Vor der Küste der Florida Keys kam es kürzlich zu einem bemerkenswerten Ereignis. Etwa 16 Seemeilen vor Key West wurden zehn ausrangierte Strommasten im Golf von Mexiko versenkt. Doch was auf den ersten Blick als Umweltsünde anmutet, ist in Wirklichkeit das genaue Gegenteil: Aus insgesamt 45 dieser 15 Meter langen Konstrukte soll nach den Plänen des Monroe County Artificial Reefs Department in naher Zukunft ein künstliches Riff entstehen.
Künstliche Riffe wie zum Beispiel Schiffswracks werden gezielt auf dem Meeresboden platziert, um maritime Lebensräume und Ressourcen zu fördern. Ein solches Programm bringt eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich, auch ökonomische. Indem sie das fragile marine Ökosystem stärken, zur Erholung der Fischbestände beitragen und die natürlichen Riffe entlasten, sichern sie auch Arbeitsplätze. Laut einer Analyse der Florida Fish and Wildlife Conservation Commission (FWC) aus dem Jahr 2022 generieren künstliche Riffe jährlich über 39.000 Arbeitsplätze und bis zu 250 Millionen US-Dollar an staatlichen Einnahmen.
Weitere künstliche Riffe sollen folgen
Artificial Reefs Director Dr. Hanna Koch war in Zusammenarbeit mit der FWC und dem Florida Keys National Marine Sanctuary an der Entwicklung des neuen Projekts vor Key West beteiligt. Für die in Deutschland geborene Meeresbiologin war das Versenken der Strommasten vor Key West jedoch erst der Anfang: „Es war das erste einer ganzen Reihe von Projekten. Wir wollen in flachen und tiefen Gewässern sowohl auf der Atlantik- als auch auf der Golfseite weitere realisieren und damit wertvolle Lebensräume für viele Arten schaffen.“
In den Gewässern der Florida Keys gibt es bereits 62 künstliche Riffe. Die meisten stammen aus der Zeit zwischen 1982 und 1989. Mit der „Spiegel Grove“ und der „Vandenberg“ kamen in den 2000er Jahren zwei Schiffswracks hinzu, die auch bei Tauchern sehr beliebt sind.