Seit Kurzem können Besucher im zentralpolnischen Ort Tum die Rekonstruktion von Teilen der mittelalterlichen Festungssiedlung Łęczyca besichtigen. Torturm, Teile der Wallanlage und der Turm des Kastellans wurden originalgetreu wieder aufgebaut. Im Rahmen von Schauvorführungen und Sonderveranstaltungen erleben Interessierte zudem, wie die Menschen im Hochmittelalter gelebt haben könnten.
Łęczyca war eine der wichtigen Residenzen der frühen Piasten-Herrscher. Doch schon Ende des 13. Jahrhunderts wurde sie aufgegeben und es entstand westlich davon eine neue Siedlung unter dem Namen Łęczyca. Ende der 1940er Jahre entdeckten Forscher unweit der monumentalen Kollegiatskirche von Tum aus dem 12. Jahrhundert erstmals Überreste von „Alt-Łęczyca“. Die Holzpalisadenanlage war im 9. Jahrhundert entstanden und wurde in den folgenden rund 500 Jahren um weitere Siedlungsteile ergänzt. Bis 2011 ergruben sich die Wissenschaftler Teile der Wallanlage, des Torturmes und des Kastellensturmes. Zudem wurden zahlreiche Alltags- und Wertgegenstände gefunden, unter anderem auch Münzen, Ringe und Waffenteile.
Die Rekonstruktion spiegelt den Zustand im 13./14. Jahrhundert wider, als die Festung durch die Verlagerung der Stadt schnell an Bedeutung verlor. Vom älteren Teil aus dem 9. Jahrhundert werden Fundstücke und ein Modell gezeigt. Ein hölzerner Steg verbindet die Anlage durch die umliegenden Wiesen mit dem „Freilichtmuseum des Dorfes Łęczyca“. Es wurde bereits 2013 eröffnet und umfasst mehrere traditionelle bäuerliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude, dazu gehören auch eine Ölmühle und ein Bauerngarten. Am Weg wurden verschiedene Tafeln angebracht, die über die Geschichte von Siedlung, Kollegiatstift und Łęczyca informieren.