Sarajevo, Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, liegt nur wenige Flugstunden von Deutschland entfernt- und doch landest du irgendwie gefühlt in einer anderen Welt.
Die geschichtsträchtige Stadt wurde im letzten Jahrhundert durch zwei tragische Ereignisse bekannt: Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie im Juni 1914 löste hier den Ersten Weltkrieg aus, und in den neunziger Jahren wurde Sarajevo während des Bosnienkrieges durch die bosnisch-serbische Armee vier Jahre lang eingekesselt und von den umliegenden Hügeln aus fast durchgehend beschossen.
Sarajevo: Orient trifft auf Okzident
Später gehörte die Region zur österreichisch-ungarischen Monarchie. In dieser Zeit wurden im Stadtzentrum viele neue Gebäude errichtet, so dass man an einigen Plätzen den Eindruck gewinnen könnte, in Wien oder Salzburg zu stehen.
In der Fußgängerzone wurde vor ein paar Jahren ein Schild im Boden eingelassen: „Sarajevo- Meeting of Cultures“ steht dort geschrieben. Das ist es, was diese Stadt für mich wirklich ausmacht. Wo sonst auf der Welt findet man eine Moschee, eine Kirche und eine jüdische Synagoge auf wenigen hundert Metern? Sarajevo- das Jerusalem Europas.
Junge Frauen in knappem Outfit bummeln neben voll verschleierten Muslima durch die belebten, spätsommerlichen Straßen. Vor der Herz-Jesu-Kathedrale singt ein christlicher Männerchor für eine Welt in Eintracht, „one World“. Wir sitzen in einem Straßencafé, trinken einen Aperol Spritz und lauschen später noch dem abendlichen Chor der Muezzins, die ihre Gläubigen zum Gebet rufen.
Es ist die friedliche Koexistenz der unterschiedlichen Religionen und Kulturen, die Schönheit der Stadt und die Offenheit ihrer Menschen, die Sarajevo für mich so besonders machen. Ein Mikrokosmos des toleranten Miteinanders- das war leider nicht immer so.
Allein in Sarajevo und Umgebung könnte man durchaus ein paar Tage verweilen, sich einfach durch die Gassen der Baščaršija treiben lassen und einen traditionellen „Bosanska Kafa“, einer Art türkischem Mokka, in einem der vielen Cafés trinken.
In den umliegenden Bergen, schließlich war die Stadt ja auch Austragungsort der olympischen Winterspiele 1984, lassen sich spannende Dinge entdecken und tolle Wanderungen unternehmen. Diesmal aber nicht – wir wollen weiter.
Also unseren Mietwagen geschnappt und los geht’s. Unser Ziel? Eine Rundreise durchs Nachbarland Montenegro.
Zunächst fahren wir auf der M-18 ostwärts Richtung Foča, nach wenigen Kilometern ein Schild am Straßenrand: „Welcome to Republic of Srpska“. Die politische Situation und auch die staatliche Struktur des Landes sind äußerst kompliziert. Bosnien-Herzegowina ist faktisch geteilt, besteht aus zwei Entitäten: der Föderation, überwiegend von Bosniaken, also muslimischen Bosniern, und bosnischen Kroaten bewohnt, und der serbischen Teilrepublik Republika Srpska, mehrheitlich von bosnischen Serben bevölkert. Deswegen sind auf Straßenschildern die Namen der Städte auch immer sowohl in lateinischen, als auch kyrillischen Buchstaben verzeichnet.
Interessant auch die Währung des Landes. Man bezahlt in Bosnien mit der „Konvertiblen Mark“, im Vergleich zum Euro der gleiche Wechselkurs wie unsere ehemalige Deutsche Mark.
Irgendwann begleitet uns der Fluss Drina, die kurvenreiche Straße wird immer enger und löchriger, ein Rafting Camp nach dem anderen säumt die Strecke.
Durmitor: Wildpferde in atemberaubender Landschaft
Noch ein paar Kilometer an der aufgestauten Piva entlang, dann biegen wir nach links Richtung Zabljak ab, durch unzählige kleine Tunnel, richtige Mauselöcher, schrauben wir uns auf ein Hochplateau. Hier beginnt das Durmitor Gebirge. Eine atemberaubende, felsige Graslandschaft. Unterwegs begegnen wir sogar einer Herde von Wildpferden. Es ist unglaublich schön.
Über den Sedlo Pass, Montenegros höchstem befahrbaren Bergpass, geht’s wieder ein kleines Stückchen nach unten. Schließlich erreichen wir kurz hinter Zabljak unser kleines gemütliches Cottage.
Wir lassen den Tag locker angehen. Bei einem ausgedehnten Morgenkaffee hinter unserer Hütte und mit Blick auf die Berge streicht uns ein junges Kätzchen um die Beine. Da uns nicht nach einer tagesfüllenden Wanderung ist, entschließen wir uns, den nahegelegenen „Crno Jezero“ (Schwarzer See), einer von 18 Gletscherseen des Durmitor Nationalparks, zu umrunden. Überraschenderweise ist er nicht schwarz, sondern ruht gelassen und türkis-blau schimmernd vor einem beeindruckenden Bergpanorama. Der Bobotov Kuk, Montenegros höchster Gipfel, schaut derweil majestätisch auf den See herab.
Danach kurven wir mit dem Auto ein paar Kilometer die Berge hoch und stellen auf einem kleinen Parkplatz den Wagen ab- das letzte Stück geht nur zu Fuß. Nach einer guten halben Stunde Wanderung über einen ziemlich steinigen Trampelpfad stehen wir auf dem Curevac (1650 m) mit einer überwältigenden Aussicht auf die Tara Schlucht.
Der Baulärm, in unserer Nachbarschaft entstehen einige neue Ferienhäuser, lässt uns am nächsten Morgen zeitig starten. Unser heutiges Etappenziel heißt Biogradska Gora, eines der ältesten Nationalparks weltweit, im Nordosten des Landes.
Als wir am Hinweisschild „Stecci“ vorbeikommen, biegen wir spontan von unserer geplanten Route auf der P5 nach rechts ab. Eigentlich sind die Stecci nur einige, wie zufällig hingeworfen wirkende Steinquader auf einem flachen Hügel im Gras. Wir wollen sie aber trotzdem einfach mal berühren, schließlich liegen sie seit weit über tausend Jahren dort, als Hinterlassenschaften einer vertriebenen christlichen Glaubensgemeinschaft, den Bogumilen, die sich im Mittelalter auf dem ganzen südlichen Balkan verteilten.
Die Tara Schlucht: der zweittiefste Canyon der Welt
Nachmittags erreichen wir Kolašin, das sich als ansprechendes kleines Städtchen mit einem Hauptplatz in sozialistischem Ambiente mit Partisanendenkmal entpuppt.
Am nächsten Tag spazieren wir um den Biogradska Jezero, genießen den Geruch des Urwaldes und die Stille der unberührten Natur.
Die Panoramaroute 1 (P2/E65) führt uns nun Richtung Süden. Die ersten Kilometer dominieren noch hohe, grüne und dicht bewachsene Berghänge, tiefe Schluchten und unzählige Straßentunnel unsere Weiterreise.
Bereits bei Podgorica, der eher gesichtslosen Hauptstadt Montenegros, wird es flacher, kahler und merklich wärmer. Die ersten Zypressen stehen am Wegesrand.
Auf der linken Seite taucht der Skadarsee bzw. Skutarisee auf- je nachdem, ob man den serbischen oder albanischen Namen bevorzugt. Es ist der größte See des Balkans und liegt nur zu einem Drittel in Montenegro, der Rest gehört zu Albanien.
Wir verlassen nun die Hauptstraße, die Panoramaroute (ab hier P16) verläuft jetzt direkt am südlichen Ufer des Sees entlang. Die Straße ist nichts für schwache Nerven oder breite Autos: kurvenreich, äußerst schmal, rechts gleich die Felswand und links ein mitunter hundert Meter tiefer Abhang zum See. Jedes entgegenkommende Auto erfordert ein umständliches vor und zurück Rangieren. Die Aussicht auf den blau-grün glitzernden Skadarsko Jezero ist aber ebenso atemberaubend und entschädigt für die halsbrecherische Strecke. Bemerkenswert sind die vielen New Yorker Autokennzeichen, denen wir begegnen- eine richtige Erklärung finde ich dafür nicht. Hinweisschilder und Ortsnamen sind hier nicht mehr kyrillisch, sondern in lateinischen Buchstaben auf montenegrinisch und albanisch verfasst. Es ist fast so, als hätten wir unbemerkt die albanische Grenze überquert und wären schon im Nachbarland Albanien. Schließlich erreichen wir Ulcinj/Ulqin.
Ulcinj: „Ballermann“ der albanischen Diaspora
Der Ort ist für mich so etwas wie der Ballermann der albanischen Diaspora. Dicke Autos mit amerikanischen, deutschen, serbischen, kosovarischen und bosnischen Kennzeichen schieben sich an der Strandpromenade entlang. Montenegrinisch oder andere Sprachen hört man in den unzähligen Cafés, Bars und Restaurants nur selten. Das rollende „R“ und das dominante „O“ des Albanischen sind in Ulcinj dagegen allgegenwärtig.
Am Abend recken sich eine Handvoll sehr präsenter Lichtstrahler fingergleich hoch in den schwarzen Nachthimmel. Laute Disco-Musik und dumpfe Bässe wummern über das Meer bis in die letzte Ecke des Ortes.
Aber es gibt auch noch eine andere Seite, eine die wir zu Beginn unserer Reise bereits in Sarajevo kennenlernen durften: das friedvolle Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Religionen. Am beliebten Stadtstrand (Malo Plaza) sitzen muslimische Frauen im Burkini einträchtig neben sehr freizügig gekleideten Geschlechtsgenossinnen. Und am Freitag, dem besonderen Tag für Muslime, geht es überall ruhiger zu in Ulcinj. Keine überlaute, dröhnende Musik, es ist überraschend still, als die Sonne untergegangen ist und der Muezzin noch einmal zum Gebet gerufen hat. Man nimmt Rücksicht aufeinander.
Erwähnt werden muss auch die wirklich schöne Altstadt, die hoch oben auf der nördlichen Felsnase der Bucht thront. Enge, schattige Gassen lassen uns für eine Weile der erbarmungslosen Sonne und der drückenden Nachmittagshitze entkomme. Schöne Restaurants mit einem tollen Ausblick laden zum Verweilen ein. Am Ende haben wir uns mit Ulcinj versöhnt.
Nun geht es entlang der Küste wieder Richtung Norden, Ulcinj war der südlichste Punkt unserer Reise.
In Bar, der zweitgrößten Stadt Montenegros, legen wir einen kurzen Zwischenstopp ein. Hier befindet sich die größte orthodoxe Kirche des Landes, die Kathedrale St. Johannes Vladimir. Da sie erst 2016 fertiggestellt wurde, steht sie nicht im Zentrum, sondern etwas am Stadtrand zwischen einem Einkaufszentrum, einer Sporthalle und modernen Wohnhäusern. Die große gold-glänzende Kuppel des ansonsten schneeweißen Bauwerks lugt schon von weitem gut sichtbar zwischen den anderen Dächern hervor. Das Innere überwältigt uns mit bunten, eindrucksvollen Fresken und Ikonenmalereien, nicht ein Quadratzentimeter der Wände und Decken blieben unbemalt.
Bemerkenswert auch das benachbarte Einkaufszentrum: ein übrig gebliebenes Zeugnis des sozialistischen Beton-Brutalismus. Es wirkt inzwischen wie aus der Zeit gefallen- und leider schon ziemlich heruntergekommen.
Von Bar bis nach Petrovac na Moru, unserem heutigen Etappenziel, sind es nur wenige Kilometer die Küstenstraße entlang, die Fahrt dauert keine halbe Stunde. Vor nicht allzu langer Zeit war ein Durchkommen hier kaum möglich: Die Grenze zwischen dem islamisch osmanischen Reich und dem christlichen Europa trennte die Menschen, die sich feindlich gegenüber standen.
In Petrovac am Meer die Seele baumeln lassen
Petrovac na Moru (Petrovac am Meer) entpuppt sich als ein übersichtlicher, schöner Badeort mit einem auch jetzt, Anfang September, noch proppenvollen 600 m langen Kieselstrand und belebter Promenade. Die Bucht wird im Norden von einer kleinen Festung und im Süden von einer Felsspitze, zu einem Beachclub ausgebaut, begrenzt. Drei Nächte wollen wir bleiben, das Auto mal stehen und die Seele baumeln lassen. Wir springen von der Hafenmole ins Meer und haben beim Abendessen das erste Mal ein richtig typisches „Urlaubsfeeling“.
Der nächste Morgen: der Himmel ist wolkenverhangenen und grau, Unwetter sind angekündigt. Bevor es losgeht wollen wir noch im Beachclub Ponta einen Kaffee trinken und ein letztes Mal hier schwimmen gehen. Den Macchiato bekommen wir noch, ins Wasser gehen wir aber nicht mehr. Wo gestern noch Badegäste auf Sonnenliegen in der Sonne brutzelten, schwappt heute Gischt über die Felsen.
Zeit für die Weiterreise. Nächste Station: die Bucht von Kotor. Auf der Küstenstraße gen Norden passieren wir schon nach einer halben Stunde Fahrt die hübsche Halbinsel Sveti Stefan. Früher eine kleine Siedlung bis in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts der damalige jugoslawische Staatspräsident Josip Broz Tito das touristische Potential der Insel erkannte und aus dem mittlerweile menschenleeren Fischerdorf ein Luxushotel für die Reichen und Schönen errichten ließ. Auch heute noch ist sie vor allem gut betuchten Gästen vorbehalten. Auf mich wirkt Sv. Stefan seltsam verlassen.
Eigentlich wollten wir auch noch Budva, dem größten und bekanntesten Badeort Montenegros, einen kurzen Besuch abstatten, allerdings wird schon das Abstellen unseres Autos zu einer unlösbaren Aufgabe- dichter Verkehr und lange Fahrzeugschlangen vor den wenigen Parkplätzen treiben uns umgehend wieder aus der Stadt. Traurig sind wir darüber aber nicht: Budva scheint in erster Linie eine Bettenhochburg für den Massentourismus zu sein.
Auch vor Kotor und Tivat geraten wir jeweils in mehr als nur stockenden Straßenverkehr, die Infrastruktur scheint in dieser Gegend ausbaufähig zu sein. Als Entschädigung erhaschen wir aus der Höhe einen ersten Blick auf die herrliche Bucht von Kotor, die regelmäßig zu den schönsten weltweit gewählt wird.
Schließlich erreichen wir unser Ziel, den kleinen Ort Krašice auf der Halbinsel Luštica. Hier wollen wir ein paar Tage bleiben und die Gegend erkunden. Das Apartment ist modern, die Aussicht auf die Bucht, die Berge und das gegenüberliegende Ufer überwältigend, die Vermieter überaus nett. Ein Hauptgewinn. Wir fühlen uns sofort willkommen und wie zu Hause, nicht nur in unserer neuen Behausung, sondern auch in diesem kleinen, idyllischen Ort.
Ein Mausoleum in schwindelerregender Höhe
Dann sind wir oben. Im Lovćen Nationalpark, gleich unterhalb des Gipfels Jezerski Vrh steht auf knapp 1700 m eine der höchsten Grabkammern Europas: das Mausoleum des Dichters, Fürsten und Bischofs Petar II. Petrović Njegoš (1813- 1851), erst 1974 nach dreijähriger Bauzeit eingeweiht, ist ein beliebtes touristisches Ausflugsziel. Nicht nur das schlichte, kantige Bauwerk, das man aber erst nach 461 mühsamen Stufen erreicht, sondern auch die Aussicht, bei klarem Wetter kann man den Großteil des Landes überblicken, sind mehr als beeindruckend. Auf dem Rückweg machen wir noch einen kleinen Abstecher nach Njeguši, Ursprungsort der Petrović Dynastie, und bekannt für seinen leckeren geräucherten Schinken (Njeguši Pršut) und einem, allerdings etwas seltsam und streng schmeckendem Hartkäse.
Ein entspannter, ruhiger Tag. Wir umrunden mit dem Auto entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn die Halbinsel Luštica, an dessen Nordufer auch unser derzeitiger „Heimatort“ Krašiće liegt. Erster Zwischenstopp auf einen Kaffee und ein opulentes Sandwich ist Rose, ein hübsches, kleines Örtchen mit ausgedehnter Hafenmole und einer stattlichen Anzahl landestypischer Apartments direkt am Wasser. Die meisten stehen offensichtlich leer, die Nebensaison hat begonnen. Am Strand von Zanjić lassen wir uns im glasklaren, herrlich warmen Wasser eine Weile treiben, bevor wir die Rundtour schließlich fortsetzen.
„Luštica Bay“ ist ein kleiner Schock: eine noch im Bau befindliche, wie aus dem Boden gestampfte Retortenstadt mit Hotelanlagen, mehreren tausend Wohneinheiten und eigener Marina. Bleibt zu hoffen, dass der Investor nicht pleite geht, und hier irgendwann nur noch eine halbfertige Geisterstadt vor sich hin gammelt.
Die größte Hürde beim Besuch des malerischen Küstenörtchens Perast in der Bucht von Kotor ist wieder mal… das Auto loszuwerden. Parkplätze an der Uferstraße gibt es nämlich nur in Verbindung mit einem Wassertaxi zur „Lady of the Rocks“, einer vorgelagerten, winzigen Felseninsel mit einer kleinen Kirche oben drauf. Da wir aber das Gefühl haben, durch einige Fernsehbeiträge die Lady bereits gut genug zu kennen, verzichten wir auf einen wirklichen Besuch und quetschen unseren Mietwagen hinter einer Kurve an den Fahrbahnrand, so ganz wohl ist mir dabei nicht.
An der Promenade reihen sich Restaurants und Cafés wie an einer Perlenschnur aneinander, bienenfleißig karren kleine Boote die vielen Menschen rüber zur Insel und wieder zurück. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es hier zur Hauptsaison zugeht. Trotz der Busladungen an Touristen aber eine wirklich schöne und pittoreske Kulisse.
Kotor: malerische Festungsstadt hinter eindrucksvollen Mauern
Kotor ist DIE Hauptattraktion in der gleichnamigen Bucht. Eine mittelalterliche Stadt, umgeben von einer stattlichen Festungsmauer und mit schmalen, verwinkelten Gassen, die immer wieder auf schöne Plätze, wie aus dem Bilderbuch, führen.
Das Angebot an Restaurants, Cafés und Souvenirläden ist mehr als üppig. Die täglich ankommenden Kreuzfahrtschiffe sorgen dafür, dass der Strom an Menschen auf diesem antiken Pflaster niemals abreißt. Es ist nahezu unmöglich, ein Foto zu machen, auf dem nicht andere Leute zu sehen sind, die ebenfalls gerade ein Bild einer besonders ansehnlichen Kirche oder ein Selfie von sich knipsen. Nun ja, wir selbst sind schließlich auch ein Teil dieses Massentourismus, ob wir wollen oder nicht.
Mit etwas Wehmut setzen wir unsere Reise fort; verlassen mit Krašiće einen Ort, wo wir äußerst wohl gefühlt haben. Um nicht die gesamte Bucht von Kotor umfahren zu müssen, kürzen wir in Tivat mit einer kleinen Autofähre ab und sind ruckzuck in Herceg Novi. Über steile Treppen laufen wir hinunter Richtung Wasser, durch den „Uhrturm“, dem Wahrzeichen der Stadt, bis zur Festung „Fort Mare“ direkt am Hafen. Dort steht, überraschenderweise, eine große Bronzestatue des Königs Tvrtko I. Kotromanić von Bosnien, der Herceg Novi 1382 gründete. Die sich anschließende Strandpromenade wurde allerdings erst in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts auf den Grundfesten einer alten Eisenbahnlinie errichtet. Herceg Novi hat Charme und erscheint uns authentischer, entspannter und bei weitem nicht so überlaufen, wie Perast und Kotor. Von hier ist es nur noch ein Katzensprung bis ins benachbarte Bosnien-Herzegowina.
Die letzte Etappe unseres Roadtrips. Auf dem Weg zurück nach Sarajevo machen wir noch einen Zwischenstopp in Mostar, bekannt für ihr namensgebendes Wahrzeichen „Stari Most“ (alte Brücke), einer 1566 fertiggestellten und 1993 im Bosnienkrieg komplett zerschossenen, steinernen Rundbogenbrücke. Die Stari Most wurde 2004 originalgetreu wiederaufgebaut, gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und ist ein echter Touristenmagnet. Sie ist toll anzuschauen, unglaublich fotogen und die mutigen Brückenspringer, die sich nach dem Sammeln von Geld waghalsig 16 Meter in die grün-blaue Neretva stürzen, sorgen für Spannung. Allerdings treibt uns der dichte Touristenstrom schnell wieder aus den engen Kopfsteinpflastergassen.
Die Rose von Sarajevo
Danach schlendern wir durch die Straßen, trinken am Taubenbrunnen noch einmal einen „Bosanska Kafa“ und genießen die einzigartige Atmosphäre dieser so besonderen Stadt, in der leidvolle Erinnerungen einhergehen mit tolerantem Zusammenleben, und auch einer wiedergewonnenen Leichtigkeit.
Den letzten Tag unseres Balkantrips lassen wir bei einem traditionellen bosnischen Essen ausklingen und lauschen später noch einmal dem nächtlichen Ruf des Muezzin.
„Vidimo se, Sarajevo!“ Wir sehen uns bestimmt bald wieder…