Die Zeit, in der Israel seine Grenzen schließen musste, haben viele Sehenswürdigkeiten des Landes dazu genutzt, sich auf die Rückkehr von Gästen aus aller Welt vorzubereiten. Insbesondere Stätten, die von vielen Touristen und Pilgern besucht werden, haben umfassende Renovierungen während des vergangenen Jahres vorgenommen und präsentieren sich nun in erneuertem historischen Gewand. Dazu zählen unter anderem die Nationalparks der Israelische Natur- und Parkbehörde an biblischen Orten, das Terra Sancta Museum oder das kürzlich eröffnete Pilgergästehaus Magdala am See Genezareth.
Neu: Pilgergästehauses in Magdala an biblischer Stätte
Das Pilgergästehaus in Magdala am Ufer des Sees Genezareth liegt in der vermuteten Heimatstadt von Maria Magdalena und empfängt künftig Gäste. Der Bau des Gästehauses wurde durch den Fund einer Stadt aus dem ersten Jahrhundert unterhalb des geplanten Standorts im November 2019 verzögert. Die Entdeckung hat allerdings auch zur Folge, dass der Ort zu einer Attraktion für viele Touristen- und Pilgergruppen geworden ist.
Die Ausgrabungen umfassen eine Synagoge aus dem ersten Jahrhundert, einen Marktplatz und ein Dorfgebiet. Besonders hervorzuheben ist der Fund eines verzierten Steines in der Synagoge. Von diesem wird angenommen, dass er eine der ersten künstlerischen Darstellungen des Zweiten Tempels von Jerusalem abbildet, einschließlich der ältesten auf Stein gemeißelten Menora. Jüdische rituelle Bäder, Mikwes, die von natürlichem Quellwasser gespeist werden und bis heute funktionstüchtig sind, kamen ebenfalls zum Vorschein. Vorindustrielle Gebäude wie die Überreste einer Fischerei und eines Hafens konnten ferner von den Archäologen geborgen werden. Auch Münzen aus den Jahren 29 bis 64 nach Christus kamen zutage. In Zusammenhang mit der Lage des Ortes weisen die Münzen darauf hin, dass Jesus dort gepredigt haben könnte oder vielleicht einige jener Fischer traf, die seine ersten Anhänger wurden.
Ausbau des Terra Sancta Museum
Das Terra Sancta Museum in Jerusalem, ein umfassendes Museumsnetzwerk, hat an neuen Flügeln gearbeitet, die sich in das bestehende Gefüge des Museums eingliedern. Das Netzwerk umfasst alle Orte der Bewahrung des historischen, künstlerischen und archäologischen Erbes der Kustodie des Heiligen Landes. Bisher konnte nur ein Teil der archäologischen Sammlungen besichtigt werden, die in zwei Flügel des Klosters aufgeteilt sind. Der historische Flügel des Museums, der die archäologischen Sammlungen der Kustodie bewahrt, befindet sich im Kloster der Geißelung. Der neue Saller-Flügel beherbergt künftig die archäologischen Funde der Franziskaner aus den Ausgrabungen der heiligen Stätten. Dazu gehören Funde aus Nazareth, Bethlehem, Kapernaum, Magdala und anderer biblischer Orte. Er befindet sich im Kloster des Heiligen Erlösers, das vor allem als Sitz der Kustodie bekannt ist. In der Salvatorkirche in Jerusalem, ebenfalls Teil des Museumsnetzwerkes, wird in neu geschaffenen Räumen der Schatz der Kustodie ausgestellt.
Saxum Besucherzentrum und neuer Emmausweg
Das Saxum Visitor Center in Abu Ghosh ist ein multimediales Informationszentrum, das Pilgern und Besuchern hilft, Wissen über das Heilige Land zu vertiefen. Das Zentrum befindet sich 15 Kilometer von Jerusalem entfernt, in der Nähe von Kiryat Yearim, der biblischen Stätte, an der die Bundeslade während der Eroberung der Stadt Jerusalem durch König David verblieb. In dem Zentrum können Besucher multimediale Touren unternehmen oder in kurzen Videos mehr über die Geschichte und Traditionen vieler der heiligen Orte in einer „Es geschah hier“-Playlist erfahren. Wissen wird hier in vielen verschiedenen Sprachen generiert, die interaktiven Bildschirme werden ins Hebräische, Arabische, Spanische, Italienische, Französische und Polnische übersetzt. Die Website ist auf Hebräisch und Arabisch einsehbar.
Zurzeit wird, ausgehend vom Saxum Besucherzentrum, ein Pilgerweg angelegt, der Emmausweg. Dieser bietet Pilgern und Besuchern die Möglichkeit, vom Besucherzentrum nach Emmaus-Nikopolis zu wandern. Der Weg umfasst eine 18 Kilometer lange Strecke, für die Wanderer etwa vier bis fünf Stunden benötigen. Im Lukasevangelium ist der Weg nach Emmaus ein Tor zur Verkündigung des Evangeliums, so wie Emmaus selbst ein Tor ist, das Jerusalem und Judäa für die Küstenebene der Heiden öffnet. Pilger können durch das Wandern in eine biblische Episode eintauchen und sie so für sich selbst neu erleben.
Spiritualität unter freiem Himmel in den Nationalparks
In den Nationalparks des Heiligen Landes können Pilger dessen Geschichte unbesorgt an der frischen Luft kennenlernen. Ein Muss für viele christliche Gruppen ist dabei der Tel Megiddo-Nationalpark im Norden Israels, der von großer historischer, geografischer und theologischer Bedeutung ist. Die 26 Ruinenschichten der Stätte reichen mehr als 6.000 Jahre zurück. Im Buch der Offenbarung wird eine apokalyptische Schlacht bei Armageddon erwähnt, die zum Synonym für das Ende der Tage geworden ist. Um den Nationalpark für Pilger und Touristen aufzuwerten, wurde dort ein neues Besucherzentrum und ein historisches Museum, das die vielen Veränderungen der Stätte über einen Zeitraum von 6.000 Jahren thematisiert, errichtet.
Aber auch in weiteren Standorten der Israel Nature and Parks Authority finden sich Aktivitäten für Pilger. So finden beispielsweise gemeinsame Gebete und Messen an biblischen Orten und in biblischen Landschaften in den Nationalparks statt.
Zu diesen Stätten gehören unter anderem die Nationalparks Kursi und Avdat, Banias und das Barmherzige-Samariter-Museum. Ein besonderes Erlebnis für Pilger und Touristen wird im Korazim-Nationalpark angeboten. Der nördlich des Sees von Galiläa gelegene Ort wird im Neuen Testament erwähnt und umfasst Überreste eines jüdischen Dorfes aus der Zeit der Mischna und des Talmuds. Das Programm bietet historisch Interessierten die Möglichkeit, mit Archäologen an der Stätte zu graben, diese zu besichtigen und an einem Workshop für antikes Handwerk teilzunehmen.
Außerdem bieten mehrere INPA-Standorte Pilgergruppen und christlichen Reisenden die Möglichkeit, in biblischen Landschaften Spiritualität zu leben. Dies ist beispielsweise durch das Zusammenkommen von Gebets- und Gesangsgruppen in der Natur möglich, wie im Arbel-Nationalpark nach einer Wanderung vom Wallfahrtsort Magdala aus oder in der judäischen Wüste in Ein Prat, Wadi Qelt und Qumran.