostbarkeiten.
Neu bei „Roter Hahn“: Plaids aus Schafwolle
Als ganz neues Mitglied in seiner Handwerkerfamilie begrüßt die Südtiroler Marke „Roter Hahn“ Johanna Aichner. Auf zirka 1.000 Metern oberhalb von Algund/Meraner Land verarbeitet die Bäuerin des Hoferhofs die Wolle ihrer 25 frei lebenden Tiroler Bergschafe. Unter dem Namen „boden.kleid“ häkelt sie mit flinken Fingern dicke Teppiche, kuschelweiche Kissen und gemusterte Decken, die sie im Hofladen im ehemaligen Hühnerstall wie kleine Kunstwerke präsentiert und dort auch zum Verkauf anbietet.
„Alt“ bewährt und doch modern: Designleuchten aus Zweigen, kunstvolle Gänse-Eier
Schon länger dabei in der Broschüre „Bäuerliches Handwerk“ ist Erhard Paris vom Oberhof in St. Nikolaus/Ultental. Er fertigt aus Zweigen stylische Einrichtungsobjekte wie Lampen, Körbe oder Taschen. Der Bauer findet seinen Rohstoff an den Bäumen hinterm Haus und interpretiert die jahrtausendealte Tradition des Flechtens dank seiner individuellen Designs ganz neu. In der gemütlichen Werkstatt des Schneiderhofs im Sarntal, ebenso Mitglied von „Roter Hahn“, schnitzt Helmuth Hochkofler vor allem bei schlechtem Winterwetter Skulpturen, Kruzifixe oder Reliefs – das verwendete Holz stammt, genau der Philosophie der Südtiroler Qualitätsmarke entsprechend, aus dem eigenen Wald. Und wer Beatrix Hohenegger auf dem Gamsegghof in Langtaufers/Vinschgau besucht, bekommt neben dem Atelier der Künstlerin und ihren filigran verzierten Eiern auch deren Erzeugerinnen zu sehen: sechs schnatternde Graugans-Damen.