Die Perchtenläufe in der Tiroler Tourismusregion Alpbachtal sind mehr als nur ein uraltes Ritual: Hier wird ein Brauchtum gepflegt, das seit Jahrhunderten über Generationen weitergegeben wird. Während der Ort Breitenbach am Inn noch strikt am Überlieferten festhält, zeigt sich in anderen Orten, wie das Traditionelle behutsam mit der Zeit gehen kann – und auf einmal zur Pariser Fashion Week eingeladen wird. Die Perchten, das sind wilde Gestalten mit schaurigen Holzmasken und schweren Kostümen aus getrockneten Maisblättern, die, begleitet von krachenden Trommel-Rhythmen, durch das Dorf ziehen, um die bösen Geister des Winters zu vertreiben.
Wenn sich Anfang Dezember die Dämmerung über das Tiroler Unterland legt, verwandeln sich die Dörfer im Alpbachtal in mystische Schauplätze des Perchtenbrauchtums. Das „Peaschtl-laffn“ ist hier nicht nur eine Tradition, sondern ein fest verwurzelter Bestandteil des Dorflebens – und ein Spektakel.
Mit Kettensägen geschnitzt: Die Kunst der Holzmasken und Larven
Hexen, Hupfer und Trommler in den Ursprungsgemeinden und Tamperer
Gewänder aus Maisblättern
Die Hexe kehrt die bösen Geister aus dem Haus
Die moderne Seite eines uralten Brauchs
Aus dem Alpbachtal zur Pariser Fashion Week
Ein außergewöhnliches Ereignis für den Seidä Pass war ein Auftritt inmitten der modischen Avantgarde, der die Gruppe weit über die Region hinaus bekannt machte. Vor einigen Jahren erlangte eines ihrer Videos auf Social Media internationale Aufmerksamkeit. Die Rhythmen und das Erscheinungsbild des Seidä Pass fesselten das Publikum weltweit und zogen schließlich die Aufmerksamkeit des belgischen Modedesigners Walter Van Beirendonck auf sich. Die Anfrage kam überraschend – man wollte den Seidä Pass auf der Pariser Fashion Week sehen. „Wir dachten erst, das sei ein Scherz,“ erzählt Knapp, „aber der Designer hatte tatsächlich unser Video gesehen und wollte uns als Teil seiner Show dabeihaben.“ Der Auftritt sorgte für Aufsehen und wurde in der New York Times und Vogue erwähnt. Die 15 Stunden Busfahrt für 15 Minuten Auftritt hatten sich gelohnt.
Trotz globaler Bekanntheit empfinden die Mitglieder der Pass das Peaschtln als lokalen Brauchtum und sie freuen sich, wenn Menschen zu ihnen in die Orte des Alpbachtals kommen, um diese wunderbaren Rituale am 5. und 6. Dezember gemeinsam zu erleben. Der Hexentanz in Rattenberg ist eine Besonderheit, die jedes Jahr am Abend des 6. Dezember in den historischen Gassen der Stadt stattfindet. Feuer und die Rhythmen der Trommler begleiten den Tanz. Hunderte Zuschauer sind jedes Jahr dabei. Gebannt verfolgen sie, wie Tradition und die Interpretation davon zu einem unvergesslichen Spektakel verschmelzen. „Hier trifft das Alte auf das Neue, und für einen Abend wird Rattenberg zum Zentrum des Perchtenbrauchtums“, sagt Martin Knapp abschließend.