Welches Geheimnis verbirgt sich hinter den Fassaden der Altstadt von Rothenburg ob der Tauber? Welche Rolle nehmen Nutz- und Ziergärten damals wie heute ein? Antworten auf diese Fragen geben auch in diesem Jahr die von Rothenburger Bürgern angebotenen, ehrenamtlichen und kostenfreien Führungen durch die Privatgärten der mittelfränkischen Kleinstadt. Und das mit überwältigendem Erfolg: Acht private Grünflächen waren es im ersten Jahr, 16 Privatgärten werden Gäste der Tauberstadt 2022 begutachten dürfen.
Dass der Begriff des Stadtbilds an die Landschaft anknüpft, beweisen zudem noch bis 31. Dezember 2022 zwei Ausstellungen im RothenburgMuseum: „Pittoresk! – Die pittoreske Darstellung Rothenburgs im Spiegel der Kunst“ veranschaulicht mittels Gemälden und Fotografien, wie Rothenburg im 18. bis in das 21. Jahrhundert wahrgenommen wurde. Die Sonderausstellung „Rothenburg in London“ verdeutlicht, inwiefern das Stadtbild Rothenburgs als Vorbild in der Gartenstadtbewegung fungierte und den Bau der Gartenstadt Hampstead nahe London beeinflusste. Ab Mai 2022 schließt sich das Mittelalterliche Kriminalmuseum von Rothenburg diesem Ausstellungsreigen an: Bis Oktober dieses Jahres werden in der Sonderausstellung „Eine Begegnung mit Rothenburg“ rund 30 englische und schottische Rothenburg-Motive, die zwischen 1890 und 1930 entstanden sind, knapp 70 vergleichbaren Werken von in Rothenburg tätigen deutschen Malern gegenübergestellt. Bei den Ausstellungsstücken handelt es sich um selten oder nie gezeigte Bilder aus Museums- und Rothenburger Privatbesitz.
Wie eng in Rothenburg ob der Tauber Stadt und Natur miteinander verbunden sind, ist auch andernorts spürbar. Beispielsweise zählt die Fachwerkstadt mehr als 20 öffentliche Brunnen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert sowie unzählige weitere in Privatbesitz, sei es in Höfen, Häusern oder Kellern. Ihnen kam in der Vergangenheit nicht nur eine Schlüsselrolle in der Wasserversorgung der Bevölkerung zu, sie dienten zugleich als Reservoir für die Fischzucht. Kaum eine Stadt in Westeuropa kann solch eine große Anzahl bedeutender, öffentlicher Brunnenanlagen aufweisen wie Rothenburg.
Mühlenweg, Rothenburger Turmweg oder Wanderwochen: Nebst einem Besuch in einem der 16 Privatgärten kann in Rothenburg bei weiteren Gelegenheiten im Jahr 2022 ein Bogen zwischen Stadt und natürlicher Umgebung gespannt werden. Der Rothenburger Turmweg beispielsweise führt auf einer Gesamtlänge von vier Kilometern in großen Teilen entlang der Stadtmauer. Von diversen Aussichtspunkten zeigt er das „grüne“ Rothenburg mit u. a. Ausblicken in das Taubertal, informiert jedoch zugleich über die Entwicklung der Stadt und den Wiederaufbau nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Der Taubermühlenweg reiht über 50 Mühlen unterschiedlicher Bauart – teils restauriert, teils neu gebaut – aneinander. Diese sind unter anderem auch Ziel einer Wanderung im Rahmen der Rothenburger Wanderwochen, die vom 26. März bis 3. April sowie vom 15. bis 23. Oktober in der Tauberstadt stattfinden.
Die Rothenburger Gartenparadiese sind ein ehrenamtliches Angebot der Gartenbesitzer, die Rundgänge kostenlos. Voranmeldung zu den Führungen durch die Privatgärten bis sieben Tage vor dem gewünschten Termin sind über garten@rothenburg.de bzw. den Rothenburg Tourismus Service möglich.