Es steht wohl in den Sternen, wann Reisen wieder grenzenlos möglich sein werden. In den Sternen zu lesen und den Nachthimmel zu betrachten, ist mittlerweile für viele eine der faszinierendsten Aktivitäten im Urlaub. Insbesondere in den vergangenen Jahren hat man erkannt, dass die Himmelsbeobachtung zu den nachhaltigsten Tourismusaktivitäten und ein klarer Sternenhimmel zu den schützenswerten Güter der Menschheit gehört. Neben den Kanaren wurden in Spanien in den letzten Jahren mehr und mehr Reiseziele aufgrund ihrer natürlichen und klimatischen Bedingungen zu sogenannten Starlight-Destinationen deklariert.
Der Polarstern, der Große Wagen, die Milchstraße – Diese Namen sind uns allen noch ein Begriff. Aber schon bei Kassiopeia, dem zweiten Sternbild, das, wie der Große Wagen in jeder klaren Nacht am Sternenhimmel unserer nördlichen Hemisphäre zu sehen ist, wird es für die meisten von uns schon schwieriger. Wenn es dann um die Galaxien, Sternennebel und Sternenhaufen außerhalb unseres Sonnensystems geht, schwirrt uns der Kopf, aber dieses Neuland ist nicht minder faszinierend. Eine Reise ins Weltall kann tatsächlich süchtig machen.
Sterne beobachten zu Füßen des höchsten Berges Spaniens
Selbst, dass es empfindlich kalt wird, ist da schnell vergessen. Der mitgebrachte Tee in der Thermoskanne leistet das seine, und die ein oder andere Decke hüllt die etwas Empfindlicheren von uns warm ein. Wenn dann durch das Teleskop auch noch die Ringe von Saturn erkannt und die zahlreichen Kraterlandschaften auf unserem Nachbarplaneten Mond klar vor unseren Augen erkennbar sind, wird der ein oder andere ganz euphorisch vor Begeisterung.
Wer das Glück hat, gleich zu Füssen des Teide im Paradorhotel zu nächtigen, kann auch das hoteleigene Teleskop für eigene Beobachtungen nutzen und erfährt an den Freitagen jeweils in Vorträgen alles Erdenkliche über die Sterne und das Weltall.
Zur perfekten Beobachtung des Nachthimmels und seiner Sterne bedarf es einiger Bedingungen, die gegeben sein sollten. Einmal muss natürlich das Wetter mitspielen und die Nacht sollte möglichst klar und der Himmel wolkenlos sein. Die Umgebung muss dunkel sein, die Lichtverschmutzung so niedrig wie möglich, das heißt, es sollten keine Lichtquellen in der Nähe sein. Wenn es dabei noch gute Aussichtspunkte gibt und vielleicht auch etwas technische Ausrüstung oder ein guter „Sternenführer“ vorhanden ist, schaffen es die meisten, dem Sternenhimmel etwas näher zu kommen.
Gemeinsam für den Schutz des Sternenhimmels
Im Jahr 2007 einigten sich Vertreter verschiedener internationaler Organisationen, u.a. der IAC, UNESCO, UNWTO und IAU auf eine gemeinsame Erklärung zum Schutz des Nachthimmels und dem Recht auf Sternenlicht (Declaration in Defense of the Night Sky and the Right to Starlight). Damit begann ein internationales Engagement zum Schutz des nächtlichen Himmels, der Förderung zur Verbreitung der Astronomie und eines nachhaltigen Tourismus an den Orten, an denen der Nachthimmel besonderen Schutz erfährt.
Diese „Starlight-Orte“ zeichnen sich demnach aus durch die Erhaltung und Pflege des Sternenhimmels als Teil ihres natürlichen, landschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Erbes und die Förderung eines „Astrotourismus“ mit Zurverfügungstellung der entsprechenden Infrastruktur, Produkten und Aktivitäten sowie der Ausbildung spezialisierter Führer für nachhaltigen Tourismus.
Im gleichen Jahr 2007 wurde auf der Kanareninsel La Palma die erste Internationale Starlight Conference (Internationale Konferenz zum Schutz des Nachthimmels), u.a. mit Beteiligung verschiedener nationaler und internationaler Organisationen wie UNESCO, der Welttourismusorganisation und der International Astronomic Union (IAU) unter dem Motto „Starlight, ein gemeinsames Erbe“ veranstaltet.
Im Jahr 2009 schließlich gründeten das Institut für Astrophysik der Kanaren und die beratende „Corporación 5“ als zuständiges Gremium für die Starlight Initiative, die Stiftung Fundación Starlight. Der Hauptzweck der Stiftung besteht in der Entwicklung von Programmen und Massnahmen zum Schutz des Nachthimmels als immaterielles Erbe der Menschheit.
Als die vier Hauptziele werden bezeichnet:
– Der Schutz des Nachthimmels vor Lichtverschmutzung
– Die kulturelle Verbreitung der Astronomie und deren Verständnis in der Öffentlichkeit
– Die Förderung des Astrotourismus an dafür geeigneten Orten
– Die Einführung innovativer und intelligenter Beleuchtung und damit ein konsequenter Beitrag zur Energieeinsparung.
Basierend auf den Prinzipien der Erklärung zum Schutz der Qualität des Nachthimmels und dem Recht auf Sternenlicht hat die Starlight Stiftung ein Zertifizierungssystem geschaffen für Gebiete, die sich durch die besondere Qualität ihres Sternenhimmels auszeichnen und mit ihren Massnahmen zum Schutz und Erhalt desselben beispielhaft sind.
Von Starlight-Destinationen und -reservaten über Sternenparks bis zu Starlight-Hotels auf dem Land
Da sind zum einen die Starlight-Destinationen, Reiseziele, die sich durch ideale Bedingungen für die Sternenbobachtung und eine rigorose Kontrolle der Lichtemission auszeichnen. Darüberhinaus sollte die entsprechende touristische Infrastruktur in den Gebieten vorhanden sein bzw. mit Unterstützung der Stiftung geschaffen werden. Das Zertifikat Starlight Destination wurde in Madrid im Jahr 2010 in Zusammenarbeit mit der Welttourismusorganisation sowie Vertretern der UNESCO und IAC ins Leben gerufen.
Das „Starlight-Reserve“ Konzept wurde im Jahr 2007 vom UNESCO Welterbekomitee World Heritage Centre in Paris im Jahr 2007 eingeführt und die entsprechenden Kriterien 2008 festgelegt. Bei einem Starlight-Reservat handelt es sich um einen geschützten Naturraum, der sich zum Schutz der Qualität des Nachthimmels, dem Zugang zum Sternenlicht und zur Bewahrung der damit verbundenen kulturellen, wissenschaftlichen, astronomischen oder landschaftlichen Werte verpflichtet hat.
Daneben gibt es Zertifikationen für touristische Anbieter im Bereich des Astrotourismus, wie „Starlight-Rural-Hotels“ und sogenannte „Sternenparks“, (Starlight Parks).
Zurück zu Teneriffa und dem Teide Nationalpark, wo unsere Reise in den Sternenhimmel begonnen hat. Der Teide Nationalpark hat, genauso wie die Nachbarinsel Teneriffas, La Palma, die Auszeichnung einer Starlight-Destination und -Reservats.
La Palma - Pionier des Astrotourismus
Die einzigartigen Umweltbedingungen und eine spezielle gesetzlich verabschiedete Lichtsmog-Verordnung machten La Palma schon 2007 zu einem der Pioniere des Astrotourismus und Starlight-Reservat. 2012 wurde die Insel zur ersten Starlight-Destination erklärt. Auf dem höchsten Punkt der Insel, dem 2.426 Meter hohen Roque de los Muchachos kann man über den Passatwolken eines der wichtigsten Observatorien der Welt auf Voranmeldung besuchen. Zahlreiche Aussichtspunkte zur Beobachtung des Nachthimmels wurden eingerichetet und viele Hotels und ländliche Unterkünfte verfügen über eigene Teleskope und Informationen, um ihren Gästen die Beobachtung des traumhaften Sternenhimmels über der „Isla Bonita“, der „Schönen Insel“ zu ermöglichen.
Überhaupt ist La Palma, das zu mehr als einem Drittel seiner Fläche unter Naturschutz steht, ein ideales Reiseziel für all diejenigen, denen die Natur und besondere Plätze zum Entspannen und Erholen und deren Erhaltung am Herzen liegen.
Islas Atlánticas - einsam unterm Sternenhimmel
Ein ganz besonderer Platz mit paradiesischen Bedingungen sind auch die zu Galicien gehörenden Islas Atlánticas, ebenfalls Nationalpark, und darunter die Cïes Inseln. Zum größten Teil unbewohnt mit einer herrlichen Natur- und Vogelwelt, sind auch sie eine ausgezeichnete Starlight-Destination.
Wer hierher zum Sternebeobachten kommt, darf sich zu den Glücklichen zählen, fast einsam, auf einem nahezu menschenleeren Eiland zu stehen, mit nichts als dem Rauschen der Wellen und des Windes in den unzähligen Pinienbäumen, dem Kreischen der Möwen und einem unendlichen Sternenhimmel, der seinesgleichen sucht.
Zum Starlight-Reiseziel Atlantische Inseln gehören die Cíes Inseln, das Archipel von Sálvoro, das Archipel von Cortegado und das Archipel von Ons. Wichtig zu wissen ist, dass der Besuch der Inseln und die Sternebeobachtung, ebenso wie das Campen dort ausschließlich auf Antrag und vorherige Reservierung der Aktivitäten erfolgen darf.
Sternebeobachtung beim Fernwandern
Das größte Starlight-Reservat und Reiseziel weltweit liegt ebenfalls in Spanien und zwar auf dem Festland in Andalusien und damit der europäischen Region, die dem Äquator am nächsten liegt. Das bedeutet, dass das Universum in sehr viel weiteren Ausmaßen als anderswo beobachtet werden kann.
Das Starlight-Reservat Sierra Morena erstreckt sich über 400 Kilometer weit in den nördlichen Teilen der andalusischen Provinzen Jaén, Córdoba, Sevilla und Huelva und umfasst sechs Naturparkregionen mit den Parques Naturales Despeñaperros, Sierra de Andújar, Cardeña y Montoro, Sierra de Hornachuelos, Sierra Norte de Sevilla und Sierra de Aracena y Picos de Aroche. Egal, in welchem dieser Naturparks man sich gerade befindet, man kann tagsüber nicht nur herrlich wandern, sondern auch den erstklassigen Pata Negra Schinken genießen, die Hirsche während der Brunft belauschen oder mit ganz viel Glück den Spuren des Iberischen Luchses folgen. Des nachts erwarten einen in der Region an zahlreichen astronomischen Aussichtspunkten erstklassige Bedingungen für die Beobachtung eines faszinierenden Sternenhimmels.
Wer die gesamte Region erwandern will, dem sei der Fernwanderweg GR48 empfohlen, der die schönsten Teile dieser nördlichen Regionen der verschiedenen Provinzen Andalusiens miteinander verbindet.
Astrotourismus auf vielerlei Art
Dies sind nur wenige der zahlreichen Gebiete und Orte in Spanien, die sich dem Astrotourismus, der sich in den vergangenen Jahren einer steigenden Beliebtheit erfreut, verschrieben haben. Ob die Starlight-Destinationen und -Reservate in den Naturschutzgebieten der vielen Sierras und Gebirgszüge – schließlich ist Spanien das zweitgebirgigste Land Europas – wie der Nationalpark Monfragüe in der Extremadura, Astronomieparks, wie das katalanische Montsec oder das Astronomische Zentrum Tiedra in der Nähe von Valladolid, oder so originelle Plätze wie San Pedro Cultural, die erste in ein Astronomiezentrum verwandelte romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert in der Provinz Palencia, Astronomiefans kommen in Spanien voll auf ihre Kosten.