Die 59. Ausgabe des renommierten Musikfestivals Wratislavia Cantans steht unter dem Motto „Migration“. Sie findet vom 5. bis 15. September 2024 statt. Hauptveranstaltungsort ist das Nationale Musikforum (NFM) in Wrocław (Breslau), das im kommenden Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert. Christoph Eschenbach, der zum 1. September die Künstlerische Leitung des NFM übernimmt, wird das Festival mit einem furiosen Konzert beenden.
In diesem Jahr widmet sich das renommierte Festival dem Spannungsfeld von Migration und Musik. So erklingt mit dem Oratorium „Il trionfo del Tempo e del Disinganno“ gleich zum Auftakt das Werk eines viel- und weitgereisten Komponisten. Georg Friedrich Händel, dessen Großvater gebürtiger Breslauer war, erschuf das Werk zu Beginn seiner Zeit in Italien, noch bevor er nach London ging. Gespielt wird es vom Kammerorchester Il Giardino Armonico unter Leitung von Festivaldirektor Giovanni Antonini.
Weitere Highlights sind die Auftritte des französischen Cembalisten Jean Rondeau, des Symphonischen Orchesters der Schlesischen Philharmonie sowie des israelischen Mandolinenspielers Avi Avital. Er wird am 6. September gleich zwei Konzerte mit Werken der größten Barockkomponisten spielen. Barockmusik steht auch bei den beiden Konzerten von Jean Rondeau am 8. September auf dem Programm. Er wird Werke von Rameau, Couperin und Royer interpretieren, die ursprünglich für die Oper komponiert wurden, aber im Zuge einer innermusikalischen „Migration“ auf dem Tasteninstrument landeten.
Eine besondere Veranstaltung findet am 12. September in der Marienkathedrale statt. Dann wird das Symphonische Orchester der Schlesischen Philharmonie in Katowice (Kattowitz) ein Gedenkkonzert anlässlich des 100. Geburtstages von Festivalgründer Andrzej Markowski spielen. Der Dirigent war von 1965 bis 1968 Direktor der Philharmonie von Wrocław und rief 1966 die Wratislavia Cantans ins Leben. Das Publikum wird Werke von Henryk Mikołaj Górecki hören.
Das Abschlusskonzert mit Bruckners Messe in f-Moll und Sinfonie in d-Moll am 15. September steht unter dem Motto „Neuanfang“. Für Christoph Eschenbach, der an diesem Tag das Ensemble des NFM dirigieren wird, ist es gleich in zweifacher Weise ein Neubeginn. Zum einen wird der vielfach ausgezeichnete Pianist und Dirigent für die kommenden fünf Jahre als künstlerischer Direktor am Haus bleiben. Zum anderen kehrt er in seine Heimatstadt Breslau zurück, die er als Flüchtlingskind im Winter 1945/46 verlassen musste.
Neben Konzerten für Erwachsene bietet das Festival auch eine Reihe von Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche an. Zum Auftakt findet zudem die Vernissage der Ausstellung „Heiße Welt“ mit Werken aus der Nationalen Zachęta-Galerie für zeitgenössische Kunst in Warszawa (Warschau) statt. Sie wird im Foyer des NFM zu sehen sein. Ausgewählte Konzerte finden auch in verschiedenen Orten in den Woiwodschaften Dolnośląskie (Niederschlesien) und Wielkopolskie (Großpolen) statt.
Hauptveranstaltungsort ist Polens modernstes Konzerthaus, das 2015 zum 50. Jubiläum der Wratislavia Cantans feierlich eröffnet wurde. Der große Konzertsaal dort fasst bis zu 1.800 Gäste. Mit den Wratislavia Cantans beginnt ein Reigen von Veranstaltungen, mit denen das Konzerthaus die Jubiläumssaison bestreiten wird. Dazu hat Direktor Andrzej Kosendiak zahlreiche Größen der Klassikszene zu Gastspielen engagiert, wie etwa Wassili Petrenko, Julianna Awdejewa, Bomsori Kim oder die Dresdner Philharmonie.