Wer das Großherzogtum entdecken möchte und eine Schwäche für Drahtesel hat, findet eine umfassende Infrastruktur vor. Über 600 Kilometer zählt das Radwandernetz Luxemburgs und es wird in den nächsten Jahren bis auf 900 Kilometer ausgebaut. Radwege verlaufen meist auf verkehrsberuhigten Straßen und sind gut ausgeschildert. Dazu gesellen sich 700 Kilometer Mountainbike-Touren, die ihresgleichen suchen. Zusätzliche Attraktivität bekommen Radtouren durch das kleine, feine Land mit der Initiative MoveWeCarry, bei der das Gepäck kostenlos von Unterkunft zu Unterkunft transportiert wird. Wer aber mal zu erschöpft für den Heimweg ist, kann die landesweit kostenlosen ÖPNVs in Anspruch nehmen und sich sowie das Rad befördern lassen. Die perfekte Einladung, Luxemburg per Rad zu erkunden.
Müdigkeit wird belohnt
Es gibt „Nerds“ und Genussradler. Luxemburgs Radwandernetz taugt für beide. Cracks bekommen Kilometer und Höhenunterschiede so viele sie sich wünschen. Genussradler machen sich aber manchmal Gedanken, ob die Kraft noch für den Heimweg reicht. Die luxemburgische Lösung: Fahrradtouren von Bahnhof zu Bahnhof. Bei diesen Touren startet man an einem Bahnhof und folgt einer Radroute. Oft führen diese über stillgelegte Bahntrassen. Neben der Landschaft entdecken Radler dabei Perlen wie in Restaurants umfunktionierte Bahnhofsgebäude. Das Ende der Tour ist dann wieder ein intakter Bahnhof. Mit dem Fahrrad im Gepäck geht es zurück zum Ausgangspunkt oder wohin man in Luxemburg ankommen möchte. Im ganzen Land ist der öffentliche Personenverkehr kostenlos sowie Fahrradtransport möglich. Das funktioniert auch für alle anderen Touren, die man abkürzen will.
Land, Leute und Kultur erfahren
Mit Themenrouten lernen Radfahrer auf einfache Weise das Land und dessen Kultur kennen. Sprichwörtlich und treffend fürs Radeln „erfährt“ man quasi das Großherzogtum. Lokal gibt es zahlreiche thematische Radwanderwege, die einen zu unerwarteten Entdeckungen führen. Die Initiative „Grenzenlos Radeln“ hat hingegen zwölf Themenrouten auf Lager, die kulturelle wie gastronomische Highlights in Luxemburg und angrenzendem Land hervorheben. Es gibt für jeden Gusto eine Tour. Gärtnernde Radler starten beispielsweise in Troisvierges und folgen dem ausgeschilderten Radweg „Jardins à suivre“ durch den Naturpark Our. Als Nebenprojekt der Kulturhauptstadt Luxemburg 2007, haben damals Künstler Gärten eingerichtet, die man erhalten hat. Diesen folgt man auf dieser Route. Als internationales Beispiel bietet sich die Sauertalroute an, die bei Wasserbillig startet und beidseits der Sauer durch Luxemburg und Deutschland führt. Die Strecke verläuft durch die Weinberge bis zur Abteistadt Echternach.
Luxemburg goes international
Wer in einem der kleinsten Länder der Welt radelt, stößt zwangsläufig an Grenzen, die sich aber in Europa mühelos überwinden lassen. Durch Luxemburg führen einige internationale Radwege. Für längere Roadtrips sind vor allem die grenzübergreifenden Fernradwanderwege interessant. Die „Veloroute SaarLorLux“ führt in Luxemburg von Schengen in die Hauptstadt, via Dalheim nach Echternach und der Sauer folgend nach Wasserbillig an die Mosel. Die Eurovelo 5, folgt dem Pilgerweg Via Francigena von London bis nach Brindisi. Per Zufall verbindet sie die wichtigsten Wirkstätten der Europäischen Union: Brüssel, Luxemburg und Straßburg. In Luxemburg selbst verläuft sie auf 107 Kilometern, von Martelange via Luxemburg-City nach Schengen. Ganz praktisch ist auch der Vennbahn-Radweg – einer der längsten Bahntrassenradwege Europas. Dieser startet in Aachen, durchquert die belgischen Ardennen und endet in Troisvierges in Luxemburg. Wem die 125 Kilometer Vennbahn zu wenig sind, kann hier direkt ans nationale Luxemburger Radwegnetz anschließen und seine Tour weiterziehen.
Durch die Wildnis
Wer’s gerne bergig mag, ist in Luxemburg mit dem Mountainbike unterwegs. 700 Kilometer zählt das MTB-Netz des Großherzogtums auf über 40 Strecken, die durch Wälder, Berge, Täler und zu Seen führen. Wer seine Kräfte messen mag, nimmt im Frühjahr am „Mill Men Trail“ in Echternach teil. Aber mal abgesehen von Wettrennen entdecken Mountainbiker auch Sehenswürdigkeiten wie die Touren ab Esch-sur-Alzette, das 2022 europäische Kulturhauptstadt wird. Das ehemalige Eisenerzabbaugebiet fasziniert mit seiner roten Landschaft. Ab Esch gibt es diverse Touren, mit denen man der Industriegeschichte der Minett-Gegend auf die Spur kommt. Eine Art Vorbereitung auf die Kulturhauptstadt Esch 2022, wo man dann im nächsten Jahr wieder zurückkehrt und das kulturelle Programm entdeckt.
Praktische Tipps für Luxemburg-Radler
Wer durch Luxemburg mehrere Etappen plant, sei es per Rad oder zu Fuß, braucht sein Gepäck nicht selbst zu befördern. „Move we carry“ heißt die Initiative die das Reisegepäck von Unterkunft zu Unterkunft transportiert und das völlig kostenlos! Das Angebot gibt es jährlich, in der Regel vom 1. April bis zum 30. September. Den Service bucht man via Online-Formular oder telefonisch am Vorabend bis Mitternacht. Pro Person werden 20 Kilogramm und zwei Gepäckstücke befördert (www.movewecarry.lu).
Radler haben besondere Ansprüche. Etwa das gesicherte Abstellen des Vehikels über Nacht, Werkstatt für Reparaturen oder ein vitaminreiches Frühstück. Wer Unterkünfte mit dem Label „Bed + Bike“ bucht, ist sicher, dass er die entsprechenden Einrichtungen vorfindet. Derzeit sind 95 Beherbergungsbetriebe mit dem Label ausgezeichnet (www.bedandbike.lu).
Das eigene Bike mitzunehmen, frisst zu viel Platz im Auto? Auch das ist im Radlerland Luxemburg kein Problem. Viele Campings, Hotels oder Geschäfte bieten Fahrradverleih an. Besonders praktisch dabei ist auch die Einwegmiete.