Die Deutsche Bahn (DB), der Netzwerkausrüster Ericsson, der Telekommunikationsanbieter O2 Telefónica und der Funkmastbetreiber Vantage Towers entwickeln gemeinsam ein Konzept, wie in Deutschland eine umfassende 5G-Mobilfunkinfrastruktur entlang der Gleise aufgebaut werden kann. Bahnreisende sollen für ihre Telefon- und Datenverbindungen Gigabit-Übertragungsraten nutzen können, zugleich sollen für die weitere Digitalisierung des Bahnbetriebs leistungsfähige Übertragungstechnologien bereitstehen. Die Partner haben dafür heute Förderbescheide des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) zur Erprobung innovativer Technologien für die Mobilfunkversorgung entlang der Gleise erhalten.
Das BMDV unterstützt das Projekt zum sogenannten „Gigabit Innovation Track“ (GINT) mit rund 6,4 Mio. Euro als wichtigen Baustein in der Gigabit-Strategie der Bundesregierung. Gemeinsam wollen die GINT-Partner die technischen und wirtschaftlichen Optionen für eine leistungsfähige und nachhaltige 5G-Mobilfunkversorgung entlang der Gleise ausarbeiten und erproben.
Bahnreisende erwarten immer selbstverständlicher exzellente Daten- und Mobilfunkverbindungen. Die Herausforderung dabei: Der Datenverbrauch moderner Office- und Entertainment-Anwendungen ist immens – und wird in den kommenden Jahren weiter deutlich wachsen: Schon zu Beginn der 2030er Jahre werden nach Expertenschätzungen zwischen den Funkmasten an der Strecke und den vorbeifahrenden Zügen Datenraten bis zu 5 Gigabit pro Sekunde pro Zug notwendig sein, damit Reisende an Bord Telefon- und Datenverbindungen in der dann üblichen Mobilfunkqualität erleben können. Das ist ein Vielfaches der mit heutiger LTE-Technologie möglichen Datenraten.
Wie die künftig notwendigen hohen Übertragungsraten gelingen und die dafür notwendige Infrastruktur ressourcenschonend aufgebaut werden kann, wollen die Projektpartner gemeinsam bis Ende 2024 ausarbeiten. Um technologische Ansätze und Möglichkeiten in der Praxis zu erproben, entsteht als Teil des Projekts entlang eines gut zehn Kilometer langen Gleisstücks in Mecklenburg-Vorpommern ein Versuchsfeld: Voraussichtlich zehn innovative Funkmasten unterschiedlicher Bauart werden dort aufgestellt, sie sollen für eine lückenlose Gigabit-Ausleuchtung der Strecke sorgen.
Geprüft werden dabei unter anderem verschiedene Designs von Funkmasten – auch solche, bei denen die Masten sicher in die Erde geschraubt werden, ohne dass aufwändig wenig nachhaltige Beton-Fundamente gegossen werden müssen. Das spart Zeit und CO₂.
Für die Gigabitversorgung der Bahnreisenden testen die Projektpartner außerdem 5G-Mobilfunk auf den 3,6-Gigahertz-Frequenzen von O2 Telefónica. Diese Frequenzen ermöglichen besonders schnelle mobile Datenübertragung, allerdings mit geringerer Reichweite als beim heutigen 4G-Mobilfunk. Ein Funkmast versorgt damit nur rund einen Kilometer Bahnstrecke, so dass entlang der Schienen deutschlandweit rund 20.000 neue Masten gebraucht werden. Ebenso benötigt der künftige Bahnfunk „Future Rail Mobile Communication System“ (FRMCS) mit seinem dedizierten Frequenzspektrum bei 1900 Megahertz zusätzliche Funkmasten.
Das Projektteam entwickelt deshalb auch Vorschläge für Betreiber- und Kooperationsmodelle zwischen Bahn- und Mobilfunkindustrie sowie Funkmastbetreibern, bei denen beispielsweise Funkmasten wettbewerbsneutral für FRMCS-Verbindungen und 5G-Versorgung für Fahrgäste gemeinsam genutzt werden können. Das spart Bauzeit, Ressourcen und Kosten. Die Projektergebnisse sollen der Politik helfen, den 5G-Ausbau entlang der Schiene und dessen Finanzierung zu konzipieren.
Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr: „Um die Attraktivität der Bahn zu steigern, müssen die Züge nicht nur pünktlich und zuverlässig sein. Für die Fahrgäste sollte Bahnfahren auch so angenehm wie möglich und noch komfortabler werden. Unser Anspruch ist der Zug als rollendes Büro oder Wohnzimmer, in dem mobiles Arbeiten, Video-Streaming und Telefonate mit dem Handy technisch einwandfrei möglich sind. Diese hohe Qualität wird nur mit einer Gigabitversorgung zu erreichen sein. Hierfür legt das Förderprojekt „Gigabit Innovation Track“ einen entscheidenden Grundstein.“