Wenn sich unentschlossene Urlauber eine Ferienregion „backen“ könnten, dann käme in nicht wenigen Fällen Jersey dabei heraus. Vorausgesetzt, die größte der britischen Kanalinseln würde ihren Bekanntheitsgrad massiv erhöhen. Denn noch immer ist das Eiland im Golf von St. Malo mehr Geheimtipp denn touristischer Hotspot.
Was durchaus verwundern kann, schließlich bietet der vor der französischen Küste gelegene englische Kronbesitzt all das, was man für eine erholsame und doch erlebnisreiche Auszeit benötigt: ein mildes Klima, atemberaubende Küsten und Strände, eine außergewöhnliche Küche und faszinierende Menschen. Darüber hinaus punktet die Destination mit einigen zum Teil skurillen Besonderheiten, die man hier nicht unbedingt vermuten würde.
Mal klein mal deutlich größer
Zum Beispiel mit seiner Größe. „Normal“ sind lediglich rund 120 km². Allerdings kann sich Britanniens König Charles gleich zweimal am Tag über einen massiven Landgewinn freuen. Denn immer dann, wenn sich das Meer um Jersey bei Ebbe zurückzieht, vergrößert das direkt der englischen Krone unterstellte Eiland seine Fläche um etwa das Doppelte.
Ursache ist der extreme Tidenhub, der mit bis zu zwölf Metern zu den weltweit beeindruckendsten Gezeitenwechseln zählt. So werden bei Niedrigwasser große Teile des Jersey umgebenden Meeresbodens freigelegt. Ideal für Spaziergänge ins Watt, das hier so gar nicht matschig daherkommt. Der zumeist steinige Untergrund ist bestens geiegnet für ausgiebige Erkundungstouren, zum Beispiel zum rund zwei Kilometer vor der Küste liegenden Seymour Tower, der ansonsten im tosenden Meer liegt.
Butter, die keine ist
Dass die Jersey-Kuh ein ganz besonderer Wiederkäuer ist, weiß man nicht nur auf der Insel zu schätzen. Die eher schmalen Tiere stehen für eine besonders fettreiche Milch, aus der natürlich auch eine ebensolche Butter hergestellt wird. Allerdings ist auf Jersey nicht alles Butter, was Butter heißt.
So wie die „Black Butter“, die zwar auch aufs Brot kommt, mit dem Rahmprodukt allerdings nichts zu tun hat. Grundstoff sind Äpfel, die mit frischem Cider, Zitronen, Zucker, Lakritze, Zimt und weiteren Gewürzen stundenlang zu einer Konfitüre eingekocht werden. Den Herstellungsprozess begleitet alljährlich ein traditionelles Fest, in dessen Verlauf man sich wie früher zum Apfelschälen trifft und auf offenem Feuer diese außergewöhnliche Marmelade herstellt.
Sauna auf Rädern
Ein Wellnesstempel im herkömmlichen Sinne ist sie nicht, mehr als außergewöhnlich allemal. Die Rede ist von der transportablen Schwitzkammer der Jersey Sauna Society. Handgefertigt und holzbefeuert fungiert sie zentraler Treffpunkt der Mitglieder des ersten Saunavereins auf der Insel.
Und interessierter Gäste, die sich in dieser Entspannungs-Oase ebenfalls aufheizen können. Es besteht sogar die Möglichkeit, das Gefährt zu mieten und mit maximal acht Gleichgesinnten den Schweiß rinnen zu lassen. Dabei schweift der Blick durch das große Panoramafenster auf die traumhafte Küstenlandschaft, ehe man zur Abkühlung ins klare Wasser der Bucht von Saint Malo eintaucht.