Wie groß war die biblische Maßeinheit Tefach (Handbreit) in biblischen Zeiten? – diese Frage gilt bei jüdischen Religionsgelehrten noch immer als umstritten und wird seit Jahrhunderten diskutiert. Auch heute noch übernimmt das biblische Maß „Handbreit“ in der jüdischen Gesetzgebung eine wichtige Funktion. Eine aktuelle Studie zu Resten antiker Vorratsgefäße von Wissenschaftlern dreier unterschiedlicher israelischer Institute könnte jetzt neue Rückschlüsse ermöglichen.
Die drei israelischen Archäologen Ortal Harusch (Hebräische Universität Jerusalem), Avschalom Karasik (Israel Antiquities Authority) und Uzi Smilanski (Weizmann-Institut) untersuchten Keramikscherben verschiedener Fundorte aus der Zeit vom zehnten bis siebten Jahrhundert v. Chr. und machten mithilfe von modernen 3-D-Scans eine interessante Entdeckung: So unterschiedlich die Keramikfunde in Bezug auf Alter, Größe und Form waren, der Innendurchmesser der Krughälse wich kaum voneinander ab. Der festgestellte Durchmesser lag bei allen 307 untersuchten Krügen zwischen 8,85 und 8,97 Zentimetern und entspricht damit der Handbreite einer durchschnittlichen Männerhand.
Die Forscher gehen davon aus, dass sich in den Keramikfunden die Maßeinheit „Tefach“ widerspiegelt – eine Längeneinheit, die in assyrischen, ägyptischen und biblischen Quellen Erwähnung findet, Grundlage vieler jüdischer Gesetze bildet und eine Handbreit umfasst. Zum Vergleich griffen die Forscher auch auf heutige Messungen der US-Armee bei der Bestellung von Handschuhen für die Soldaten zurück. Hier betrug der Mittelwert einer Hand von einem männlichen amerikanischen Soldaten 8,67 cm, ± 0,48 Zentimeter. In früheren Forschungen wurde bekannt, dass sich die Größe des Handtellers im Unterschied zur Statur des Menschen in den vergangenen 3.000 Jahren kaum geändert hat. Die bahnbrechenden wissenschaftlichen Ergebnisse wurden jüngst in der Fachzeitschrift Basor (Bulletin of the American Schools of Oriental Research) publiziert.
Laut dem Forscherteam kann der fast identische Innendurchmesser der eisenzeitlichen Krughälse unterschiedliche Gründe haben. Zum einen stellte es für die antiken Töpfer vermutlich eine Erleichterung dar, ihre eigene Handfläche als Standarddurchmesser zu verwenden. Zum anderen konnte dadurch gewährleistet werden, dass die Öffnungen groß genug waren, um sie zu reinigen. Eine weitere Theorie basiert auf den Reinheitsgesetzen des Alten Testaments. Hiernach gilt ein offenes Gefäß als unrein, also unbrauchbar, wenn es sich in der Nähe eines Leichnams befindet. Spätere jüdische Traditionen quantifizieren diese Regelung, indem Sie feststellen, dass bei Gefäßen mit einer maximalen Öffnung von einem Tefach dennoch sichergestellt werden könne, dass der Inhalt rein sei. Naheliegend wäre es also, dass die Töpfer der damaligen Zeit Vorratsgläser mit einer handbreiten Öffnung herstellten, um das Wegwerfen wertvoller Vorräte zu verhindern.