Zarte Lavendelpflanzen recken ihre lila-blauen Blüten der Sonne entgegen. Jetzt im Sommer, wenn ihr Gehalt an ätherischen Ölen sein Maximum erreicht, bricht auf dem Schwemmberg bei Altenmarkt-Zauchensee die Erntezeit an. Seit 2017 baut Michael Warter auf einem Steilhang seines 1200 Meter hoch gelegenen Furtlegg Gutes die Aromapflanze an und holt so ein Stück Provence ins SalzburgerLand. Duft-Säckchen, Sirup, Salz, Seife. Wer die Produkte des Biobauern kosten oder kaufen will, geht freitags ab 10.30 Uhr auf „Lila.Reise“. Während der 90-minütigen Führung, die pro Person 15 Euro kostet, nimmt der Lavendelbauer seine Gäste mit aufs Feld und lässt sie einen Steckling präparieren. In der Hütte, in der die Lavendelsträuße trocknen, schenkt Warter erfrischenden Sirup aus und informiert über die heißen, trockenen Klimabedingungen, die der Lavendel liebt und seine Böden bieten.
„Wir empfehlen, mit dem E-Bike zum Furtlegg Gut auf den zwischen Altenmarkt und Radstadt gelegenen Schwemmberg zu fahren“, sagt Klaudia Zortea, Geschäftsführerin von Altenmarkt-Zauchensee Tourismus. „So lässt sich die Schönheit der Landschaft am besten genießen und auf dem Rückweg bietet sich eine Einkehr in einer der schönen Hütten und Almen an.“ Die Führungen, für die man sich bei der Tourist-Information Altenmarkt anmelden muss, finden ab vier Teilnehmern statt und werden bis 25. September angeboten. Natürlich ist der Hof auch mit dem Auto zu erreichen.
Wenn der Klimawandel Blüten treibt
„Hitze und Trockenheit. Das mag der Lavendel. Grad, dass er nicht in einem Staubsaugerbeutel überleben kann“, sagt der sympathische Landwirt, der sich mit den Altenmarkter Touristik-Fachleuten zusammengetan hat, um möglichst vielen SalzburgerLand-Urlaubern seine lila Liebe näherzubringen. Die ist übrigens dem Klimawandel und einem Zufall zu verdanken. „Der Regen blieb immer öfters aus, die Böden trockneten von Jahr zu Jahr mehr aus“, erinnert sich der Forstwirtschaftsmeister und Biobauer. Das hat die landwirtschaftliche Nutzung der Felder im unwegsamen Gebirge noch weiter erschwert. Ein Zeitungsartikel über Lavendelbauern in Frankreich, der Warter damals in die Hände fiel, ließ ihn sein Glück wagen: An einer steilen Böschung direkt am Hof pflanzte er 150 Stöcke des Aromastrauches, der eigentlich im Mittelmeerraum beheimatet ist. Und wartete ab.
Die Lavendel-Liebe hat Wurzeln geschlagen
Drei Jahre und weitere 1200 Stöcke später weiß der 40-Jährige: „Die Entscheidung war die richtige.“ Die geologischen und klimatischen Bedingungen des Schwemmbergs passen optimal zum Lavendel. Zwar gibt es nach wie vor auch Rinderzucht und Grünlandwirtschaft auf dem Furtlegg Gut, doch stark eingeschränkt. Denn inzwischen haben die lila-blauen Büsche sowohl in der trockenen Braunerde des südseitigen Steilhangs tiefe Wurzeln geschlagen als auch in Warters Landwirts-Seele.
Temperaturen von bis zu 50 Grad im Südhang ertragen, per Hand ernten, mit der Sense jäten. Die versuchsweise eingesetzten Ziegen hatten die Liebe zum Lavendel leider zu sehr geteilt und statt des Unkrauts die Duftpflanze vertilgt. „Man muss es mögen“, sagt Warter angesichts der harten Arbeit trocken.
Zukunftspläne in Violett
Und er mag es. Duftsäckchen, Sirup, Speisesalz – zu diesen Produkten verarbeiten Warter und seine Lebensgefährtin Sabrina die getrockneten und abgeröselten Blüten selbst weiter. Nur die Seife lassen sie von einer Seifenzieherin in Salzburg herstellen. Noch. Denn der Salzburger Lavendel-Pionier hat weiter viel vor mit der kleinen Violetten. So will er in den kommenden Jahren sowohl Lavendel-Essig als auch eigenes ätherisches Öl produzieren. Mit einer Wasserdampf-Destillerie direkt am Hof. Das große Brennrecht besitzt er. Und auch die nötige Ausdauer, die der Lavendel seinen Bauern abverlangt.
Wenn aber Anfang Juli die ersten Gäste mit ihm auf „Lila.Reisen“ gehen, wird die robuste Aromapflanze ihre ganze Blütenpracht und ihren einmaligen Duft voll entfaltet haben und den Schwemmberg mit einer südfranzösischen Note überziehen. „Ich freu mich sehr auf interessierte Besucher“, sagt Michael Warter“, „es gibt unendlich viel zu erzählen.“