Elefantenfütterung im Elephant Nature Park
Die hungrigen Elefanten im Elephant Nature Park freuen sich über jede "Leckerei", die sie bekommen können. Bild: © Dionne Schilder

Als Volunteer im Elefanten-Tierschutz in Thailand

In einem Hostel-Schlafsaal in Bangkok erzählt mir eine Backpackerin von einem Freiwilligen-Programm in einer Wildlife Sanctuary im Norden von Thailand. Ein Programm, das dabei hilft, eine vor dem Aussterben bedrohte Spezies zu schützen.

Mein Interesse ist sofort geweckt. Für meine Rucksackreise durch Südostasien Ende 2022/ Anfang 2023 habe ich mir vorgenommen, mich von meiner Intuition und meinem Bauchgefühl treiben zu lassen. Durch die Erzählung der Backpackerin inspiriert, mache ich mich auf den Weg nach Chiang Mai.

Das Krähen eines Hahns durchbricht die Stille, die über dem Wildpark liegt. Ein glühender Ball wandert über die umliegenden Hügel und die ersten Sonnenstrahlen erstrecken sich über das Gelände. Von meinem Platz aus, der im Park auch „Sunrise Spot“ genannt wird, weil man von hier zwischen zwei Bäumen hindurch die Sonne aufgehen sehen kann, erblicke ich eine sich wie in Zeitlupe bewegende, riesige Gestalt. Majestätisch tritt der Elefant hinaus auf die Wiese, geführt von seinem Mahut.
Elefant bei aufgehender Sonne im Elephant Nature Park
Majestätisch schreitet ein Elefant bei aufgehender Sonne durch den Elephant Nature Park. Bild: © Louisa Dormann
Um kurz vor sieben treffen sich die Volunteers zum Frühstück. Es gibt typische thailändische Gerichte. Gegartes Gemüse aus dem Wok, Frühlingsrollen, Reisnudeln und Reis. Für die Volunteers, die aus aller Welt anreisen, werden auch westliche Speisen aufgetischt. Cornflakes, Toast, Kuchen und jede Menge Obst. Alles ist vegan, denn schließlich wäre es eine große Ironie, in einem Rettungs- und Rehabilitationszentrum für wilde Tiere, tierische Produkte zu verzehren.
Elephant Nature Park Rettungsstation für Elefanten
Der Elephant Nature Park bei Chiang Mai im Norden Thailands ist eine Rettungsstation für Elefanten und andere Tiere. Bild: © Louisa Dormann

Der Elephant Nature Park im Norden Thailands hat sich auf das Retten von Elefanten spezialisiert und ist einer der ersten Zufluchtsorte dieser Art in Asien. Darüber hinaus ist er ein Zuhause für hunderte streunende Hunde und tausende Katzen, die als Unfallopfer von der Straße gerettet werden, für Wasserbüffel, Vögel und viele Tierarten mehr.

Für den heutigen Vormittag steht „Elephant Poo“ auf dem Wochenplan. Meine Gruppe wird den Morgen damit verbringen, die Ställe auszumisten. Ausgestattet mit Schaufeln und Handschuhen geht es an die Arbeit.

Es erstaunt mich immer wieder aufs Neue, wie viel Mist die Giganten erzeugen. In den vergangenen Tagen habe ich gelernt, dass das Wegschaufeln der Exkremente eine körperlich anspruchsvolle Arbeit ist, doch mit der richtigen Einstellung ein sehr unterhaltsamer Start in den Tag sein kann. Die letzte Pickup-Ladung voll Elefantenmist wird mit einer Runde „Poo-Ball“ gefeiert. Das ist ein simples Spiel, mit großer Ähnlichkeit zu Lacrosse, bei dem einer der handballförmigen Ausscheidungen der Elefanten von Schaufel zu Schaufel geworfen wird. Verloren hat derjenige, der den Ball fallen lässt.

Elefant im Elephant Nature Park auf der Suche nach Leckereien
Um die eine oder andere extra-Mahlzeit zu erreichen, sind die Elefanten im Elephant Nature Park durchaus kreativ. Bild: © Louisa Dormann
Elefant im Elephant Nature Park darf sich frei bewegen
Die Elefanten im Elephant Nature Park dürfen sich unter Aufsicht ihrer Mahuts frei bewegen. Bild: © Louisa Dormann

Bis zum Mittagessen ist noch ein bisschen Zeit. Ich hocke mich in den Schatten unter ein Dach aus Bambusgeflecht und beobachte eine Gruppe Elefanten, die mit wedelnden Ohren, ihrem körpereigenen Fächer, in der Sonne stehen und mit ihren Rüsseln in einem Haufen Zuckerrohr stöbern.

Wenige Meter Luft sind das Einzige, das mich von ihnen trennt. Da ist kein Zaun, kein Gehege. Im Park können sich die Elefanten frei bewegen. Die Mahuts passen auf, dass sie anderen Menschen nicht zu nah kommen.

Ein Mahut ist der Führer eines Elefanten und sie scheinen in fast gegenseitiger Abhängigkeit voneinander zu leben. Sie führen eine bewundernswerte, vertrauensvolle Beziehung, die jahrzehntelanger gegenseitiger Gesellschaft entspringt. Sie sind alte Freunde, die sich so gut kennen, als wären sie Geschwister. Elefanten sind soziale, empathische und fürsorgliche Wesen. Sie zeigen Trauer und können sogar weinen, genauso deutlich ist ihnen anzusehen, wenn sie sich freuen – beispielsweise, wenn sie eine extra Rationen Bananen bekommen.

Mahut im Elephant Nature Park in Thailand
Die Mahuts sind die Führer der Elefanten und haben eine äußerst intensive - auf Gegenseitigkeit beruhende -Beziehung zu den Tieren. Bild: © Dionne Schilder

Nach der Stärkung beim Mittagessen geht es in die „Elephant Kitchen“. Hier wartet erneut harte Arbeit auf uns. Eben ist ein Truck angekommen, auf der Ladefläche türmt sich ein riesiger Haufen Wassermelonen. Wöchentlich werden um die zwölftausend Melonen geliefert, die per Hand ausgeladen, geputzt, geschält und geschnitten werden müssen. Dazu kommen, Bananen, Mangos, Kokosnüsse, Kürbisse, und Mais. Ein einziger der riesigen Vegetarier frisst 200-300kg Futter am Tag und der Park ist schließlich ein Zuhause für über Hundert Elefanten.

Bananen für Elefanten im Elephant Nature Park
Die Futtermengen für die Elefanten im Elephant Nature Park sind gewaltig. Bild: © Louisa Dormann
Wassermelonen für Elefanten im Elephant Nature Park
Täglich verdrückt jeder Elefant 200-300 kg Pflanzenkost, die von den Mitarbeitern des Parks vorbereitet werden muss. Bild: © Louisa Dormann

Den Rest des Nachmittags haben wir frei, doch wer Lust hat, darf die Hunde des Parks besuchen und mit ihnen spazieren gehen. Die meisten von ihnen kamen als Unfallopfer in den Elephant Nature Park, so auch Wan Sook, das bedeutet Freitag auf Thailändisch. Ihm fehlt ein Hinterbein, doch ein extra für ihn angepasster Hunde-Rollstuhl ermöglicht es ihm, den Zwinger zu verlassen und spazieren zu gehen.

Es gibt nicht genug Freiwillige, um die über 700 Hunde regelmäßig auszuführen, und ich habe das Gefühl, Wan Sook, der mit wedelndem Schwanz an der Leine zieht, weiß den kleinen Ausflug umso mehr zu schätzen.

Wan Sook in seinem Hunderollstuhl
Wan Sook kann sich in seinem eigens angefertigten Hunderollstuhl fast normal bewegen. Bild: © Louisa Dormann

Der asiatische Elefante wird von allen Seiten bedroht: Durch Schwindendes Habitat, Waldarbeiten, wo sie als Nutztiere missbraucht werden und die Tourismus-Industrie, in der sie in Trekking Camps, Zirkussen und Zoos schaffen und leiden. Auch die Wilderei, der steigender Wert und die erhöhte Nachfrage von Stoßzähnen, Haut, Schwanzhaaren und Fleisch auf dem Schwarzmarkt.

Im Elephant Nature Park leben Elefanten noch immer in Gefangenschaft, zu ihrem eigenen Schutz. Allerdings wird auf Ketten verzichtet, auf körperliche und touristische Ausbeutung. Der Park schafft einen sicheren Ort, der der Natur der Elefanten am nächsten kommt.

Elefantenschutz im Elephant Nature Park Chiang Mai
Im Elephant Nature Park in Chiang Mai steht der Schutz der Elefanten an erster Stelle. Bild: © Dionne Schilder

Zum Sonnenuntergang bietet sich uns ein besonderes Schauspiel. Vom Fluss her vernehmen wir freudiges Tröten und Trompeten. Den Anblick der vier Tonnen schweren Giganten, die sich gegenseitig mit Wasser bespritzen und ihr Schlammbad genießen, werde ich niemals vergessen.

Nach dem Abendessen findet zum Abschluss des Tages auf der Wiese vor den Gehegen ein Fußballspiel statt. Es wird auf provisorische Tore gespielt, zwei T-Shirts als Pfosten, doch im Gegensatz zu heute Morgen mit einem richtigen Ball.

Alle sind willkommen, die lokalen Kinder aus dem Dorf genauso wie die Mahuts, die Köch*innen, die Tierärzt*innen und wir – die Volunteers. Ein Goldfilter scheint über dem Elephant Nature Park zu liegen, als die Sonne hinter den grünen Bergen verschwindet.

Wer sich über die Arbeit des Elephant Natur Parks noch näher informieren möchte, findet hier weitere Informationen: https://www.elephantnaturepark.org/.

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