147.000 Dattelpalmen, 8.000 Jahre alte archäologische Relikte und ein 1.249 Meter hoher Berg – nur drei der beeindruckenden Zahlen der Oasenstadt Al Ain, die durch viel einladende Natur und Kultur mit Leben gefüllt werden. Al Ain, 90 Fahrminuten von Abu Dhabi entfernt, bedeutet auf Arabisch „Frühling“ und wurde vor über 4.000 Jahren gegründet. Damals fanden müde Kameltreiber in dieser Oase bei Süßwasser und schattenspendenden Palmen Zuflucht vor der Wüstenhitze. Die Anziehungskraft von damals hat sich Al Ain bewahrt – und beweist durch die folgenden zehn Attraktionen seine großartige Vielseitigkeit.
Ein Muss für jeden Naturfreund: die Oase von Al Ain. Dieser Ort hat die Bezeichnung Oase wirklich verdient. Tausende von Dattelpalmen, Mango-, Orangen-, Bananen-, Feigen- und Jujubebäumen wachsen auf einer Fläche von 1.200 Hektar. Doch die Bezeichnung Oase hat auch geschichtliche Gründe. Al Ain ist von großer historischer Bedeutung und daher auch UNESCO-Weltkulturerbestätte. Besucher erhalten Einblick in die Methoden, mit denen die Einwohner von Al Ain vor 4.000 Jahren begannen, die Wüste urbar zu machen. Ein Ökozentrum mit interaktiven Ausstellungen präsentiert u.a. ein 3D-Modell des traditionellen Bewässerungssystems Faladsch, das noch heute in Al Ain in Betrieb ist. Der Eintritt in die Oase ist frei.
Wer die Gartenstadt von Al Ain besichtigt, darf das Kunstzentrum Al Qattara nicht verpassen. In dem traditionellen Lehmziegelturm mit Blick auf die Dattelpalmen der Oase finden sich Ausstellungen über Archäologie und Kultur sowie Kreativkurse im Zeichnen und Töpfern, in Kalligrafie, Musik, Fotografie und mehr.
Die größte Sammlung von Gräbern und Gebäuden der Bronzezeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten befindet sich in diesem Teil der UNESCO-Weltkulturerbestätte: im Hili Archaeological Park. Ein Höhepunkt ist das Hili Grand Tomb. In dem kreisförmigen Grab, zwölf Meter im Durchmesser und vier Meter hoch, wurden im Zeitraum um etwa 2.000 vor Christus Menschen aus umliegenden Siedlungen beerdigt. Tipp: Die nahegelegene Stätte Hili 8 sollte man nicht verpassen. Dort fanden französische Archäologen im Jahr 1977 Überreste von Bronzegegenständen und Töpferwaren sowie von Gerste, Weizen und Dattelpalmen ebenso wie Hinweise auf Haustiere.
Wenn die Wände von Qasr Al Muwaiji erzählen könnten, dann hätten sie manch spannendes Detail aus der reichen Geschichte Abu Dhabis zu berichten. Schließlich diente die Festung über Generationen hinweg als Sitz der Herrscherfamilie – darunter auch des Gründers der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan. Für die heutige Generation ist das Fort nicht nur ein Ort für stimmungsvolle Fotos. Die Festung – auch sie auf der Liste des UNESCO-Kulturerbes – beherbergt heute in einem schicken verglasten Bereich im Innenhof etwa ein Museum für Kultur und Geschichte.
Im größten und renommiertesten Zoo der Region tummeln sich über 4.000 einheimische und exotische Tiere, darunter Arabische Oryx, Mähnenspringer, Nashörner, Flusspferde, Tiger, Löwen und mehr. Das angesehene Artenschutz- und Zuchtprogramm des Al Ain Zoos schützt seltene Tierarten vor dem Aussterben. Mehr darüber erfährt man im Sheikh Zayed Desert Learning Centre, das für seine Architektur mit dem „Leadership in Energy and Environmental Design“-Platinzertifikat (LEED) ausgezeichnet worden ist. Empfehlenswert ist auch die einstündige Al Ain Safari zu Füßen des Berges Jebel Hafit. Dort lassen sich mit etwas Glück Zebras, Löwen und Breitmaulnashörner, Strauße, Gazellen und Arabische Oryx-Antilopen blicken.
Mit 1.249 Metern ist der Jebel Hafit der höchste Gipfel Abu Dhabis. Den besten Bergblick und vielseitige Outdoor-Abenteuer verspricht der Jebel Hafit Desert Park. Er lässt sich beim Wandern oder Mountainbiking, auf Fahrten im Dünenbuggy und auch zu Pferd oder Kamel ausgiebig erkunden. Besucher können im eigenen Zelt campen, im Beduinenlager mit Frühstücksservice oder im Fünf-Sterne-Kuppelzelt im Glamping-Stil. Zu den historischen Funden des Parks – ebenfalls Teil der UNESCO-Kulturerbestätte – gehören Relikte aus dem Neolithikum vor 8.000 Jahren. Ebenfalls sehenswert: die 5.000 Jahre alten Grabmale Jebel Hafit Tombs, die 1959 freigelegt wurden.
Ein weiterer Grund, Zeit im Areal rund um den Jebel Hafit zu verbringen, ist Al Ain Adventure. In dem familienfreundlichen Abenteuerpark warten die mit 1.100 Metern längsten von Menschenhand geschaffenen Wildwasserkanäle der Welt. Parkgäste können per Kajak oder Raft Stromschnellen mit drei Schwierigkeitsgraden bezwingen und sich im Wake- oder Kneeboarding sowie im Wasserskifahren versuchen.
Sieht man sie im Tal zu Füßen des Jebel Hafit nur vereinzelt, treten Kamele dort gleich in ganzen Herden auf: Ein Highlight von Al Ain ist der Kamelmarkt, 15 Kilometer vom Zentrum entfernt. Besucher dürfen die Wüs-tenschiffe aus nächster Nähe betrachten. Diese machen sich übrigens eindrucksvoll auf einem gemeinsamen Foto.
Zum Glück vergaß Sir Wilfred Thesiger in den 1940er Jahren nicht, seine Expeditionen durch die größte Sandwüste der Welt, Rub‘ al Khali, auf Fotos zu bannen. Die Zeugnisse des britischen Abenteurers gibt es im Geschichtsmuseum des Al Jahili Forts zu bestaunen. Doch sehenswert ist allein schon die Festung selbst, eine der größten in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Umgeben von üppigem Grün, besteht das Bauwerk aus sonnengetrockneten Lehmziegeln, Stroh und Palmenfasern. Dafür gab es 2016 den Terra Award for Internal Design and Layout.