Wer das karibische Lebensgefühl begreifen möchte, beginnt am besten bei der Musik. Karibische Klänge sind auf vielen Inseln allgegenwärtig und mehr als bloße Unterhaltung: Sie erzählen die bewegende Geschichte der Region und berichten von Widerstand, Solidarität und Freiheitsliebe. Wichtigstes Instrument sind dabei die Steelpans, auf Antigua und Barbuda fester Teil des Insellebens.
Von den Plantagen auf die Straße
Der Ursprung dieser Musik reicht in die Zeit der Sklaverei zurück, als Feldarbeiter Bambusstöcke unterschiedlicher Länge zum Musizieren nutzten. In den 1930er Jahren suchte man robustere Alternativen und entdeckte, dass Dellen in Metalldosen verschiedene Tonhöhen erzeugten. Der Prototyp der Steelpan war aus einer Keksdose geboren. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Keksdose zur heutigen Steelpan: Ein 55-Gallonen-Ölfass, das durch Hämmern, Erhitzen und Ausdünnen in eine konkave Schüsselform gebracht und mit Vertiefungen entlang markierter Notenlinien versehen wird.
Karibische Wanderarbeiter brachten die Steelpan nach Antigua, wo sie begeistert zum Einsatz kam. Eine der ersten Bands, die sich 1945 um die Steelpan formierte, waren die Hells Gate. Sie hatten zuvor bereits Musik mit Hohlrohren, Radkappen und Backformen gemacht und gelten mittlerweile als die am längsten ununterbrochen auftretende Steelband der Welt.
Heute gibt es acht große Steelpan-Orchester auf der Insel mit teils über hundert Mitgliedern. Solokünstler zeigen in den Straßen ihre Künste. Restaurants und Hotels werden zu Austragungsorten von Festivals. Einer der schönsten Orte für echten Steelpan-Rhythmus ist Shirley Heights, ein restaurierter Kolonial-Wachposten oberhalb von English Harbour mit der angeblich besten Aussicht der Insel. Jeden Sonntag von 16 bis 22 Uhr ertönen hier die Steelpans und Einheimische feiern mit Besuchern bei Barbecue in den Sonnenuntergang – übrigens einer der spektakulärsten der Insel.
Noch intensiver ist das Steelpan-Erlebnis beim Antigua Carnival, der alljährlich im Sommer stattfindet. Mit fantastischen Kostümen, Paraden und Straßenfesten feiert die Insel 13 Tage lang das Leben, begleitet vom Donnern der Steeldrums und zahllosen Schaulustigen, die zu karibischen Soca- und Calypsoklängen tanzen.