Polens Hauptstadt Warszawa (Warschau) feiert die Kunst der Gegenwart. Am 25. Oktober 2024 öffnet dort das neue Museum für Moderne Kunst (MSN) erstmals seine Türen für die Öffentlichkeit. Zusammen mit dem benachbarten Teatr Rozmaitości (Theater der Vielfalt, TR) entstand der zukunftsweisende Neubau nur wenige Schritte von Zentralbahnhof und Kulturpalast entfernt.
Das neue Museum startet am 25. Oktober mit einer dreiwöchigen Eröffnungsfeier. Geplant sind rund 100 verschiedene Veranstaltungen, darunter Performances, Konzerte und Aktionen, die hauptsächlich von lokalen Künstlerinnen und Künstlern gestaltet werden. MSN-Direktorin Joanna Mytkowska legt besonderen Wert darauf, die oft übersehene Rolle von Frauen in der Kunst in den Vordergrund zu rücken. So werden neun großformatige Werke von Künstlerinnen präsentiert, darunter historische Stücke wie „Freundschaft“ von Alina Szapocznikow aus dem Jahr 1954 und ein großer Abakan von Magdalena Abakanowicz. Es werden aber auch Werke zeitgenössischer Künstlerinnen wie Sandra Mujinga aus der Demokratischen Republik Kongo und der chilenischen Ikone der feministischen Kunst, Cecilia Vicuña, zu sehen sein.
Das neue Museum soll starke Akzente in den Bereichen Bildung und kritische Auseinandersetzung mit Kunst setzen, betont Joanna Mytkowska. So ist ein Schwerpunkt die Förderung junger Künstlerinnen und Künstler. Geplant ist die Einrichtung einer Galerie speziell für aufstrebende Talente, die von jungen Kuratorinnen und Kuratoren sowie den Künstlern selbst gestaltet wird. Bestandteil des MSN ist ein voll funktionsfähiger Nachbau des legendären „Experimentalstudios des Polnischen Radios“. Das von Zofia und Oskar Hansen entworfene „Schwarze Zimmer“ diente von 1957 bis 2004 als Produktionsort für elektronische Musik. Neben bedeutenden einheimischen Künstlern wie Krzysztof Penderecki oder Elżbieta Sikora waren dort auch Gäste aus dem westlichen Ausland wie Franco Evangelisti oder Arne Nordheim tätig.
Während der dreiwöchigen Eröffnungsfeier können Besucher auch die Räume in den oberen Stockwerken besichtigen, wo ab Februar 2025 auf 4.000 Quadratmetern Fläche die Hauptausstellung des Museums zu sehen sein wird. Diese wird erst nach den Feierlichkeiten eingerichtet.
Die Gesamtnutzungsfläche des MSN beträgt rund 20.000 Quadratmeter. Zusätzliche Galerieräume stehen für Wechselausstellungen zur Verfügung. Das Erdgeschoss des Gebäudes ist als öffentlicher Raum konzipiert, der frei zugänglich ist und unter anderem ein Auditorium mit etwa 200 Sitzplätzen, Bildungsräume, eine Bibliothek, eine Buchhandlung und ein Café beherbergt.
Zusammen mit dem benachbarten Theaterneubau setzt das MSN einen neuen städtebaulichen Akzent zwischen dem Świętokrzyski-Park und der Magistrale ul. Marszałkowska. Die beiden im Geiste des Rationalismus konzipierten Bauwerke bilden mit ihrer breiten und niedrigen, dabei schlichten kubischen Form ein Gegengewicht zum sozialistischen Zuckerbäckerstil des Kulturpalastes, wie auch zu den riesigen Glas- und Betonfassaden der neuen Wolkenkratzer-Architektur der Umgebung. Für den Entwurf der beiden Gebäude zeichnet das New Yorker Büro von Thomas Phifer verantwortlich. Aus dessen Feder stammen unter anderem das New York City Velodrome, das North Carolina Museum of Art und das Glenstone Museum in Potomac.