Heiliges und Profanes in der Welt der Musik zusammenzubringen und dabei immer einen Bezug zur aktuellen gesellschaftspolitischen Situation herzustellen, das ist das Credo des renommierten Musikfestivals Sacrum Profanum in Kraków (Krakau). Zum 20-jährigen Jubiläum geht die Festivalleitung unter dem Künstlerischen Direktor Krzysztof Pietraszewski auf zwei drängende Fragen unserer Zeit ein: „Wie sollen wir angesichts des Klimawandels mit unserem Planeten umgehen?“ und „Wie können wir uns von patriarchalen Zwangsstrukturen befreien?“
Die diesjährige Ausgabe vom 2. bis 11. September 2022 steht unter dem Motto „Vom Aussterben bedrohte Arten“. Damit ist nach „Jugend“ sowie „Erwachsensein“ in den vergangenen beiden Jahren der letzte Punkt der Trilogie erreicht, mit der sich Sacrum Profanum inhaltlich wie formal den aktuellen Herausforderungen unserer Zeit stellen will. Musikalisch spiegelt sich das im Fokus auf experimentelle Verbindungen von Avantgarde und klassischer Musik mit Jazz, Rock, Techno und Mainstream wider. Dabei wird die Gitarre als bisheriges „Symbol der Machokultur“ ebenso einer Neudefinition unterzogen wie eine „Öko-Oper“ inszeniert.
Eröffnet wird das Festival am 2. September im Słowacki-Theater mit einem besonderen Konzert des Marek Pospieszalski-Oktetts. Gemeinsam mit der Flötistin Ewa Liebchen entführen die Jazzmusiker auf eine Spurensuche nach den polnischen Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Bis heute stehen Musikerinnen wie Grażyna Bacewicz, Elżbieta Sikora oder Bernadetta Matuszczak ungeachtet ihres weltweiten Renommées im Schatten ihrer männlichen Kollegen.
Zu den Highlights der diesjährigen Ausgabe zählt der Auftritt des Ensembles Les Percussions de Strasbourg. Das 1962 gegründete Elsässer Ensemble wird Ryoji Ikedas Werk „100 Cymbals“ von 2019 für 100 Schlagzeug-Becken als Polenpremiere im alten Flugzeughangar von Czyżyny zur Aufführung bringen. Ebenso erstmals an der Weichsel wird am Abend John Cages „But what about the noise of crumpling paper…“ von 1985 erklingen.
Zum Abschluss des Festivals erwartet die Besucher im Kongresszentrum ICE ein besonderer Leckerbissen. „Neoarctic“ ist eine Öko-Oper in zwölf Liedern und Klanglandschaften. Das gemeinsame Werk des britischen Elektromusikers Andy Stott und des lettischen Komponisten Krists Auznieks verbindet Elektro- und Technoklänge sowie Chorgesang mit einem futuristisch mahnenden Bühnenbild und Videoinstallationen. Das Libretto stammt vom isländischen Schriftsteller Sjón, der durch seine Texte für Björk bekannt wurde. Interpretiert wird das Werk vom Lettischen Rundfunkchor.