Kunstwettbewerb „ErinnerungsRÄUME“ verknüpft Gedenkarbeit mit der Zukunft

Happurger Kreuzweg von Corinna Smok
Im Stadthaus Hersbruck ist der „Happurger Kreuzweg“ von Corinna Smok zu sehen. Bild: © Nürnberger Land Tourismus, Petra Hofmann

Wie wird Gedenkarbeit mit der Zukunft verknüpft? Und wie kann Menschlichkeit spürbar gemacht werden? Mit diesen Fragen setzt sich der Kunstwettbewerb „ErinnerungsRÄUME. Orte des Leidens und der Verbrechen – Verpflichtung zur Menschlichkeit“ auseinander. Er stellt das KZ-Außenlager Hersbruck, den Doggerstollen bei Happurg, Verbrennungsstätten und die Wege, die die KZ-Häftlinge zurückgelegt haben – sei es auf dem Weg zur Zwangsarbeit oder auf den Todesmärschen – in den Fokus.

Mehr als 40 Projektideen wurden eingereicht: von Künstlern, Architekten und Landschaftsplanern, aber auch von örtlichen Vereinen und Schulen. Dementsprechend breit spannt sich der Bogen über die verschiedenen Genres auf: Neben der Bildenden Kunst gibt es Beiträge aus den Bereichen Poesie, Film, Video, Literatur, Ausdruckstanz und vieles mehr. Der Fränkische Albverein etwa wird eine Strecke der so genannten Todesmärsche markieren, auf der regionale Künstler ihre Werke am Wegesrand ausstellen. Die Markierung wird am Dokumentationsort in Happurg starten und über Förrenbach, Thalheim und Pollanden nach Alfeld führen.

In Happurg begannen 1944 die Arbeiten an einem Stollensystem in der Houbirg. Dort sollten BMW-Flugzeugmotoren hergestellt werden. Der Bergstock eignete sich wegen seiner sehr weichen Sandsteinschicht, Dogger genannt, gut für das Vorhaben. Bei den Arbeiten mussten die Häftlinge im Schichtbetrieb rund um die Uhr schuften und jeden Tag fünf Kilometer vom Lager Hersbruck nach Happurg bis zur Baustelle und zurück laufen. Daher wird auch dieser Weg durch mehrere Beiträge künstlerisch beleuchtet. Woldemar Fuhrmann wird mit der Hersbrucker Bücherwerkstätte ein Buch mit Liedern aus den Konzentrationslagern herausbringen, während das Projekt „Du. Ich. Menschlich“ sich mit der Frage beschäftigt, wie der Alltag menschlicher gestaltet werden kann. Mit ihren Bänken wollen die Gestalterinnen Johanna Meier und Julia Hendrysiak einen Raum eröffnen, um innezuhalten und zu reflektieren, was es damals bedeutete und heute bedeutet, Menschlichkeit zu zeigen.

Der weiße Weg von Hersbruck vom Leibniz-Gymnasium Altdorf
Der „weiße Weg“ erinnert mit bloßen Fußspuren an den täglichen Arbeitsweg der Häftlinge. Bild: © Nürnberger Land Tourismus, Petra Hofmann

Alle Werke werden ab dem 14. Mai im Nürnberger Land präsentiert: In Hersbruck u. a. auf dem ehemaligen KZ-Gelände (Tennisplätze und Finanzamt), im Hirtenmuseum, im Stadthaus am Schlossplatz und in der Innenstadt; in Happurg am Verbrennungsplatz Schupf, Aufgang und Vorplatz Doggerstollen sowie am Dokumentationsort und in Pommelsbrunn am Verbrennungsplatz Hubmersberg. Eine Übersicht über alle Ausstellungsorte bzw. wann und wo Lesungen, Performances und Konzerte stattfinden, gibt es unter erinnerungsraeume-hersbruck.de.

Die Preisverleihung findet am 23. Juli statt. Insgesamt sind sechs Preise mit einem Preisgeld von knapp 15.000 Euro ausgelobt. Bewertet werden dabei nicht nur die Erinnerungskultur und die Zukunftsfähigkeit, sondern auch demokratische Impulse.

Der Wettbewerb kam im Rahmen der Bewerbung Nürnbergs zur Kulturhauptstadt zustande. 30 Werke und acht Schulen wurden ausgewählt und erhielten jeweils 1000 Euro Startgeld für die Realisierung ihrer Projekte. Finanziert wird das Ganze vom Landkreis Nürnberger Land, der Stadt Hersbruck, den Gemeinden Happurg und Pommelsbrunn, der Sparkasse Nürnberg, dem Bezirk Mittelfranken, der Landeszentrale für politische Bildung und weiteren Sponsoren, z. B. BMW, Fackelmann, Verlag Nürnberger Presse und Uniper.

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