Gekrönte Häupter, mächtige Monarchen und streitbare Landesfürsten lenkten über Jahrhunderte die Geschicke im heutigen Niederösterreich. Ihr bedeutendes kulturelles Vermächtnis ist in ihren einstigen Residenzen immer noch auf Schritt und Tritt spürbar.
Schon seit Kaiser Mark Aurel im Jahr 172 n. Chr. in der einstigen Römerstadt Carnuntum sein Hauptquartier aufschlug, war Niederösterreich Dreh- und Angelpunkt für bedeutende Regenten. Im Spätmittelalter hatten die Babenberger Markgrafen und Herzöge durch clevere Heiratspolitik das Sagen im Lande. Und nach einem kurzen Interregnum von Ottokar II. Přemysl, drückten die Habsburger Österreich und damit auch der Region des heutigen Niederösterreich ihren Stempel auf. Ihre Handschrift haben die großen Herrscher vergangener Tage nicht nur im kollektiven Bewusstsein Niederösterreichs, sondern auch deutlich sichtbar in Kunst, Literatur und Architektur hinterlassen. Imposante Schlossanlagen, Adelssitze und Residenzen sind noch heute prunkvolle Zeitzeugen dieser imperialen Vergangenheit.
Carnuntum: Auf Du und Du mit den alten Römern
Marchfeldschlösser: Schloss Hof und Eckartsau
Über mehr als 7 Hektar erstreckt sich das Areal von Schloss Hof im östlichen Niederösterreich nahe der March, die die Grenze zur Slowakei bildet. Das elegante Renaissancekastell wurde 1725 von Prinz Eugen von Savoyen erworben, der die Anlage unter der Ägide von Baumeister Johann Lucas von Hildebrandt zu einem feudalen Jagdsitz ausbauen ließ. Über 800 Handwerker waren bis zum Tode des Prinzens 1736 unter anderem damit beschäftigt, eine weitläufige Gartenanlage mit sieben Terrassen anzulegen. Nachbesitzerin Maria Theresia von Österreich nutze das größte der insgesamt 6 Marchfeldschlösser mit ihrer Familie als Sommerrefugium und erweiterte das Hauptgebäude um ein zweites Stockwerk. Der imposante Barockgarten wurde 2019 aufwändig rekonstruiert und ist heute für Besucher im originalgetreuen Erscheinungsbild des 18. Jahrhunderts erlebbar. Highlight bei jungen Schlossbesuchern: Der Streichelzoo im Gutshof der Anlage. Hier genießen rund 200 tierische Bewohner, unter anderem weiße Barockesel, Kärntner Brillenschafe, Mini-Shetlandponys, Alpakas und Minischweine, das imperiale Ambiente.
Nur 15 Autominuten entfernt von Schloss Hof liegt Schloss Eckartsau idyllisch eingebettet in den Nationalpark Donau-Auen. Für die prunkvolle Architektur zeichnen die größten Baumeister des Barock, allen voran Joseph Emanuel Fischer von Erlach, verantwortlich. Im weitläufigen Englischen Landschaftspark ließ k.u.k. Hofgartendirektor Umlauft im Auftrag von Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand mit viel Fingerspitzengefühl die ungezähmte Wildnis der umgebenden Auwälder und elegante doppelreihige Lindenalleen miteinander verschmelzen. Beim spannenden Schlosspark-Naturvermittlungsprogramm flanieren Besucher über weite Wiesen, bestaunen Baumraritäten und treffen auf Wasserskorpione, Gelbrandkäfer und Haarschopf-Pelzbienen.
Kloster Mayerling: Schicksalhafter Ort im Wienerwald
Eingebettet in die freundlichen Hügel des Wienerwaldes liegt die kleine Ortschaft Mayerling, deren Name untrennbar mit den dramatischen Ereignissen des 30. Januar 1889 verbunden ist: Im Schlafzimmer des Jagdschlösschens von Mayerling erschoss Kronprinz Rudolf seine junge Geliebte Mary Vetsera und sich selbst – eine Tragödie, die bis heute Rätsel aufgibt. Noch im selben Jahr beauftragte Rudolfs Vater Franz Joseph I. den Umbau des Jagdschlosses zu einem Karmelitinnenkloster als Ort der Sühne und Kontemplation. Am einstigen Tatort befindet sich heute der Altar des Schweigeklosters. Ein Informationsbereich im Garten der Anlage hält die Erinnerung an das weltbekannte historische Geschehen lebendig. Im schmucken Teepavillon, der als Teil des ursprünglichen Gebäudekomplexes erhalten und nach einem schweren Brand im Jahr 1967 neu renoviert wurde, bewundern Besucher die barock anmutenden Deckenmalereien, die einen Blick in den blauen Himmel andeuten.
Laxenburg: Ein Schlosspark wie im Märchen
Artstetten: Waldviertler Märchenschloss
Schloss Wartholz: Heimat für Aristokraten und Literaten
Im mondänen Kurort Reichenau an der Rax inmitten der Wiener Alpen steht umgeben von alten Nadelbäumen das schmucke Schloss Wartholz. Errichtet im Stil des Historismus nach Plänen des damaligen Stararchitekten Heinrich Ferstel, diente das hübsche Anwesen Erzherzog Carl Ludwig, dem Bruder von Kaiser Franz Josef I., zu Repräsentations- und Erholungszwecken. Durch den Bau der Südbahn wurde Reichenau zunehmend zum beliebten Ausflugsgebiet für ein Who-Is-Who aus Hochadeligen, Wissenschaftlern und Intellektuellen, die man auf Schloss Wartholz mit offenen Armen begrüßte.
Heute gibt sich im Literatursalon Schloss Wartholz die Crème de la Crème der Buch- und Theaterwelt die Klinke in die Hand. Größen wie Peter Turrini, Michael Heltau, Erwin Steinhauer, Christoph Ransmayr, Elfriede Ott, Claus Peymann und Julia Stemberger standen hier bereits am Lesepult. Ein besonderes Sommervergnügen sind hier auch die exklusiven Picknickmöglichkeiten am Ufer der Schwarza.