Trüffelhunde in Navarra
Sie verstehen ihr Handwerk: Trüffelhunde bei der Arbeit in der Nähe von Metauten in Navarra. Bild: Turespaña, Carmen Frentiu

Auf Pilz- und Trüffelsuche durch die Ebenen Spaniens

Wenn morgendliche Nebelschwaden die Wälder der Bergregionen Spaniens einhüllen und sich die Bäume ein buntes Kleid anlegen begeben sich zahlreiche Natur- und Gaumenfreunde auf Wanderschaft. Den Blick nach unten gesenkt, streifen sie durch Wiesen, Pinien-, Buchen- und Eichenwälder, schließlich wachsen in Spanien an die 2.000 Pilzarten.

Der Job hier draußen macht ihnen sichtlich Spaß. Mit vollem Elan stürzen sich Trufa und Manuel auf unterschiedliche Plätze im Feld und beginnen unter den Bäumen wild zu graben bis ihr Herrchen Chencho herankommt und das schwarze, nicht gerade appetitlich aussehende Etwas aus dem Boden gräbt. Dabei handelt es sich um eines der teuersten Lebensmittel der Welt, den schwarzen Trüffel, Tuber Melanosporum, für den Liebhaber pro Kilo zwischen 600 und 1.000 Euro zahlen. Wir befinden uns in Navarra, unweit von Metauten. Hier wurde am Fuß des langgestreckten Gebirgszugs der Sierra de Santiago de Lokiz das erste Museum eröffnet, das sich ganz dem „schwarzen Diamanten“ der spanischen Küche widmet.

Ein Museum für die Trüffel in Navarra

Bevor man sich gemeinsam mit Chencho und seinen beiden Spürhunden in die nahe Natur aufmacht, erfährt man eine ganze Menge zu dem, bei Feinschmeckern hochgeschätzten Pilz, der bereits in der griechischen Antike bekannt war und dem man aphrodisierende und heilsame Kräfte nachsagte, um den sich aber auch allerhand Legenden rankten. Ist es doch auch der einzige Pilz, der nicht ans Licht der Oberfläche wächst, sondern etwa 50 cm bis 1 Meter unter der Erde, im Schutz von Eichen und Steineichen reift.

Trüffel Navarra intensiver Duft
Erdiger Geruch, intensiver Geschmack: Trüffel, der "schwarze Diamant" unter den Pilzen. Bild: © Turismo de Navarra

Im 19. Jahrhundert kam der „schwarze Diamant“ – so zum ersten Mal vom Gründer der modernen Gastronomie Anthelme Brillat-Savarin genannt – von Frankreich zunächst nach Katalonien und danach ins restliche Spanien. ¨Früher wurden Schweine für die Trüffelsuche genutzt. Da die aber die Köstlichkeit auch gerne gleich selbst verspeisten, wurden Hunde für das Aufspüren der Trüffel ausgebildet. Von Dezember bis März bietet das Museum von Metauten neben dem eigentlichen Besuch auch diverse Ausflüge an, um die Tiere auf der Trüffelsuche zu begleiten sowie natürlich die Verkostung der gastronomischen Feinkost.

Pilzernte in Navarra
Reiche Ernte. Pilze sammeln in Navarra. Bild: © Francis Vaquero/Turismo de Navarra

Wer in den Herbstmonaten nach Navarra reist, wird aber auch ein reiches Angebot rund um den ganz normalen Pilz finden, denn die Region ist wie überall in den Pyrenäen ein wahres mykologisches Paradies. Ob Pfifferling, Saitling oder Steinpilz, in den Wäldern Navarras kann man sie auf geführten Touren und Kursen erkennen lernen und natürlich hinterher verkosten.

Trüffelparadies Maestrazgo, die Region der Ordensritter

Aber auch in anderen Regionen des Landes kann man sich in den Herbst- und Wintermonaten auf Trüffel- und Pilzsuche machen. Tatsächlich ist Spanien mit einem 50-prozentigen Anteil heute einer der weltweit größten Erzeuger und Exporteure von schwarzen Trüffeln. Weshalb wir uns jetzt auf den Weg  nach Aragón, zunächst in die Gegend des Maestrazgo in der Provonz Teruel begeben. Die touristisch nahezu unbekannte Region mit wilden Naturlandschaften, Gebirgs- und Hügelketten, schroffen Felslandschaften, Wäldern, tiefen Schuchten und einsamen, scheinbar vergessenen mittelalterlichen Dörfern wie Mosqueruela oder Mora de Rubielos ist unbedingt eine Entdeckung wert für alle, die ein noch unberührtes, kaum besuchtes Stück Spanien suchen.

Wolkenverhangenes Dorf im Maestrazgo
Wolkenverhangenes Dorf im Maestrazgo. Bild: Turespaña

Sie erstreckt sich über die Autonomieregionen Valencia und Aragón. Zahlreiche Burgen weisen auf ihre Vergangenheit hin, als die Region von Ritterorden regiert wurde. Heute ist der Maestrazgo bei Gastronomen und Gourmets bekannt für seinen Trüffel- und Pilzreichtum. Morella in der Provinz Castellón ist ein Kleinstädtchen, das gekrönt wird von einem mächtigen Burgberg, versammelt im Frühjahr zahlreiche Gastronomiekenner zu speziellen Märkten und Tagungen rund um den „Schwarzen Diamanten“ des Maestrazgo.

Burg von Morella
Die Burg von Morella. Bild: © Consorcio Camino del Cid

In der Nachbarregion Aragón und der Provinz Teruel liegt mit dem Gemeindegebiet Gúdar Javalambre eines der wichtigsten Produktionsgebiete des schwarzen Trüffels in Spanien mit herausragender Qualität. Auch wer sich in dieser zweifelsohne sehr reizvollen Region aufhält, sollte sich zwischen Dezember und März nicht das Erlebnis der Trüffeljagd entgehen lassen.

Abseits der bekannten Routen: Auf Pilz- und Trüffelwanderung in Soria

Genau in diesen Monaten wird auch in der Region von Soria in Kastilien León der Schwarze Trüffel gesammelt. In zahlreichen Ortschaften der Region werden in diesen Monaten Märkte veranstaltet und spezielle Tage wie „Soría y Trufa“ oder „Die goldene Trüffelroute“. Es gibt Ausflüge in die Natur, um bei einer Trüffeljagd dabei zu sein und viele Restaurants bieten Spezialmenüs an.

Pilzspezialitäten aus Soria
Pilzspezialitäten aus Soria Bild: © Fundación Siglo para el Turismo y las Artes de Castilla y León

Aber schon im September rüstet sich die Region, die ansonsten mit herrlichen mittelalterlichen Dörfchen, nicht wenige von ihnen fast oder ganz verlassen, und Schmuckstücken aus der Romanik aufwartet, mit Touren und Wanderwegen zur Pilzsuche. Steinpilze, Pfifferlinge, Distelpilz, Edel-Reizker und viele andere Pilzsorten erfreuen das Herz von Gourmet und Naturfreunden in den Pinien- und Eichenwäldern der Region.

Auf Pilzsuche in den Pyrenäentälern Kataloniens

Wie in den Pyrenäenwäldern Navarras und Aragóns zieht es zahlreiche Pilzliebhaber auch in den Nordosten Spaniens in die Täler der Pyrenäen Kataloniens.

Vor dem Hintergrund der mächtigen Bergriesen, deren Kuppeln und Flanken of schon mit dem ersten zarten Weiß bedeckt sind, finden sich Pilzfreunde vor allem zwischen Ende September und Anfang November ein. Dann wird eingeladen zu gastronomischen Tagen, wie den Pilztagen von Solsonés oder zu Ausflügen mit Pilzsammeln, Workshops und Kursen wie im herrlichen Val d’Aran.

In Katalonien gilt seit Jahrhunderten Bergueda als die beste Gegend zum Pilzesammeln. Von Anfang Oktober bis Mitte November werden in verschiedenen Restaurants in der Region die „Jornades de la Cuina del Bolet“ – „Tage der Pilzgerichte“ veranstaltet, an denen man spezielle Menüs mit einer Vielzahl von lokalen Produkten genießen kann.

Ebenso Anfang Oktober wird in Berga der “Concurs de Boletaires“ veranstaltet, ein Pilzwettbewerb, der auf eine Geschichte von mehr als 50 Jahren zurückschauen kann. Dann kommen Pilzfreunde von fern und nah zusammen, um in einen Wettbewerb zu treten, bei dem der beste Pilzsucher gesucht wird.

Setcases Fiesta del Bolet
Setcases liegt eingebettet in die herrliche Landschaft der Vorpyrenäen Kataloniens. Die „Fiesta del Bolet“ findet im September statt. Bild: © Turespaña; Stelian Frentiu

In den Vorpyrenäen Kataloniens feiert das Städtchen Setcases bereits am dritten Septemberwochenende seine „Fiesta del Bolet“ und gibt damit den Startschuss für zahlreiche Pilzmärkte in der Region. Auch findet in diesem Städtchen im September die erste Messe für Pilze in Katalonien statt mit gastronomischen Tagen zum Thema und Pilzmenüs in den Restaurants des Ortes. Sämtliche Restaurants lassen es sich nicht nehmen, zwischen Mitte September und Mitte Oktober Pilzspezialitäten auf ihren Speisekarten anzubieten.

Ebenfalls in der Vorpyrenäenregion liegt Castellar de la Ribera. Unter dem Motto: „Pilze, das bestgehütete Geheimnis“ findet an den Wochenenden zwischen September und Dezember ein unterhaltsamer Workshop in den umliegenden Wäldern statt, bei dem die besten Plätze gezeigt werden, wo Pilze zu finden sind. Dabei lernt man auf einer geführten Wanderung, wie man die Pilze findet, klassifiziert und zubereitet.

In Castellterçol in der Provinz Barcelona wird am letzten Sonntag im Oktober die traditionelle Messe für Pilze und medizinische Heilpflanzen veranstaltet mit Pilzwettbewerben,  Verkostungen und Natur-Workshops.

Montseny, im Hinterland von Barcelona gelegen, ist nicht nur seines Pilz- und Gastronomie-Wochenendes, das es Anfang November begeht, eine Herbstreise wert. Naturfreunde finden hier zwischen Barcelona und den Pyrenäen gelegen ein wunderbares Biosphärenreservat und einen Naturpark plätschernden Gebirgsflüssen, ein fast 2.000 Meter hohes Gebirge und wunderschöne mittelalterliche Dörfer mit sehenswerten Burgen und Dörfern. Anfang November findet hier ein Wettbewerb rund ums Pilze-Suchen statt.

Herbsterlebnis in den dichten Eichenwäldern Asturiens

Dichte, sattgrüne Wälder überziehen die Hügelketten rund um Cangas de Narcea in Asturien im Norden Spaniens. Hier befindet sich eines der größten Waldgebiete der iberischen Halbinsel mit dem Naturpark der Fuentes del Narcea, Degaña e Ibias und dem Biosphärenreservat von Muniellos, der darüber hinaus zu den besterhaltenen Eichenwäldern Europas zählt. Natur- und Pilzliebhaber kommen auch hier in der Stille dieser unendlich scheinenden Waldlandschaft, die uralte geschichtliche Zeugnisse wie Dolmengräber und die alten Rundhäuser, die Pallozas der keltischen Vorfahren birgt, im Herbst voll auf ihre Kosten.

Den ganzen November über finden im Städtchen Cangas de Narcea gastronomische Tage rund um die Pilze statt, mit Menüs, in deren Mittelpunkt das Produkt aus den Wäldern steht, alles natürlich begleitet vom Nationalgetränk Asturiens, der Sidra.

In den Sierras des Südens

Zum Abschluss ein Sprung in den Süden Spaniens. Mehr als 400 Pilzsorten, darunter in der Mehrzahl Morcheln und der schmackhafte Kräuterseitling, zählen Kenner in der Sierra de las Nieves in der andalusischen Provinz Málaga. Im Städtchen Júzgar gibt es gar ein Pilzmuseum, das über alles rund um die Pilze und die Besonderheiten beim Sammeln informiert und in Cortes de la Frontera werden alljährlich im November Pilztage mit Festcharakter organisiert.

Gerade im Herbst, wenn sich die Hitze des andalusischen Sommers gelegt hat, ist es besonders schön, diesen Teil des spanischen Südens, der zur Serranía de Ronda gehört, zu erwandern. Ausgehend von dem weißen, über der Tajo-Schlucht schwebenden Städtchen Ronda, in das sich bereits der deutsche Dichter Rilke verliebt hatte, lassen sich die tiefen Schluchten, Steineichen- und Nadelwälder mit dem hier einheimischen, wohlriechenden Pinsapo-Baum am besten entdecken. Dazwischen liegen die verträumten weißen Dörfer Andalusiens mit ihren engen Gassen, roten Ziegeldächern und gemütlichen Playas, auf denen man die ruhigen Herbsttage ausklingen lassen kann.

Ein ganz besonderer Genuss bietet die Sierra de Aracena mit dem berühmten Pata Negra- oder Schwarzhufer-Schinken von den Iberischen Schweinen. Aber auch Pilzkennern ist die Region, die zur Provinz Huelva gehört und im Hinterland der Costa de la Luz liegt, ein Begriff. Besonders zahlreich ist das Vorkomen von Wulstlingen und Steinpilzarten. Mitte November kommen zahlreiche Pilzfreunde in die kleine Stadt Aracena, in deren Zentrum sich die ehemalige Burg nebst Templerkirche erheben, zu den gastronomischen Tagen rund um die Spezialität. Dann gibt es Pilzwanderungen in die waldreiche Umgebung und zahlreiche Restaurants bieten gastronomische Kostproben mit Pilzmenüs an.

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