Die Wehrtürme auf Formentera spielten eine entscheidende Rolle in der Verteidigung und Sicherheit der Insel während des 18. Jahrhunderts. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, die Insel vor Piratenüberfällen und feindlichen Angriffen zu schützen, die in dieser Zeit häufig vorkamen. Die strategische Lage von Formentera im westlichen Mittelmeer machte es zu einem gefährdeten Ziel für Seeräuber, insbesondere aus Nordafrika, die die Balearen häufig plünderten.
Formentera war im 16. und 17. Jahrhundert wiederholt Ziel von Piratenüberfällen, die große Teile der Bevölkerung versklavten oder töteten. Die Wehrtürme dienten als frühes Warnsystem, um die Bevölkerung vor Angriffen zu warnen und Schutzmaßnahmen einzuleiten. Sie waren so platziert, dass man von jedem Turm aus einen weiten Blick über das Meer hatte. Bei drohender Gefahr konnten die Wächter durch Rauch- oder Feuersignale andere Türme und die Bevölkerung alarmieren, sodass sich die Inselbewohner rechtzeitig verstecken oder vorbereiten konnten.
Die Wehrtürme waren Teil eines Kommunikationssystems entlang der Küste von Formentera. Die Türme standen in Sichtweite zueinander, sodass Nachrichten schnell weitergegeben werden konnten. Dieses System ermöglichte eine rasche Reaktion auf feindliche Schiffe oder Bedrohungen. Dank dieses Signalsystems war es möglich, in wenigen Minuten die gesamte Küstenlinie von Formentera zu warnen, was für die Sicherheit der Insel unerlässlich war.
Die Türme boten einen idealen Überblick über die Schifffahrtsrouten und das umliegende Meer. Sie waren auf Hügeln und Klippen platziert, um eine möglichst weite Sicht zu haben. Die Küstenwächter überwachten das Meer ständig auf verdächtige Aktivitäten und konnten so frühzeitig erkennen, wenn feindliche Schiffe in Sichtweite kamen.
Insgesamt finden sich auf Formentera noch vier erhaltene Wehrtürme an verschiedenen Punkten der Küste:
Torre de sa Gavina
Der Torre de sa Gavina befindet sich an der Nordwestküste von Formentera, in der Nähe von Punta de sa Gavina. Dieser Turm diente dazu, das Meer zwischen Formentera und Ibiza zu überwachen. Von seiner Position aus konnten die Wächter einen guten Überblick über die Schifffahrtsrouten haben und auf mögliche Bedrohungen reagieren. Obwohl der Turm heute nicht zugänglich ist, bietet die Umgebung einen atemberaubenden Blick auf das Meer und die Küste von Formentera.
Torre des Pi des Català
Der Torre des Pi des Català liegt an der Südküste und ist der einzige der Wehrtürme, der heute für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Er wurde im Jahr 1763 erbaut und steht in der Nähe des Strandes von Migjorn. Dieser Turm spielte eine bedeutende Rolle im Verteidigungssystem der Insel, da er eine weite Sicht auf das offene Meer bot und Angriffe frühzeitig erkennen konnte. Besucher können den Turm heute besichtigen und von oben einen wunderbaren Ausblick auf die Küste und das Meer genießen.
Torre de Punta Prima
Der Torre de Punta Prima liegt an der Ostküste Formenteras, in der Nähe des Ortes Es Pujols. Dieser Turm wurde ebenfalls im 18. Jahrhundert erbaut und bot eine hervorragende Sicht auf das Meer und die umliegende Küste. Besonders die Lage an der östlichen Spitze der Insel machte ihn zu einem wichtigen Aussichtspunkt, um ankommende Schiffe frühzeitig zu entdecken.
Torre des Garroveret (La Mola)
Der vierte erhaltene Turm, der Torre des Garroveret, liegt an der felsigen Klippe von La Mola im Osten der Insel. Von hier aus hatte man einen weiten Blick auf das Mittelmeer und konnte das Gebiet überwachen. Der Turm ist nicht zugänglich, aber die beeindruckende Lage an der Klippe bietet eine fantastische Aussicht auf das Meer und die Küstenlinie.