Bei Ausgrabungen der Israelischen Denkmalschutzbehörde wurden auf der Armon-Hanatziv-Promenade in Jerusalem die Überreste eines prachtvollen königlichen Bauwerks aus der Zeit des Ersten Tempels freigelegt. Der Erste Tempel, erbaut unter König Salomo, Sohn und Nachfolger König Davids, wurde Anfang des 6. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung von den Neubabyloniern zerstört. Die historische Struktur mit außergewöhnlich gut erhaltenen Artefakten kam im Rahmen der Bauarbeiten für ein Besucherzentrum zum Vorschein.
Das einst monumentale Bauwerk bot seinen Bewohnern einen atemberaubenden Blick auf die Stadt König Davids und den Tempel – ein Privileg also, dort zu residieren. In diesem Zusammenhang stellt sich den Archäologen um Ausgrabungsleiter Yaakov Billig die Frage nach den einstigen Bewohnern, möglicherweise einer der Könige von Juda oder eine adlige Jerusalemer Familie.
Die Funde umfassen mehrere architektonische Artefakte aus weichem Kalkstein, darunter drei vollständig erhaltene Kapitelle mittlerer Größe im Stil, der als protoäolisch bekannt ist – eines der bedeutendsten Stilelemente königlicher Bauwerke aus der der Zeit des Ersten Tempels. Die Bedeutung dieses Motivs als Symbol für die Königreiche Juda und Israel veranlasste die Bank of Israel, es als Motiv für die Fünf-Schekel-Münze des Staates Israel zu wählen.
Mit großer Überraschung stellten die Archäologen fest, dass zwei der drei erhaltenen Säulenkapitelle ordentlich übereinander vergraben waren. „Zu diesem Zeitpunkt ist es immer noch schwierig zu sagen, wer die Kapitelle so versteckt hat, wie sie entdeckt wurden, und warum er dies getan hat. Aber es besteht kein Zweifel daran, dass dies eines der Geheimnisse an diesem einzigartigen Ort ist, zu dem wir eine Lösung finden werden“, fügt Billig hinzu. Im Gegensatz zu den Kapitellen, die in ausgezeichnetem Zustand erhalten entdeckt wurden, wurde der Rest des Gebäudes zerstört, wahrscheinlich bei der babylonischen Zerstörung Jerusalems 586 vor Christus. Die Überreste des Gebäudes wurden abgerissen und abgebaut, um die wertvollen Gegenstände wiederzuverwenden.
Außergewöhnlich ist laut Billig ebenfalls, dass die drei Steinkapitelle in einem ausgezeichneten Zustand sind, während der Rest des königlichen Gebäudes zerstört vorgefunden wurde. Es sei also davon auszugehen, dass die Kalksteine bewusst vergraben wurden. Nach Billigs Einschätzung wurde das prachtvolle Bauwerk zwischen der Zeit König Hiskias und König Josias erbaut und ist zusammen mit dem in Ramat Rachel freigelegten Palast und dem kürzlich entdeckten Verwaltungszentrum im Stadtteil Arnona Zeuge für den Wiederaufbau Jerusalems nach der Belagerung durch die Assyrer im Jahr 701 vor Christus.
Die Ausgrabungen wurden vom Tourismusministerium, der Stadtverwaltung von Jerusalem und der Ir David Foundation (Elad) finanziert und im Rahmen einer festlichen Veranstaltung im Jerusalem Walls National Park der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Minister für Kultur und Sport Hili Tropper erklärte: „Ich bin glücklich und begeistert über die Enthüllung der Überreste aus der Zeit der Könige von Juda. Die Freilegung des Gebäudes spiegelt die Wurzeln des jüdischen Volkes und unsere reiche Vergangenheit hier in der Hauptstadt Jerusalem wider.“