„Obo“ ist eines der Wunder von São Tomé und Príncipe und bedeutet in der Sprache der Ureinwohner „Urwald“. Obo heißt deshalb auch der Nationalpark, der etwa 75 Prozent der Fläche beider Inseln bedeckt und seinem Namen alle Ehre macht.
Wegen seines unvergleichlichen Reichtums an endemischen oder extrem seltenen Pflan zen- und Tierarten zählt der Obo-Nationalpark zu den bedeutendsten seiner Art in ganz Afrika. Spektakulär ist vor allem die lebendige Vogelwelt, die allein 26 endemische Arten auf São Tomé und Príncipe kennt. Das etwa 29.500 Hektar große Areal zeigt Beispiele für die verschiedenen Biotope, darunter Tiefland- und Bergwälder, Mangroven und Savanne.
Im Jahr 1988 klassifizierten Wissenschaftler die Wälder von Sao Tomé und Príncipe hinsichtlich ihres biologischen Interesses als die zweitwichtigsten von insgesamt 75 Wäldern in ganz Afrika. Der World Wildlife Fund hat nach Forschungen ebenfalls festgestellt, dass die Wälder des Inselstaates eine der weltweit 200 wichtigsten Öko-Regionen mit einer großen biologischen Vielfalt darstellen.
Kein Wunder also, dass beide Inseln ein absolutes Paradies für Naturliebhaber und Vogelbeobachter sind (beste Zeit: Mitte Januar bis Mitte Februar und Juli/August). Für Besuche im Nationalpark ist die Begleitung durch einen speziell ausgebildeten Guide (der ParkOrganisation ECOFAC) notwendig. Wer gerne eine mehrtägige Tour durch den Nationalpark machen möchte, kann auf einer der Hochland-Roças übernachten. Viele Trekkingtouren durch den Park beginnen an der Station Bom Sucesso, an die ein kleiner Botanischer Garten angeschlossen ist. Zu den kürzeren Touren gehört eine Wanderung zur Lagoa Amélia, einem Kratersee, der etwa drei Stunden von Bom Sucesso entfernt liegt. Am empfehlenswertesten aber ist die sechsstündige Tageswanderung von Bom Successo zur Roça Bombaim. Auf diesem nicht sehr anstrengenden Weg gewinnt man einige perfekte Einblicke in die Natur des Nationalparks.
Der Pico de São Tomé ist mit 2.024 Metern der höchste Berg des Archipels und ein beliebtes Ziel für Urwald- und Bergwanderungen. Der Aufstieg führt durch mehrere Klimazonen des nebeligen tropischen Urwalds innerhalb des Naturschutzparks. Die zweitägige Tour setzt gute Kondition und entsprechende Ausrüstung voraus und sollte nur mit Führer erfolgen.
Von den 700 lokalen Pflanzenarten wachsen etwa 120 nur auf São Tomé und Príncipe. Dazu gehören auch eine Riesenbegonie, die bis zu drei Meter hoch werden kann, Baumfarne und einzigartige Orchideen. Zu den Naturwundern der Inseln gehört auch die Vogelwelt: Auf lediglich 1.000 Quadratkilometern leben über 28 Arten von endemischen Vögeln, allein auf São Tomé sind es 21 endemische Arten.
Zu ihnen gehören auf São Tomé der Zwergolivenibis, der Newtonwürger und der Schwarzstirnwürger, der São Tomé-Eisvogel und die São Tomé-Drossel, der Fahlbrustpirol und der Stahl-Paradiesschnäpper.
Auf Príncipe findet man u.a. den Principe-Zwergfischer, den Prinzenglanzstar, den Fahlbrillenvogel, den Gelbbrust-Nektarvogel und viele, viele andere. Im Inselsüden schließlich ist auch der Wappenvogel der Insel, der extrem seltene Graupapagei, heimisch.
Príncipe ist zugleich Schauplatz eines der weltweit spannendsten Experimente bei der Entwicklung einer nachhaltigen Tourismusindustrie: 2010 schloss der südafrikanische Unternehmer Mark Shuttleworth (der im Übrigen auch maßgeblich an der Entwicklung des Computer-Betriebssystems Ubuntu beteiligt war) einen Vertrag mit der Regierung von São Tomé und Príncipe, nach dem er große Teile der Insel bis 2025 zu einem ökologischen Vorzeigeprojekt machen will, in dem die Bedürfnisse der Natur, der Einwohner und sanft reisender Touristen harmonisch vereint werden. Mindestens 70 Millionen Euro will der Mann aus Südafrika hier investieren, unterstützt von einem engagierten Team aus internationalen Wissenschaftlern, darunter Anthropologen und Soziologen, Biologen und Umwelttechniker, Pädagogen und Forstexperten. Als erstes großes Tourismus-Projekt auf der Insel übernahm seine Gesellschaft das schon länger existierende Bom Bom Island Resort und gestaltete es nach ihren Richtlinien um. Weitere Unterkünfte, die umweltverträglich, nachhaltig und problemlos rückbaubar sein sollen, sind im Bau bzw. geplant.