Die frische Septemberluft kündigt in Island das Ende des Sommers an. Tag und Nacht sind für kurze Zeit gleich lang, bevor die Winterdunkelheit Einzug hält. In ganz Island ist der September auch der Zeitpunkt, an dem der alljährliche und traditionelle Schafabtrieb (réttir) stattfindet. Der Réttir ist eine kollektive Anstrengung von Landwirten, Landbesitzern und Gemeinden, um die Schafe, die sich während der Sommermonate frei im Hochland bewegen, ausfindig zu machen und in große Ställe zu treiben, damit sie vor dem Schneetreiben zu ihren Höfen zurückkehren können.
Islands Lämmersaison
Die Geschichte des Réttir
Das Schaf- „Roundup“
Der Réttir Prozess ist ein beeindruckendes Erlebnis. Die Lämmer, die durch das Weiden im Sommer nun prall und kräftig sind, wuseln in einem schnellen Durcheinander herum. Es ist eine hektische Arbeit, die aber gut klappt, wenn die Leute zusammenarbeiten und sich mit den Tieren arrangieren können. Menschen aller Altersgruppen stürzen sich in das Wollmeer. Am Ende des Tages, wenn die meisten Lämmer sortiert sind, gibt es eine große Feier. Gebäck und Kaffee werden in großen Mengen verteilt, oftmals wird aus dem Stehgreif gesungen und die mit Wolle gekleideten Bauern genießen ein oder zwei wohlverdiente Getränke. Alle freuen sich, dass sie ihre Arbeit gut gemacht haben – und dass es auch im nächsten Winter noch genug zu essen geben wird.
Es ist sehr empfehlenswert, einen Réttir zu sehen oder sogar daran teilzunehmen. Es ist eine faszinierende Mischung aus Tradition, kontrollierter Rangelei und einem Einblick in die isländische Geschichte. Viele Reiseveranstalter bieten für diejenigen, die etwas Zeit im Pferdesattel verbringen möchten, Reisen zur Teilnahme an den Zusammenkünften an.