Dromedare am Strand in Dhofar
Dromedare am Strand in Dhofar. © Ministry of Heritage & Tourism Sultanate of Oman

Dromedare in der Kultur des Oman

„Du Kamel!“ – was mancherorts als Schimpfwort gilt, wird in der arabischen Welt als Kompliment verstanden. So auch im Sultanat Oman, wo die Wüstenbewohner als arbeitseifrige, ausdauernde Tiere geachtet werden. Das einhöckrige Dromedar ist aus der Geschichte und dem Alltag der Omanis nicht wegzudenken. Reisende begegnen ihm in Oman häufig bei überraschenden Gelegenheiten – vom Bad im Wadi über den Schönheitswettbewerb bis hin zum Kamelmilch-Cocktailkurs und sogar im Straßenverkehr. Erlebnisse rund um das Kamel bieten viele Möglichkeiten, tief in die Kultur und die Traditionen des Landes einzutauchen.
Kamelrennen Kultur im Oman
Kamelrennen sind ein wichtiger Bestandteil der Kultur des Oman. © Ministry of Heritage & Tourism Sultanate of Oman

Schwimmende Kamele – Wüstentier im Wasser

Dromedare sind bekannt dafür, extrem hohen Temperaturen zu trotzen und lange Zeiträume ohne Wasser auszukommen; dornige Sträucher gehören zu ihren Leibgerichten. Umso überraschender, dass man die Tiere im Dhofar, der südlichsten Region Omans, auch direkt am Meer am langen Sandstrand oder in den türkisfarbenen Gewässern der Wadis antrifft. Dort stillen sie nicht nur ihren Durst und erfrischen sich. Einige schwimmen sogar im Meer, um von einer Bucht in die nächste zu gelangen, wo am Strand Nahrung oder ein möglicher Partner wartet. Ein skurriles und gleichzeitig äußerst beliebtes Fotomotiv!
Dromedar am Meer in Dhofar
Dromedar am Meer in Dhofar - es ist auch nicht ungewöhnlich, dass Dromedare im Meer schwimmen. © Christophe Migeon

Schwarze Kamele zwischen hellem Wüstensand

Schwarze Dromedare sind selten und kommen nur in der Grenzregion von Oman, Jemen und Saudi-Arabien vor. In Oman bildet die Rub al-Khali, die größte zusammenhängende Sandwüste der Welt, ihren Lebensraum, wo sie von Beduinen gezüchtet werden. Dromedare werden, wie hierzulande Kühe, in Milch- und Fleischrassen unterschieden, wobei die schwarzen Exemplare besonders für ihr Fleisch geschätzt werden. Zugleich sind sie Statussymbol für wohlhabende Familien und Stämme und werden oft mit Prestige, Macht und Reichtum in Verbindung gebracht.
Dromedartransport auf einem Pickup im Oman
Im Oman kein außergewöhnlicher Anblick: ein Dromedartransport auf der Ladefläche eines Pickup. © Lisa Reinshagen

Einmal den Kamelmilch-Cocktail bitte!

Im Alila Hinu Bay Resort in Mirbat, rund eineinhalb Autostunden östlich der Provinzhauptstadt Salalah, erhalten Gäste beim Kamelmilch-Cocktail- oder Mocktailkurs eine Einführung in die Kunst des Getränkemixens mit dieser besonderen Zutat. Kamelmilch wird in Oman gerne frisch nach dem Melken aus einer Schale getrunken – doch auch für besondere Mixgetränke eignet sie sich perfekt.

Kamelmilch-Cocktail im Alila Hinu Bay Oman
Eine Delikatesse: Kamelmilch-Cocktail im Alila Hinu Bay Oman. © Alila Hinu Bay

Die Milch der Dromedare ist sehr vitaminreich und hat einen hohen Mineraliengehalt, beinhaltet weniger gesättigte Fettsäuren als Kuhmilch sowie kaum Cholesterin; dafür ist sie leicht verdaulich, wirkt als natürliches Probiotikum und stärkt das Immunsystem. Ein beliebter Drink des Resorts ist der „Desert Rose“-Cocktail mit Kamelmilch, Vodka, Erdbeerpüree und Sirup.

Spieglein, Spieglein an der Wand – wer hat das schönste Kamel im gesamten Land?

In Oman gibt es nicht nur Kamelrennen, bei denen die schnellsten Tiere gegeneinander antreten – ähnlich wie Pferderennen in europäischen Gefilden. Auch Schönheitswettbewerbe rund um die Wüstentiere finden statt, so beispielsweise der „Hamrah Al Durou“-Kamelschönheitswettbewerb in Ibri. Mit Accessoires wie Schmuck, Quasten und Girlanden geschmückt und unterteilt in zwei Alterskategorien, werden die Dromedare nach verschiedenen Kriterien beurteilt: darunter ihr Abstammungsbaum, körperliche Verfassung wie Größe und Form, Aussehen, wobei Augen und Lippen besonders im Fokus stehen, sowie ihr Verhalten und die Art und Weise, wie sie sich bewegen. Die Wettbewerbsgewinner erhalten Geldpreise und Zertifikate. Reisende, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, können diesem besonderen Spektakel als Zuschauer beiwohnen, das meist durch eine elektrisierende Atmosphäre und sogar den Besuch von VIPs aus dem ganzen Land gekennzeichnet ist.
Omanische Männer bei ihren Dromedaren
Besondere Beziehung: Omanische Männer bei ihren Dromedaren. © Andrea Francolini

Flanierende Kamele am Wegesrand

Die Tradition der Kamelhaltung ist im Alltag der Omanis, insbesondere bei den Bewohnern des Dhofar, tief verankert. Viele Familien besitzen Kamelherden, die von Generation zu Generation meist an den ältesten Sohn weitervererbt werden, und genießen täglich frische Kamelmilch. Eine Stute gibt bis zu 20 Liter Milch am Tag – hat sie ein Fohlen, darf sie dieses üblicherweise sechs Wochen lang stillen. Nach dieser Zeit wickelt der Kamelhirte einen Jutesack um das Euter des Tieres, sodass das Kalb nicht mehr die gesamte Milch trinken kann. Reisende treffen im Dhofar fast überall auf Dromedare – ob am Wegesrand, am Strand oder in den Bergen. Leider auch auf den Straßen, wo die Tiere dem Verkehr wenig Beachtung schenken. Sie sind jedoch nicht herrenlos, sondern durch Markierungen auf dem Fell klar ihrem Besitzer zugeordnet. Tagsüber bewegen sich die Herden frei zum Weiden, während sie abends zurück zu ihren Herren eilen.
Dromedar-Konvoi auf einer Straße in Dhofar
Dromedar-Konvoi in Dhofar. Nicht selten sind die Tiere auch auf den Straßen anzutreffen. © Ministry of Heritage & Tourism Sultanate of Oman

Originelle Speisen mit Kamelfleisch

Dromedare landen in Oman zu besonderen Anlässen auch im Kochtopf – so wird ihr Fleisch beispielsweise zu Feierlichkeiten wie dem Ende des Ramadans verzehrt. Es wird auf vielfältige Weise zubereitet und gekocht – zum Beispiel ummantelt von Bananenblättern, mit einer speziellen Gewürzmischung sowie Datteln und Nüssen versehen, 48 Stunden im Erdofen gegart. Diese Spezialität ist als „Shuwa“ bekannt. Ausgewählte Restaurants bieten Gerichte mit Kamelfleisch das ganze Jahr über für Verkostungen an und machen sie für Reisende so erlebbar. Wer Street Food mag, besucht einen der unscheinbaren Verkaufsstände, die sich an geschäftigen Straßen im Dhofar befinden. Hier werden auf heißen Steinen gegrillte Kamelfleischstücke oder Kamelburger serviert.
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