Am Karfreitag wird gefastet - und dennoch in der Küche gewerkelt
Auf die Osterjause freuen sich alle
Da braucht es schon viel Geduld, bei all den Köstlichkeiten standhaft zu sein. Aber der Ostersonntag ist nun nicht mehr weit. Und der beginnt recht früh mit Böllerschüssen in der Morgendämmerung. Oben auf den noch dunklen Berghängen sieht man das Flackern der Osterfeuer. Nach der Messe sitzen die Familien zusammen, kommt die Osterjause auf den Tisch. Ein richtiges Festmahl der traditionellen Art. Für die Kinder das Wichtigste ist jetzt, die mit Süßigkeiten gefüllten Osternester zu suchen. Ein spezieller Brauch am Ostersonntag ist der Gotenstrutz. Das ist das Geschenk, das der Gotl, wie der Taufpate im Dialekt heißt, dem Patenkind mitbringt.
Einzigartige Kulturschätze wiederentdecken
Die Fastenzeit ist nun zu Ende. Mir ihr verbindet sich auch ein uralter Brauch, der wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen hat und vor allem in Kärnten einzigartig erhalten ist. Die Fastentücher haben eine bis zu 1000 Jahre alte Geschichte und wurden dazu verwendet, den Altar bis zum Osterfest zu bedecken, um der Leiden Christi zu gedenken. Zu den bekanntesten Fastentüchern, die anfangs schlicht und später besonders kunstvoll gestaltet wurden, gehört das über 500 Jahre alte Fastentuch im kärntnerischen Gurk, das auch wegen seiner Größe im Alpenraum einzigartig ist. Viele weitere Fastentücher wurden in den letzten Jahren restauriert, aufgezogen und sind nun für die Öffentlichkeit wieder sichtbar.
Wettkampf mit zwei Besenstielen
Mit dem Ostersonntag kehrt auch wieder mehr Leben in den Alltag. Zum Osterfest stehen noch etliche sehr unterhaltsame Bräuche auf dem Programm. Dazu gehört das in Oberkärnten und im Raum Villach populäre Kugelstoßen, das ähnlich wie das Kegeln funktioniert. Oder das Wett-Rollen der Ostereier auf zwei Besenstielen und das Fackeltragen in Gösseling bei Launsdorf, wo Frauen und Männer meterhohe Holzstämme entzünden und durch die finstere Nacht tragen. Kinder lieben das Eierpecken, bei dem die Kontrahenten ihre Ostereier gegeneinander schlagen und der gewinnt, dessen Ei am Ende noch unversehrt ist. Unterhaltsam ist auch das Münzwerfen, bei dem ein Ei so lange mit Münzen beworfen wird, bis eine stecken bleibt.
Aber auch Ausflüge und sportliche Aktivitäten gehören zu den Osterbräuchen. Ganz traditionell ist der Emmaus-Gang, eine Frühlingswanderung nach Vorbild des biblischen Gangs der Jünger nach Emmaus. Wer gut zu Fuß ist, kann in Mittelkärnten beim Vierbergelauf am Dreinagel-Freitag zwei Wochen nach Karfreitag mitmachen und die üppige Osterjause gleich kompensieren. Um Mitternacht starten die Teilnehmer nach der Messe am Magdalensberg auf eine gut 50 Kilometer lange Strecke, die über vier Berge führt und den Lorenziberg zum Ziel hat.
Für Urlaubsgäste haben diese Tage einen besonderen Reiz. Das Ende des Winters, dazu die Frühjahrssonne in einer Naturlandschaft mit Bergen und Seen und die Begegnung mit vielen alten Bräuchen und den Spezialitäten der traditionellen Kärntner Küche. Ein wirklich verlockendes Programm.