Laut der Mythologie rettete Jupiter seinen illegitimen Sohn mit der Sterblichen Sémélé vor seiner eifersüchtigen Gattin Junon. Und das war auch gut so, denn Bacchus hat dann den Wein erfunden? In Occitanie, wo in vielen Lagen, die Reben für hervorragende Tropfen gedeihen, sind die Weingebiete eine reizvolle Destination sowohl in kultureller als auch gastronomischer Hinsicht. Der Besuch beim Winzer, ein Aufenthalt im Schlosshotel oder auf einem Weingut, ein Kurs zur Weinverkostung oder eine Tagestour, um eine weniger bekannte Weinlage zu entdecken: Occitanie ist für Bacchus-Jünger und genussfreudige Touristen eine ausgesprochen verlockende Region
Bio-Weine von der Poststation
Im Gut Domaine Gayda im Dorf Brugairolles südwestlich von Carcassonne wurden ab 1749 die Pferde der Postkutschen gewechselt. Damals schon schätzten die Reisenden einen guten Tropfen aus der Region. Später diente ein mächtiger Baum, genannt „der Baum von Moskau“ Antoine de Saint-Exupéry als Markierung bei den ersten Postflügen der Aéropostale. Seit 2004 betreiben die Besitzer Tim Ford und Anthony Record, unterstützt vom Weinfachmann Vincent Chansault, modernen Weinbau mit alten Rebsorten wie Cabernet Franc und Chenin Blanc. Dabei ist der Erhalt der Biodiversität, die zum Gleichgewicht der Ökosyteme beiträgt, eine Priorität. Mit Stolz wird darauf verwiesen, dass bei den Weinen von Gayda nichts hinzugefügt und nichts weggenommen wird. Wie diese Tropfen zu einer Mahlzeit schmecken, erfahren Gäste im Restaurant „Coté Resto“ der Domaine Gayda. Ab 2021 werden Führungen mit Kostproben der Bio-Weine geboten. Die Kunst der „Assemblage“ mit Weinen aus verschiedenen Rebsorten kann bei speziellen Kursen gelernt werden. Die Teilnehmer gehen danach mit einer Flasche der eigenen Weinkreation nach Hause (Weitere Infos: www.domainegayda.com).
Von der Wein-Kathedrale zur Verwöhn-Domaine
Rund um Bélesta, ein Winzerdorf im Roussillon, drehte sich schon immer alles um Wein. Der mächtige Bau der ehemaligen Genossenschaftskellerei inspirierte das Architektenpaar Karin Pühringer und Luc Richard zu einem anspruchsvollen Projekt: Luxushotel, Spitzenrestaurant und Produktion von Bioweinen. Unter Beibehaltung des Charakters einer Weinkellerei gestalteten sie diese Dreieinigkeit mit der Domaine Riberach. Stilvolle Zimmer und Suiten im „Cave-Hotel **** mit einem Wellness-Bereich sind ein Ruhepol zwischen Perpignan und dem historischen Land der Katharer. Chefkoch Julien Monatassié führt seit Januar 2020 gemeinsam mit Gilles Goujon und Laurent Lemal das Spitzenrestaurant der Domaine „La Coopérative“. Auf den 10 ha umfassenden Weinlagen werden Bio-Weine produziert. Zum Unkrautjäten kommen Schafe in Einsatz, die gleichzeitig für die Düngung sorgen. Abwechslungsreiche Programme, beginnend von einem Frühstück mit Sauna bis hin zur Wein-Safari oder Wochenend-Pauschalen mit Verwöhn-Programm, ermöglichen Gästen alle Reize der Domaine Riberach zu genießen. Eine Reihe von Geschenk-Bons erlauben zudem netten Menschen eine Freude zu machen (www.riberach.com).
Armagnac, Wein und andere Köstlichkeiten
Was auf dem Weingut Domaine des Cassagnoles vor fast 50 Jahren mit dem Armagnac begann, wurde mittlerweile durch andere vorzügliche Tropfen ergänzt. Angefangen von der ersten Cuvée ausschließlich aus Colombard-Reben, der ein ausgezeichneter Tropfen aus 100 % Gros Manseng-Trauben folgte. Holländische Spargelbauern haben ihn zum perfekten Spargelwein erkoren. Gilles Baumann und seine Frau Janine betreiben im Departement Gers Weinbau auf rund 60 ha. Seit der Übernahme des Gutes durch ihre Tochter Laure wurde die Produktpalette um verschiedene Spezialitäten erweitert. Dazu gehört der Floc, ein typischer Aperitif der Region. Neben Weinen von weiß über rosé und rot bis hin zum Sekt, sind es verschiedene Armagnac-Sorten, wie die Blanche aus der ersten Brennung oder ein zwanzig Jahre gereifter Armagnac. In den edlen Tropfen eingelegte Früchte erheben Braten und Desserts in gastronomische Höhen. Gelee-Variationen wie „Confit de Vin“ oder „Confit de Floc“ geben jeder Obsttorte das gewisse Etwas. Die mehrfach ausgezeichnete, umweltbewusste Winzerfamilie erhielt 2016 das Zertifikat „Haute Valeur environnementale“ für das Bemühen um den Erhalt der Biodiversität, Pflanzenschutz, Düngung und Wasserhaushalt. Sehr beliebt sind die auf dem Gut organisierten Weinmärkte, wo Besuchern bei Weinproben das ganze Können engagierter Winzer vermittelt wird (www.domaine-des-cassagnoles.com)
Art de Vivre und Wein im Château Mercuès
Die hellen Mauern des Schlosses erheben sich seit dem 13. Jahrhundert auf einem Steilfelsen über dem Lot. Rund herum reifen die Malbec-Trauben, die den Weinen aus den Cahors-Lagen das typische Aroma und die tiefdunkle Farbe verleihen. Im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verschönert, wurde aus dem Schloss mittlerweile ein elegantes Hotel mit luxuriösen Zimmern und Suiten für zwei bis vier Gäste. Das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete, und von Julien Poisot meisterlich geführte Restaurant, „Le Duèze“ ist der würdige Rahmen um die lukullischen Höheflüge des Chefkochs mit den vorzüglichen Weinen des Schlosses zu begleiten. Zu einem unvergesslichen Erlebnis wird eine Mahlzeit am Küchentisch, der Platz für fünf Personen bietet. Bei vorheriger Reservierung zelebriert Julien Poisot seine Kochkunst vor den Augen der privilegierten Gäste. In puncto Weintourismus bietet das Château de Mercuès ein reiches Programm mit Workshops zur Weinverkostung, kulturellen Ausflügen, Touren durch reizvolle Weinlagen und Winzerdörfer oder Streifzüge um weitere edle Produkte der Region, wie Trüffel oder Safran, kennenzulernen. Aufenthaltsprogramme à la Carte stellt das Team gerne zusammen (www.chateaudemercues.com).
Mit einem Guide erfährt man mehr - Geführte Weintouren rund um Montpellier
Die abwechslungsreichen Ausflüge von Montpellier Wine Tours starten jeweils von Montag bis Samstag auf der Place de l’Europe in Montpellier (andere Startpunkte auf Anfrage). Ganz nach Wunsch und Zeit können die Teilnehmer unter Halb- und Ganztages-Touren wählen, ob sie sich auf einen Ausflug zu den Winzern der bekannten Pic Saint Loup-Lagen beschränken oder Weinproben mit Austern verbinden wollen. In der Umgebung von Montpellier reifen hervorragende Oliven, deren Öl während einer der Touren wie ein guter Wein probiert werden kann. Bei einem der interessantesten Ausflüge führt Carine Ageneau die Teilnehmer durch großartige Landstriche mit Weinlagen und Olivenhainen im Hinterland. Die mittelalterliche Abtei im Dorf Saint Guilhem le Désert, ein UNESCO-Welterbe, die „Teufelsbrücke“ über die Hérault-Schlucht und die kaum bekannten Weinlagen auf den Abhängen der Karstgebiete des Larzac gehören zu den Höhenpunkten dieser Tour. Drei Besuche auf Weingütern stehen ebenfalls auf dem Programm. Die Erklärungen gibt Carine in deutscher Sprache (www.montpellierwinetours.com/de/)