An kaum einem anderen Ort im deutschsprachigen Raum ist die Porzellantradition so lebendig wie im nordbayerischen Fichtelgebirge, steht die Region doch seit Gründung der ersten Porzellanmanufaktur im Jahr 1814 für die europäische Porzellanherstellung wie keine zweite. Rund 80 Prozent des gesamten Gastronomie-Porzellans Deutschlands wird hier noch heute produziert. Während 20 bekannte Hersteller entlang der Porzellanstraße zu Werksverkäufen und Betriebsbesichtigungen einladen, gewährt Europas größtes Spezialmuseum für Porzellan, das Staatliche Museum für Porzellan in Selb und Hohenberg, seinen Besuchern spannende Einblicke in die 300-jährige Produktionsgeschichte.
Ob Teller, Tassen oder technische Keramik – eines haben sie alle gemeinsam: Porzellan. Dass das beliebte Material nicht nur klassisch im Haushalt Verwendung findet, sondern auch in der chemischen Industrie, Biomedizin, Computertechnik und dem Automobilbau zeigt das Porzellanikon in Selb. In einer eigenen Ausstellung zum Thema technische Keramik erfahren Besucher wie Hitzeschilde für Raumfähren, Tauchformen für Latexhandschuhe oder Elektroisolatoren und Kondensatoren hergestellt werden. Die 8.000 Quadratmeter der 1969 stillgelegten ehemaligen Rosenthal-Fabrik bieten jedoch genug Platz für weitere Einblicke in die Porzellanherstellung von der Rohmasse bis hin zur verzierten Ware. So wird Interessierten nicht nur die Kulturgeschichte des Porzellans im deutschsprachigen Raum nähergebracht, sondern auch das Leben und Arbeiten der Porzelliner, den Beschäftigten in den Porzellanmanufakturen. Eben jene begleiten die Besucher auch durch die historischen Fabrikationsräume und vorbei an sechs erhaltenen und begehbaren Rundöfen. In einem alten Brennhaus wird die bis ins Jahr 1879 zurückreichende Geschichte des Unternehmens Rosenthal und seiner Produkte erzählt. Jeden dritten Sonntag im Monat findet im Porzellanikon Selb ein Familiennachmittag mit spannenden Führungen sowie kreativen Rahmenprogrammen statt.
Vom 20. März bis zum 3. Oktober 2022 hält die Sonderausstellung „More than Bricks! Tradition und Zukunft der Architekturkeramik“ im Porzellanikon Selb Einzug. Interaktive Erlebnisse, darunter ein Spaziergang durch die Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille, heben dabei die Keramik als beliebten Baustoff in der internationalen Architekturszene hervor.
Doch auch andernorts im Fichtelgebirge ist die Porzellankultur allgegenwärtig. So haben beispielsweise ausgewählte Designer der Rosenthal Porzellanmanufaktur 20 „Künstlerzimmer“ sowie das Restaurant im Selber Rosenthal Casino auf moderne Art gestaltet und mit extravaganten Kunstobjekten sowie edlem Rosenthal-Porzellan versehen. Am 6. August 2022 findet in der Porzellanstadt das Porzellinerfest mit dem größten Porzellantrödelmarkt Europas und rund 400 Anbietern statt. Das umfangreiche Rahmenprogramm umfasst Konzerte, Mitmach- und Informationsstände sowie spannende Vorführungen zur Porzellanherstellung. Hochwertiges Porzellan zu günstigen Preisen bekommen Shoppingfans auch in diversen Outlets in der Region. Alle radelnden Liebhaber des weißen Goldes begeben sich indes auf die rund sechsstündige „Porzellantour“, die durch 15 Orte und vorbei an kulturellen und landschaftlichen Schätzen des Fichtelgebirges, darunter die Burg Hohenberg und der Große Kornberg, führt.