Ansichtskarten und Schneeballen prägten bisher das Bild von Rothenburg ob der Tauber. Heute wandelt sich die Kleinstadt im Taubertal mehr und mehr zu einem Ort der Begegnungen abseits der bekannten Klischees. Verantwortlich dafür sind innovative Konzepte einer jungen Generation an Rothenburgern, die es erst in die Welt zog, um dann wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Vom Bartender von Weltruf und Tequila-Botschafter bis hin zum Nachfahren eines alteingesessenen Familienunternehmens: Sie alle verbindet nicht nur ihre Liebe zur Heimat – ihre kreativen Ansätze sind Beispiele für eine moderne, völlig neue Seite von Rothenburg ob der Tauber.
Die weltbekannte Cocktail-Ikone: Simon Kistenfeger
Simon Kistenfeger und seine vegane Bar „Mucho Amor“ setzen den geschmacklichen Kontrapunkt im sonst traditionsbewussten Rothenburg ob der Tauber. Nach Stationen in Australien, Kolumbien und Norwegen sowie Jobs in den besten Bars der Welt kehrte Kistenfeger nach Rothenburg ob der Tauber zurück. „Viel Liebe“, so viel verrät bereits der Name der Bar, steckt in seinen Cocktails, die er am Rothenburger Kappellenplatz seinem internationalen Publikum präsentiert. Nicht selten wird er dabei von Gastbarkeepern aus der ganzen Welt unterstützt, die er auf seinen Reisen durch die Welt kennengelernt hat. Für den Cocktail-Profi stehen der Genuss und die Regionalität im Vordergrund: die Liköre, die in seiner Bar hergestellt werden, bereitet er selbst zu. Die Zutaten stammen zum Großteil aus der Natur
um Rothenburg, Teile aus dem Garten seiner Eltern: vom hausgemachten Mirabellenlikör über die Williamsbirne bis hin zum Biersirup.
Der große Zampano: Christian Mittermeier
Self-Check-In, Open-Bar, E-Tankstellen sowie das reduzierte Design in den Zimmern und an der Fassade zeugen im Konzept-Hotel „Mittermeiers Alter Ego“ in Rothenburg ob der Tauber vom Innovationsgedanken der gleichnamigen Unternehmerfamilie. Mit seinem Restaurant in der „Villa Mittermeier“ und dem Gesamtkonzept seiner beiden Hotels besetzt Christian Mittermeier eine Nische in der Stadt. „Ich bezeichne mich selbst gerne als Zampano. Ein Zampano lebt sein Leben, wie es ihm gefällt, hält alle Fäden in der Hand und folgt seinem Herzen“, definiert Mittermeier seine Rolle im Familienunternehmen. Nachhaltigkeit ist für ihn nicht nur eine Plakette. „Die überwältigende, historische Bausubstanz Rothenburgs gilt es zu nutzen, in dem den altehrwürdigen Gebäuden ein neuer und zeitgemäßer
Sinn gegeben wird. Das ist es, was wir unter Nachhaltigkeit am Bau verstehen.“ Dies setzen Ulli und Christian Mittermeier in ihren beiden Hotels ebenso gekonnt um wie im privaten Zuhause in der Altstadt – einem 600 Jahre alten Gebäude.
Die Macher: Das Quintett der Landwehr
Ein Versprechen, das von offenen Armen und Türen erzählt, von Lebendigkeit und Geselligkeit, dem gemeinsamen Dasein im Hier und Jetzt. „Jedem ein Wohnzimmer geben, der gerade eines sucht – und ein Bier natürlich“, diesem Vorsatz folgt Johannes Keitel. Er ist – gemeinsam mit Lina Schmalbach – einer von fünf jungen Rothenburgern, die die Kneipen-Kultur in Rothenburg ob der Tauber revolutionieren. Das „Landwehr-Bräu am Turm“ ist Wohnzimmer, Spielraum und Ankerpunkt zugleich, die Atmosphäre besonders. In diese Kneipe kommt heim, wer ankommt – und andersherum. Lina und ihre Mitstreiter sind Mitglieder des Grenzkunst e.V. und tragen einen gehörigen Teil dazu bei, dass Rothenburg über das Taubertal-Festival hinaus seit Jahren durch eine lebendige Festivalkultur
begeistert: Eulenflug, Sundowner, Raumzeit und Kunstraum heißen die bekanntesten Kulturformate des Vereins, die mit alternativen Konzepten ein Publikum von nah und fern ansprechen.
Der Meister der Kochkunst: Christoph Rother
Im Herzen von Rothenburg ob der Tauber wird auch hier Altes neu gedacht. In der historischen Kulisse des Hotels Reichsküchenmeister steht die Liebe zum Detail an erster Stelle. Der Fachwerkbau des Haupthauses ist seit Jahren unverändert, denn der Nostalgie- und Wiedererkennungswert des Hauses soll erhalten bleiben. Innovation und Kreativität beweist das Ehepaar Rother dennoch und knüpft an den Ursprung des Hauses an: In den 1920ern war es als Café Toppler ein Tanzcafé im typischen Stil der Weimarer Aufbruchsjahre, später fand gar ein Kino – das Kino Victoria – hier Unterschlupf. Neue Pläne stehen an, die kreativen Lösungen bei Events und bei der Ansprache des Gastes sowie in der Zusammenarbeit mit weiteren Betrieben in Rothenburg lassen viel erwarten:
Mit der Villa Mittermeier und Mucho Amor mischt das Hotel Reichsküchenmeister in der „Blauen Stunde“ – einem romantischen Picknick-Arrangement – mit. In der Küche blickt Rother stets über den Tellerrand hinaus, kooperiert mit lokalen Partnern wie Fischwirten für Forellen oder der Ölmanufaktur Kreiselmeyer aus Lohr sowie mit lokalen Jägern.
Bilder: © Rothenburg Tourismus Service / Respondek