Als Salz- und Kurmetropole genießt Bad Reichenhall nicht zuletzt wegen seines „weißen Golds“, das es bei uns in jedem Supermarkt gibt und sogar bis nach Asien exportiert wird, weltweit Beachtung. Nur wenige hingegen wissen, dass die oberbayerische Alpenstadt auch kulturell jede Menge zu bieten hat. Dabei reicht die hochkarätige Auswahl von einer eigenen Kunstakademie bis hin zu den Bad Reichenhaller Philharmonikern – und das auf Top-Niveau: So kann es Deutschlands einziges philharmonisches Kurorchester mit seinem jungen Dirigenten Daniel Spaw und über 350 Auftritten jährlich unterdessen locker mit dem Repertoire der großen Europäischen Konzerthäuser aufnehmen. Und in der örtlichen KunstAkademie geben sich Größen ihres Fachs wie Rosa Loy, Michael Triegel, Pia Fries, Olav Christopher Jenssen und Paloma Varga-Weisz als Dozierende die Ehre. Für Bad-Reichenhall-Gäste bleibt das Angebot niederschwellig: Karten für einen Klassik-Abend in der Konzertrotunde sind ebenso leicht zu buchen wie der Kunstkurs im Industriedenkmal „Alte Saline“.
Von Aquarell bis Acryl: Workshops in der KunstAkademie
„Abstract Strategies“, „Die Essenz des Minimalen“ oder „Daily Sculpture“ – spannende Titel wie diese tragen die mehrtägigen Seminare der KunstAkademie Bad Reichenhall. Diese hat erst kürzlich ihr Programm für 2024 veröffentlicht und bietet darin knapp 160 Akademie- sowie Meisterkurse für besonders Talentierte unter der Regie von 100 namhaften Dozierenden an. Mit diesem Angebot zählt die Kunsthochschule zu den größten ihrer Art in Europa: Allein in den letzten 25 Jahren haben knapp 32.000 Interessierte an den Lehrgängen mit Hochkarätern ihres Fachs von Cartoonist Peter Gaymann bis hin zur Bonner Malerin Stephanie Pech teilgenommen. Untergebracht in der historischen Saline der oberbayerischen Kurstadt, reicht das Programm der für jedermann zugänglichen Akademie von Malerei über Zeichnung und Grafik bis hin zu Plastik, Videokunst, Fotografie sowie Performance. Bei den in der Regel vier- bis sechstägigen Kursen, die zum Teil auch online absolviert werden können, sind Fortgeschrittene ebenso willkommen wie Novizen.
Jedermann kann Kunst!
Unter anderem an Anfänger richtet sich zum Beispiel „Experimentelle Malerei. Freies Malen.“ mit dem Berliner Urban-Art-Künstler Christian Awe. Der einstige Student bei Georg Baselitz und Meisterschüler von Daniel Richter will mithilfe von ungewöhnlichen Malereigeräten, unkonventionellen Techniken, intensiven Farben und der Intuition seiner Studierenden eine Entdeckungsreise zur Freiheit in der Kunst unternehmen. Dabei ist dem bildnerischen Gestalten keine Grenze gesetzt, erlaubt ist alles vom zeichenhaften Kritzeln bis hin zum Actionpainting. Bildbesprechungen sowie die Planung und Durchführung einer Gruppenausstellung mit den Kompositionen der Teilnehmer runden den Workshop mit maximal zwölf Absolventen ab. Sechs Tage (Montag bis Samstag) kosten 620 Euro pro Person inklusive Material. Infos, Anmeldung sowie das gedruckte Programm für 2024 (12 Euro zuzüglich Versand) unter www.kunstakademie-reichenhall.de.
Ein Orchester zum Anfassen: Die Bad Reichenhaller Philharmoniker
Die Bad Reichenhaller Philharmoniker blicken auf eine lange Historie zurück. Bereits 1868 gab es eine Kurkapelle in der Alpenstadt, die nachmittäglichen Konzerte galten als gesellschaftliches Ereignis – bei den mondänen Badegästen ebenso wie bei der örtlichen Haute Volee. Mittlerweile sieht sich das Ensemble eher als „Orchester zum Anfassen“. Dabei treten die 40 Berufsmusiker aktiv in Kontakt mit dem Publikum und suchen den regen Austausch. Das musikalische Niveau unter dem 38 Jahre alten Dirigenten Daniel Spaw ist dennoch gleichbleibend hoch. Der US-Amerikaner hat sich seit Amtsantritt 2020 mit seinem dynamischen Stil einen Namen über die Grenzen der Salzmetropole hinaus gemacht. Die lockere Atmosphäre schwingt dank des Variantenreichtums von Musical bis hin zu großer Oper trotzdem bei jedem Auftritt mit. Und so wissen Klassikfreunde die Darbietungen der Bad Reichenhaller Philharmoniker das ganze Jahr hindurch zu schätzen.
Konzert-Highlights 2024
Während die Bad Reichenhaller Philharmoniker etwa dem Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart von 7. bis 10. März 2024 gleich eine ganze Konzertreihe widmen, feiern sie den Sommer mit lockeren Open-Air-Events wie „Thumsee brennt“ (13. Juli) am nahe gelegenen Berggewässer. Bei „La Voce“ am 13. und 14. September dreht sich alles um Gesang – vom geistlichen Oratorium bis zur Opernarie. Und im Rahmen der „Philharmonischen Weihnacht“ umfasst das Programm alljährlich im Dezember unter anderem ein Dinnerkonzert mit Menü sowie Barockmusik im Königlichen Kurhaus. Apropos: In den Genuss der Kurkonzerte kommen Bad-Reichenhall-Gäste auf Wunsch nach wie vor täglich. Weitere Spielstätten sind das Theater im Kurgastzentrum sowie die neobarocke Konzertrotunde von 1912 im Kurgarten, dank ihres säulentragenden Kuppelbaus mit einer hervorragenden Akustik ausgestattet. Hinzu kommen Matinéen und Kammermusikabende. Genau genommen umfasst das Repertoire von Deutschlands einzigem philharmonischem Kurorchester über 500 (!) Stücke, die es spontan darbieten kann, darunter Chopin ebenso wie Beethoven oder Schubert. www.brphil.de