Carrick-a-Rede-Hängebrücke früher
Um die ursprüngliche Carrick-a-Rede-Hängebrücke zu überqueren, musste man schon etwas Mut aufbringen und schwindelfrei sein. Bild: (c) National Library of Ireland

Carrick-a-Rede-Hängebrücke früher und heute

Sie ist das kollektive Gedächtnis der Insel, die „National Library of Ireland“ in Dublin. In ihrem gigantischen Fundus befindet sich neben Folianten und Büchern auch archiviertes Fotomaterial. Alte Daguerreotypien und Schwarz-Weiß-Bilder zeigen Panoramen und Motive von historisch bedeutsamen Orten im ganzen Land, die längst zu ikonischen Ausflugszielen geworden sind.

Erstaunlich und augenfällig ist bei vielen der Motive, wie gleich sich die Orte über die Jahrzehnte hinweg geblieben sind. Auch wenn sich die Moden, Transportarten und Kommunikationsformen, seit die ersten Kameras klickten, drastisch verändert haben. Wer in Irlands Fotosammlung blättert, erkennt in den unverwechselbaren Konturen der Monumente die Relativität von Raum und Zeit. Einst und Jetzt überlagern sich. Und unter der „Zeitlupe“ wird verblüffend sichtbar, wie die präsente Geschichte eines Ortes und die vergängliche Gegenwart seiner Besucher selbst Geschichte werden – überlagert von der Zukunft von gestern. Ein Plädoyer für den Genuss des Moments, für die Erkenntnisse, die uns das Reisen schenkt, und für die geheimen Mysterien, die uns die zeitlosen Monumente verraten. Ein Beispiel dafür ist die Carrick-a-Rede-Hängebrücke.

Carrick-a-Rede, County Antrim

Zwischen Ballycastle und Ballintoy im County Antrim führt eine schwankende Hängebrücke zum kleinen Eiland „Carrick-a-Rede“. Sein irischer Name bedeutet soviel wie der „Fels im Weg“. Es war der Weg, den die Lachse nahmen. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts lagen hier die bevorzugten Fanggründe in Nordirland. Die ursprüngliche Brücke wurde 1755 erbaut, um den Fischern das Stellen der Netze und die Verarbeitung des Fangs zu erleichtern. War der Lachs auf der Insel angelandet, konnte er seitdem – verarbeitet und in Kisten verpackt – direkt an Land getragen werden, ohne nochmals verschifft werden zu müssen.

Carrick-a-Rede Brücke
Die neue Carrick-a-Rede Hängebrücke ist immer noch schwindelerregend und mittlerweile eine der Hauptattraktionen an der weltberühmten Causeway Coastal Route. Bild: Tourism Ireland
Die neue und moderne Brücke aus 2008 – mit Stahlseilen aus Deutschland übrigens – ist natürlich mit der damaligen nicht zu vergleichen. Sie ist ein ingenieurtechnisches Musterbeispiel für bauliche Sicherheit. Denn sie trägt Abertausende Besucher während des ganzen Jahres hinüber auf die Insel der Fischer. Der Letzte von ihnen ging schon vor einigen Jahren hochbetagt in den Ruhestand. Denn die Lachse, die einstmals von Neufundland zum Laichen über den Atlantik kamen, blieben infolge der Meereserwärmung aus. Heutzutage ernährt der Tourismus die Region. Und so ist die luftige Passage inzwischen eine der Hauptattraktionen an der weltberühmten Causeway Coastal Route geworden: mit Geschichten aus vergangenen Tagen, die die Ranger auf ihren geführten Touren begeisternd zu erzählen wissen. Sie enthält eine Mahnung an uns Heutige über den Umgang mit unserer gefährdeten Welt – als mögliche Erkenntnis, die uns das Reisen heute gegenüber damals schenkt.
Gischt an der Carrick-a-Rede-Hängebrücke
Bei rauher See taucht die Gischt der Atlantikwellen die Carrick-a-Rede-Hängebrücke in ein mystisches Licht. Bild: Tourism Ireland

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