Das Stadtmuseum von Warszawa (Warschau) hat unlängst eine Lücke in ihrer musealen Erzählung zur Stadtgeschichte geschlossen. In der Ausstellung „Zeugnisse aus dem Warschauer Getto“ wird die Perspektive der jüdischen Opfer der von Tätern und Beobachtern gegenübergestellt. Die Geschichte des Gettos von der Einrichtung 1940 über die blutige Niederschlagung des Aufstandes bis zum Wiederaufbau 1948 wird fast ausschließlich anhand historischer Fotografien erzählt. Angefertigt wurden sie von Hobby- und Profifotografen, von Gettobewohnern, deutschen Truppenangehörigen und Touristen sowie von polnischen Widerstandskämpfern.
Propagandafotos, die das Getto als „heile Welt“ darstellen und friedlich scheinende Alltagsszenen stehen neben oft drastischen Dokumentationen von Hunger, Mord und dem brennenden Getto während des Aufstandes. Die Erzählung endet mit der Feier zu dessen fünftem Jahrestag 1948. Danach begann der Wiederaufbau der Gebäude im Stadtviertel Muranów. Wenige Fundstücke, die während der Bauarbeiten und teils später bei archäologischen Grabungen gefunden wurden, ergänzen die Fotografien. Der neue Austellungsteil befindet sich in den Kellergewölben des Museums am Altstadtmarkt von Warschau.