Der legendäre Leanderturm von Istanbul wurde nach sorgfältigen Restaurierungsarbeiten als Denkmal und Museum wiedereröffnet. „Kız Kulesi“ bedeutet übersetzt Mädchenturm. Das ikonische Bauwerk an der Küste der asiatischen Seite von Istanbul hat nach Abschluss der vom Ministerium für Kultur und Tourismus im Jahr 2021 begonnenen Restaurierungsarbeiten seine Pforten wieder geöffnet. Der auf dem Bosporus gelegene Turm wird nun als Denkmalmuseum fungieren.
Der Leanderturm wurde ursprünglich im fünften Jahrhundert v. Chr. auf einer kleinen Insel etwa 20 Meter vor der heutigen Küste von Üsküdar als Zollkontrollstelle errichtet, um die Schiffe, die den Bosporus durchquerten, zu kontrollieren und Steuern zu erheben. Auf diesem winzigen Eiland ließ der oströmische Kaiser Manuel Komnenos im 12. Jahrhundert eine Verteidigungsanlage erbauen. Eine Eisenkette, die vom Turm bis zu einem anderen Turm auf der historischen Halbinsel reichte, kontrollierte die Ein- und Ausfahrt des Bosporus.
Nach der Eroberung Istanbuls im Jahr 1453 durch Sultan Mehmed II. wurde dort ein Holzturm errichtet, der in den folgenden Jahrhunderten als Wachturm, Leuchtturm und Quarantänestation diente. In der Zeit der Republik wurde der Turm, nachdem er lange Zeit von der Hafenbehörde der Stadt genutzt worden war, 1964 an das türkische Verteidigungsministerium und 1983 an die Maritimen Unternehmen Türkiyes übergeben. Während dieser Zeit diente er als Radarstation und Lagerhaus, später wurde er eine Zeit lang als Restaurant genutzt, das nur mit Booten vom Ufer Üsküdars aus erreichbar ist.
Eine Vielzahl an Legenden
Der Leanderturm, der in der Mitte des Bosporus liegt, hat auch einige Legenden, die zu seinem Ruhm beitragen. Die erste erzählt die Geschichte von einem König und seiner Prinzessinnentochter. Nachdem ein Wahrsager vorausgesagt hatte, dass die Prinzessin an einem Schlangenbiss sterben würde, baute der König den Leanderturm auf den Felsen vor Salacak, um seine Tochter zu schützen. Die Prinzessin konnte ihrem Schicksal jedoch nicht entgehen und wurde von einer Schlange gebissen, die in einem Korb mit Früchten in das Schloss gelangte. Einer anderen Legende zufolge verliebte sich Leandros in Hero, eine Nonne der Aphrodite, die in einem Turm lebte. Leandros schwamm jede Nacht, um Hero zu sehen, indem er dem Licht des Turms folgte. Doch eines Nachts wurde das Licht des Turms durch einen Sturm ausgelöscht. Leandros verlor seinen Weg und ertrank im Bosporus. Von Trauer und Verlust überwältigt, folgte Hero ihm. Diese Legende, die sich in Çanakkale abspielte, wurde im 18. Jahrhundert von europäischen Reisenden auf den Leanderturm in Istanbul umgemünzt. Aus diesem Grund ist dieser auch als Tour de Leandre oder eben Leanderturm bekannt.
Restaurierungsprojekt für Wiedereröffnung
Er gilt als eines der Wahrzeichen der Skyline von Istanbul und muss aufgrund seiner Lage mitten im Meer und der Wetterbedingungen ständig gewartet werden. Vor diesem Hintergrund initiierte das türkische Ministerium für Kultur und Tourismus im Jahr 2021 das Restaurierungsprojekt. Dieses wurde unter der Aufsicht des Ministeriums und unter Beratung von Fachleuten aus den Bereichen der Wissenschaft und Architektur, darunter Professor Zeynep Ahunbay und Han Tümertekin, durchgeführt. Im Rahmen der jüngsten Restaurierung wurden alle Betonergänzungen an der Hauptstruktur des Turms entfernt, die in den historischen Dokumenten nicht enthalten waren. Außerdem wurden der Turm und die Insel, auf der er steht, mit Pfählen und seismischen Isolatoren gestützt. Das Dach über dem Innenhof des Turms wurde entfernt und durch ein hölzernes Dach ersetzt, das entsprechend der ursprünglichen Form vorbereitet wurde. Der Innenhof und die Außenböden wurden ebenfalls in dem in den historischen Aufzeichnungen festgestellten Originalzustand wiederhergestellt.
Einheimische und Besucher Istanbuls haben dieses elegante Bauwerk schon immer von mehreren Standorten in der Stadt aus beobachtet. Jetzt, wo er als Museum wiedereröffnet wurde, können die Besucher die schöne Metropole direkt vom Leanderturm aus betrachten.