Sommeranfang und steigende Temperaturen: Weil extreme Hitze den Schienenstahl stark belastet, weitet die Deutsche Bahn dieser Tage ein Schutzverfahren für die Gleise aus. Ein weißer Farbanstrich soll die Schienen bei hohen Temperaturen kühler halten. Umfangreiche Labortests hatten zuvor ergeben, dass weiße Schienen deutlich mehr Licht reflektieren und damit sieben bis acht Grad Celsius kühler als Schienen ohne Farbe sind.
Ausgeweitet wird das Verfahren jetzt im Praxistest auf der Pfieffetalbrücke bei Melsungen in Nordhessen auf der Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg. Auf der Brücke gibt es zwei Gleise. Bei einem sind die Schienen auf einer Länge von tausend Metern weiß gefärbt, bei dem anderen nicht. An den Schienen zusätzlich installierte Sensoren messen nun rund um die Uhr die Temperatur des Stahls. Ein Computer wertet die Daten aus und vergleicht die „Fieberkurven“ der normalen mit denen der weißen Schienen. Bis zum Jahresende sollen die Daten ausgewertet sein. Zeigt sich, dass weiße Farbe auch im realen Bahnbetrieb tatsächlich kühlt, soll die weiße Schiene auch an anderen Stellen eingesetzt werden.
Seit Herbst 2019 testet die Bahn die weißen Schienen in der Praxis. Ein Ergebnis gibt es nach knapp zehn Monaten bereits: Die umweltfreundliche Farbe hält. Sie muss jedoch regelmäßig aufgefrischt werden.
Die weiße Schiene ist eine von vielen Aktivitäten, die ein DB-Expertenteam vorantreibt, um die Bahn auf Klimaveränderungen wie zunehmende Hitze vorzubereiten. Zur zusätzlichen Kühlung von Anlagen und Technik testet die Bahn unter anderem auch den Einsatz von hochisolierendem Aerogel. Darüber hinaus werden Erkenntnisse aus der Bionik genutzt – etwa bei Schalthäusern, deren Dämmung Kaktuslamellen nachempfunden ist. Die Maßnahmen zielen darauf ab, die Infrastruktur für Extremwetter robuster zu machen.