Sonderausstellung „Der Henker des Herzogs“ in Schmalkalden

Sonderausstellung Der Henker des Herzogs
Am 30. April 2022 eröffnet die Sonderausstellung „Der Henker des Herzogs – das Leben des Johann Jeremias Glaser (1653-1725)“ in der Totenkirche in Schmalkalden im Thüringer Wald. Bild: © Museum Schloss Wilhelmsburg, Schmalkalden

Henker, Scharfrichter, Vollstrecker – aber auch Mensch, liebevoller Familienvater und gebildeter Mann: Die Sonderausstellung „Der Henker des Herzogs“ gibt überraschende Einblicke in die Arbeits- und Lebensumstände des Scharfrichters Johann Jeremias Glaser. Erzählt wird die Geschichte des Henkers vom bekannten Schauspieler Thomas Thieme, der durch die Ausstellung als lebensgroßer visueller Audioguide führt.

Johann Jeremias Glaser war einst Vollstrecker in Meiningen und Wasungen und führte ein Rechnungsbuch, in dem er auf 350 Seiten sein Leben akribisch in Zahlen festhielt. In diesem einmaligen kulturhistorischen Schatz sind jedoch nicht nur die Honorare für seine vollzogenen scharfrichterlichen Tätigkeiten vermerkt – das Buch erlaubt vielmehr einen Blick auf den Menschen hinter die Maske des Henkers.

In der Ausstellung tritt ein liebevoller Familienvater entgegen, der großen Wert auf die Aus- und Bildung seiner Kinder legt, es erscheint ein juristisch wie betriebswirtschaftlich hoch gebildeter Mann, der stark musisch veranlagt ist. Von ihm entsteht das Bild eines sozialen Arbeitgebers und erfolgreichen Heilers, der vermögend und angesehen ist. Von den Gewürzen, mit denen die unzähligen Speisen bei den Tauf- oder Hochzeitsfesten seiner Kinder zubereitet wurden, bis hin zum Mobiliar und Hausstand der jeweiligen Meistereien, kann alles aus der Lebenswelt des einfachen Volkes nachvollzogen werden.

Registerbüchlein von Scharfrichter Johann Jeremias Glaser
Das Registerbüchlein von Scharfrichter Johann Jeremias Glaser gibt Einblicke in das Leben eines liebevollen Vaters – abseits seiner scharfrichterlichen Tätigkeiten. Bild: © Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Meiningen, 4-99-0020 Zinck-Mattenberg-Sammlung (Akten), Nr. 1327, Bl. 41/42.

Die Ausstellung ist ein Blick hinter die Maske des Mannes mit dem „unehrlichen Beruf“, wobei allerdings Scharfrichter nie eine Maske getragen haben. Die Geschichte dieses Henkers wird an einem besonderen Ort erzählt: In der Totenhofkirche von Schmalkalden, in der sich auch das originale, kunstvoll gestaltete Grabdenkmal von Glasers Schwiegervater, dem Schmalkalder Scharfrichters Hieronymus Wahl, befindet. Er war auch der Sohn von Otto Heinrich Wahl, der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts 100 als Hexen gebrandmarkte Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ. 1700 führte Glaser dann selbst in Breitungen die letzte Lebendverbrennung einer vermeintlichen Hexe auf Thüringer Boden durch.

In der Sonderausstellung wird auch auf die Entwicklung des „Handwerks“ der Scharfrichter, ihrer Aufgaben und Nebentätigkeiten eingegangen sowie die Meininger und Schmalkalder Scharfrichter des 16. und 17. Jahrhunderts beleuchtet.

Kuratiert wurde die Ausstellung „Der Henker des Herzogs“ vom Direktor des Museums Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden, Dr. Kai Lehmann. Sie ist bis 31. Oktober 2022 jeweils von Mittwoch bis Sonntag, in der Zeit zwischen 11.00 und 17.00 Uhr, zu sehen.

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