An der Westküste Mallorcas befindet sich der Torrent de Pareis – eine enge Schlucht, die sich nach entsprechenden Regenfällen mit dem Wasser der Bäche aus dem Tramuntana Gebirge füllt. Um ans Ende der Schlucht direkt am Meer zu gelangen, gibt es nur drei Möglichkeiten: entweder in einer aufwendigen – nicht ganz ungefährlichen – Klettertour (siehe unten), über eine Serpentinenstraße, die kunstvoll in die Berglandschaft gebaut wurde und manchem Autofahrer die Schweißperlen auf die Stirn treibt, wenn an engen Stellen mehrere Ausflugsbusse entgegenkommen oder aber über den Seeweg mit speziellen Ausflugschiffen, die zumeist von Puerto Soller kommen.
Die allermeisten Besucher nehmen zum Glück den deutlich bequemeren und – trotz der fast halsbrecherischen Manöver der Busfahrer – viel sichereren Weg über die Straße. Am Ende der Straße liegt das kleine Dörfchen Sa Calobra. Früher war es hier wegen der abgeschiedenen Lage sehr ruhig, heute ist der Ort Endstation der vielen Ausflugsbusse und Mietwagen und gleichzeitig Ausgangspunkt zur Erkundung der in unmittelbarer Nähe endenden Schlucht des Torrent de Pareis. Der Weg zur Schlucht ist ausgeschildert. Nach einem kuren Fußweg entlang der Straße folgt ein schmaler Weg, der in einen engen, aber beleuchteten, Fußgängertunnel durch ein Felsmasiv führt. Nach dem Tunnelausgang hat man einen schönen Blick auf das in wunderbaren Farben leuchtende Wassser und den Kieselstrand. An schönen Tagen ankern hier auch vereinzelt Segelyachten, die zusätzlich einen schönen Kontrast zum türkisfarbenen Wasser und den umliegenden Felsformationen bieten.
Nach einigen Metern öffnet sich ein zweiter Felstunnel, an dessen Ausgang erstmals der eigentliche Canyon zu sehen ist. In dem vorderen Teil des Talkessels, der von fast senkrecht aufragenden Felswänden umgeben wird, halten sich die meisten Leute in der Nähe des kleinen Strandes auf. Etwas weiter landeinwärts wird es dann deutlich weniger belebt. Je nach vorheriger Wetterlage versperren hier vereinzelte Tümpel oder fast schon kleine Seen den Weg. Sofern es nicht kurz vorher intensive Niederschläge gegeben hat, können diese aber gut umgangen werden. Bei vorhergehenden stärkeren Niederschlägen empfiehlt sich ein Spaziergang in den hinteren Teil des Talkessels aber nicht, da das Wasser an manchen Stellen schon recht hoch stehen kann.
Die Schlucht des Torrent de Pareis ist auch bei ambitionierten Wanderern ein beliebtes Ziel und gleichzeitig eine große Herausforderung. Die Kletter-Wanderung durch die gesamte Länge des Torrent de Pareis beginnt beim Ausgangspunkt Escorca (Restaurant und Kirche, kein Dorf, aber Bushaltestelle) an der Straße Sóller–Lluc. Die Strecke erfordert schon einiges Können und gute Kondition, denn sie geht insgesamt 900 m abwärts. Gutes, wandergeeignetes Schuhwerk ist unverzichtbar. Man sollte nie versuchen, die Route allein zu bewältigen, denn bei möglichen Stürzen kann fast nie schnelle Hilfe zur Stelle sein, da nur sehr wenige Wanderer diese Strecke in Angriff nehmen. Je nach vorheriger Wetterlage kann es an vielen Teilstücken sehr rutschig sein. Grundsätzlich ist der Torrent nur passierbar, wenn es eine gewisse Zeit nicht geregnet hat, denn Tümpel, die bei Trockenheit problemlos umwandert werden können, haben dann einen zu hohen Wasserstand und erfordern dann manches Mal einen Sprung ins kalte Wasser und dessen Durchquerung. Da viele steile und schwierige Felsflächen noch feucht und glatt sind, besteht extreme Sturzgefahr!!
Tipp: Jedes Jahr im Sommer (Mitte Juli) findet in der spektakulären Landschaft des Torrent de Pareis ein ganz besonderes Event statt: ein Sommerkonzert, bei dem sowohl klassische Musik als auch Jazz, Country und Pop interpretiert werden. Der Eintritt ist frei.