Die Naturlandschaft Greune Stee ist auf den Ostfriesischen Inseln einzigartig. Sie liegt südlich der Insel und ist mit zahlreichen Rad- und Wanderwegen durchzogen. Viele Dünen und Täler zeichnen die Landschaft wie ebenso der große Bruchwald mit seinen feuchten Tälern, der an manchen Stellen so wirkt, als wäre er ein verwunschenes Moor.
Wälder sind auf den Ostfriesischen Inseln normalerweise nicht heimisch. Umso erstaunlicher ist es, dass an Borkums südlichem Teil ein circa 80 Hektar großes Waldgebiet befindet. In den 1870er Jahren befand sich an dieser Stelle eine Senke, die durch auftretendes Grundwasser sehr feucht war. Durch die guten Voraussetzungen wuchs sehr viel saftiges Gras. Aus diesem Grund nannten die Bauern und Viehhirten diese Stelle „Greune Stee“, was „Grüne Stelle“ bedeutet.
Ein Jahrzehnt später fing der Lehrer Huismann damit an, mit seinen Schülern in der Greune Stee Bäume zu Pflanzen. Sein Nachfolger Anton Scharphuis setzte seine Arbeit mit Eifer im Namen des Heimatvereins fort. Unter anderem pflanzte Scharphuis 3.000 Schwarzerlen, 500 Bergkiefern, 500 Birken und 100 Heckenrosen mit seinen Schülern. Ziel der Aufforstung war es, der einheimischen Vogelwelt einen neuen Lebensraum zu schaffen. Auch jagdbares Wild sollte hier neuen Unterschlupf finden und sich vermehren. Damit waren die Lehrer mit ihren Schülern die Begründer der heutigen Greunen Stee. Noch heute erinnert ein Gedenkstein und der Anton-Scharphuis-Weg an den Begründer dieses wunderbaren Naturparadieses.
Nach über 100 Jahren des Aufforstens der grünen Stelle ist die Greune Stee eines der beliebtesten Ausflugsziele auf Borkum. Die gepflasterten Wege bieten sich an, eine erholsame Fahrradtour durch das urwaldige Wäldchen zu unternehmen. An vielen Stellen befinden sich Parkbänke, die dazu einladen das Fahrrad abzustellen und inne zu halten. Wer aufmerksam ist, kann an vielen Stellen die Vögel in den Baumkronen entdecken und deren Lieder lauschen. Auch viele Infotafeln, die an den Wegesrändern stehen, informieren über viele spannende Fakten der Tier- und Pflanzenwelt. Wer es geheimnisvoller mag, sollte zu Fuß durch die Greune Stee wandern. So können auch die unbefestigten Wege erkundet werden, die noch spannender sind, als die ausgebauten Wege. An vielen Stellen befinden sich kleine versteckte Eingänge die eine verwunschene Tour direkt durch Borkums grüne Lunge führen. Diese sind oftmals, besonders im Frühling und Sommer schwerer zu erkennen, da diese nicht freigeschnitten werden, um so der Natur freie Hand zu geben. Das macht die diese kleinen Wege besonders aufregend. Hier kann die geheimnisvolle Waldwelt ohne großen Trubel und abseits der Menschenmassen genossen werden. Die Wege führen durch das Dickicht und ein Gefühl von Abenteuer kommt auf. Die Baumkronen formen einen Tunnel, der an einen Märchenwald erinnert und Stille kehrt ein. Wenn ein leichtes Lüftchen durch die zahlreichen Blätter der Bäume weht, entstehen fantastische Licht- und Schattenspiele die zum Träumen anregen. Besonders in den Morgenstunden ist an den feuchteren Stellen des Waldes Bodennebel zu beobachten, der zwischen dem Gehölz auf die Wege wandert und die Fantasie anregt. Märchenhaft!
Aufmerksame Entdecker finden eventuell sogar kleine Häuschen, in denen Waldelfen zu Hause sind. Hier kann sich im Tausch gegen einen bemalten Stein sogar etwas gewünscht werden.
Aber auch das ehemalige Seezeichen – die Kugelbake – ist durch einen dieser sandigen Wanderwege zu erreichen. Auf einer Düne in einer Lichtung steht die Nachbildung der imposanten Bake und erinnert an die Seefahrt vor Borkum. Aber auch wenn die vielen Trampelpfade abseits der markierten Wege zum erkunden einladen, muss einem bewusst sein, dass der Bruchwald mit seiner Dünenlandschaft ein Naturschutzgebiet ist. Es darf sich nur auf den ausgewiesenen Rad- und Wanderwegen aufgehalten werden um die empfindliche Natur nicht zu stören.
Weiter westlich der Greune Stee liegen die Woldedünen. Sie befinden sich zwischen dem Wäldchen und der Deichscharte am Seedeich. Hier und da sind noch einige Bunkerreste der Seefestung Borkum zu entdecken. Aber auch über diesen Ort gibt es Märchen und Sagen.
„Wenn die Woldedünen könnten sprechen, würde es ganz Borkum nie an Geld gebrechen“ lautet eine berühmte Sage auf Borkum. Der Freibeuter Klaus Störtebeker soll hier mit anderen Freibeutern und Liekedeelern auf Borkum einen Stützpunkt gehabt haben. Auch soll er sich auf Borkum versteckt haben, um sich bei Sturm zu schützen und vor Verfolgern in Sicherheit zu sein.
Kurz vor seiner Verhaftung und seinem Tod, soll er in den Woldedünen einen großen Schatz vergraben haben. Wind und Wetter haben angeblich immer mal wieder einen Teil freigelegt. Gefunden wurde der Schatz allerdings nie. Noch heute träumen abenteuerlustige Schatzsucher von dem großen Geld, das irgendwo in den Dünen versteckt sein soll. An diese Sage erinnert noch heute die Gödeke-Michel-Straße, der einst ein Partner Störtebekers war.