Borkum liegt inmitten des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, welches im Jahr 2009 in die Welterbenliste der UNESCO eingeschrieben wurde. Das Wattenmeer ist zudem die größte zusammenhängende Wattfläche der Welt und mit mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten besonders Schützenswert. Diese einzigartige Naturwelt ist am intensivsten im Ortsteil Reede erlebbar. Jeder, der mit der Fähre angereist ist, wird diesen Ortsteil kennen. Er ist das Tor Borkums und der erste Kontakt zum Urlaubsparadies. Wer glaubt, dass die Reede nicht mehr als den Hafen zu bieten hat, der täuscht sich gewaltig. Die Reede hat eine spannende Geschichte und wird in den kommenden Jahren zu einem attraktiven und lebenswerten Ort mit eigener Identität und Charakter. Aber auch jetzt schon ist die Reede immer einen Besuch wert, besonders weil von hier der Einstieg zu den beliebten Wattwanderungen stattfindet.
Der Name des Ortsteils kommt von der Schifffahrt. Damals war die Anlegestelle Borkums näher an der Insel gelegen und konnte durch das Watt nur bei Hochwasser angelaufen werden. Die Schiffe, mussten also in tieferen Gewässern Ankern um auf den richtigen Wasserstand zu warten. Solch eine Ankerstelle nennt man Reede. Um Borkum besser zu erreichen wurde ein künstlicher Damm errichtet, der bis zum heutigen Fähranleger reichte. Im Laufe der Zeit, insbesondere durch die beiden Weltkriege, wurde der Hafen immer weiter ausgebaut um militärisch genutzt zu werden. Zahlreiche Festungsanlagen wurden errichtet um Borkum zur Seefestung auszubauen. Teile der Kasernen und Anlagen wurden noch bis zum Jahr 1996 von der Bundeswehr als Marinestützpunkt genutzt. Heute ist bis auf einen kleinen Teil alles in ziviler Nutzung. Der militärische Charakter ist allerdings bis heute deutlich sichtbar. Die Kaserne mit den Unterkunftsgebäuden ist beispielsweise heute die flächenmäßig größte Jugenherberge Europas.
Das ehemalige Kasernengelände bietet Klassenfahrten und Jugendgruppen viel Platz zum Toben und sich auszupowern. Direkt hinter der Herberge befindet sich die Wattenmeerpromenade. Von hier aus gibt es einen fantastischen Blick auf das Wattenmeer und seine besondere Naturlandschaft. In der Ferne ist das Hoge Hörn und der Seedeich erkennbar. Weiter westlich sogar die Nachbarinsel Juist. Die Promenade bietet außerdem reichlich Platz um direkt an der Wasserkante zu flanieren und die Seele baumeln zu lassen. Wer nicht direkt ins Watt gehen möchte und knietief während einer Wattwanderung im Schlick zu stecken, kann auch von der Promenade aus einiges entdecken. Besonders das Schauspiel der riesigen Vogelschwärme, die wuselnd auf dem Watt bei der Nahrungssuche oder der Balz sind ist ein Highlight, dass man von hier aus erleben kann.
Naturbegeisterte kommen bei einer Wattwanderung besonders auf ihre Kosten. Direkt neben der Wattenmeerpromenade liegt die Einstiegsstelle ins Watt. Hier starten die geführten Wattwanderungen, die einen unvergesslichen Einblick in die Natur bieten, welches zu einem spannenden Erlebnis wird. Aber Achtung! Alleine sollte man niemals in das Watt gehen, da bei auflaufendem Wasser eine enorme Gefahr besteht vom Wasser eingeschlossen zu werden.
Viele Wattwanderer unterschätzen die Kraft der Gezeiten und sind in dem Irrglauben, dass das Wasser gleichmäßig wieder aufläuft. Dies ist nicht der Fall. Bei auflaufendem Wasser füllen sich erst die Priele, die sich durch das gesamte Wattgebiet schlängeln. Bei Flut leiten sie rasend schnell das Wasser Richtung Insel und können unachtsamen Wanderern zum Verhängnis werden. Die Priele sind oft tief und haben eine starke Strömung. Beim Durchqueren eines solchen Wasserlaufs besteht auch die Gefahr, dass die Strömung die Beine wegzieht. Eine geführte Wattwanderung mit professionellen Führern ist dagegen unbedenklich. So kann die unvergleichlich schöne Natur erkundet und Einblicke in die versteckten Lebensräume der kleinen Fische, Krabben, Muscheln und viele mehr gewonnen werden.
Durch die vielen größeren und kleineren Priele scheint es so, als wäre man in einem ganz anderen Land, etwa in einem Flussdelta eines großen Flusses in den südlichen Ländern der Erdhalbkugel. Bei Ebbe sind diese unbedenklich und können durchquert werden. Dabei können ebenfalls in den darin lebenden Meereslebewesen betrachtet werden, die während der Führung durchs Watt ausführlich erklärt werden.
Während einer Führung kommt man ebenfalls den Salzwiesen hautnah. Die vielen unterschiedlichen Pflanzen, die teilweise aussehen als wären sie nicht von dieser Welt, haben sich perfekt an diesen speziellen Lebensraum angepasst. Viele davon können sogar verzehrt werden und gelten als Delikatesse. Die Wiesen, Priele und der Wattboden werden alle sechs Stunden – also zwei Mal täglich überflutet und wieder freigelegt. Das sind bis zu 250 Überflutungen im Jahr.
Viele weitere spannende Informationen rund um den Nationalpark halten die Mitarbeiter auf dem Nationalparkschiff Feuerschiff Borkum Riff parat. Auch dort lohnt sich ein Besuch. Das Schiff mit dem Museum ist ebenfalls auf der Reede zu finden.