Wer als Tourist in Mayo landet, kommt in der Regel am Knock Airport an oder mit dem Auto über den Wild Atlantic Way. Etwa von Sligo: ein kurzes Stück nach Süden, dann rechts um die Ecke auf die N59, die irgendwann zum „Mayo-Highway“ wird. In Wahrheit ist es „nur“ eine zweispurige Nationalstraße, aber sie hat Schwung. Anfangs auffallend gerade gebaut, verläuft sie zunächst an der Sligo Bay und entlang der „Küste der Surfer“. In einem sanften Bogen strebt sie immer weiter westwärts, hinaus in die meist exponierte Grafschaft der alten Provinz Connacht/Connaught: Maigh Eo.
Schon diese Anfahrt ist wunderschön. Nachdem man rechts über die breite Brücke gefahren ist, ist man im Städtchen Ballina, dem östlichen Gateway der Grafschaft. Auf den Ausruf „Mein Gott, wir sind in Mayo“, wäre früher die Antwort gewesen: „God help us!“ Denn das Armenhaus Irlands war seinerzeit ein tragischer Ort der Entbehrungen und des Mangels, des menschlichen Aufbegehrens und ewigen Unterliegens. „Wie wunderbar“ heißt die Replik dagegen heute.
Wenn man sich als Autofahrer jener N59 überlässt, saugt sie einen gleichsam ein: hinein in die Melancholie der wunderbaren vielgesichtigen Landschaften und der vielen Geschichten Mayos. Anfangs noch durch bewirtschaftete Wiesen, Äcker und kleine Wälder. Später vorbei an schwarzen Mooren und tintenblauen Seen in eine immergrüne Weite vor den fernen Hügeln am Horizont. Auf der Höhe des Städtchens Bangor Erris kratzt sie die Kurve nach Süden zum Ballycroy Nationalpark und zur Brücke nach Achill Island, der größten Insel Irlands, dem Sehnsuchtsort von Heinrich Böll. Über die Städtchen Newport und Westport umrundet sie die dramatischen Küstenformationen der Clew Bay, schneidet landeinwärts ab und lässt selbst Croagh Patrick, Irlands „heiligen Berg“ rechts liegen, als ginge es nicht schnell genug in eine wahre Bilderbuchlandschaft: zum Killary Fjord, der Grenze zwischen den Grafschaften Galway und Mayo, und zu den Bergen und Seen von Connemara, die zum überwiegenden Teil in der Grafschaft Galway liegen. Die atemberaubenden Panoramen betonen die Einsamkeit und zugleich die Gastlichkeit dieses entlegenen Landstrichs am äußeren Nordatlantik.
In einem leicht verbeulten Halbkreis auf der Straßenkarte windet sich der „Mayo-Highway“ als Teil des Wild Atlantic Way von der Sligo Bay hinab nach Galway. In moderatem Abstand zur Atlantikküste, dem wogenden Meer mal näher, mal ferner, führt er einen im weiten Bogen durch das gesamte County – meist vor einer grandiosen, wechselnden Naturkulisse. Dabei ist die ominöse N59 quasi nur der „Backbone“ für eine großartige Rundfahrt. Von ihr zweigen so viele Wege zu unzähligen touristischen Attraktionen ab, zu Kulturschätzen und Naturschönheiten und unvergesslichen Outdoor-Angeboten.
Wer einen Irlandurlaub in Erwägung zieht, ist daher nicht schlecht beraten, über einen Mayo-Urlaub nachzudenken und es bei dieser einen charaktervollen Grafschaft zu belassen. Hier sind einige seiner vielen Highlights.
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